Eine Frage des Geschmacks

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Auf der Rückfahrt vom Autokino redeten die zwei Liebenden noch angeregt und begeistert über den Film. Denn entgegen aller Erwartungen, hatten sie das meiste und vor allem das wichtigste mitbekommen. Auch wenn Hände schon mal auf Wanderschaft gegangen waren und Jean Luzi ein: „Gut, dass hier Niemand sehen kann, wo meine Hand ist", ins Ohr geraunt hatte. So war es doch alles relativ unschuldig und noch im Rahmen geblieben.

Aber nun waren sie bei Luzi wieder angekommen, der auch gerade die Tür zu seinem Reich aufschloss und Jean den Vortritt ließ, der auch sogleich Schuhe und Jacke auszog.

„Hast du was Essbares hier?", jammerte der Halbfranzose dann auch gleich los. Popcorn schön und gut, aber er hatte trotzdem noch Hunger, auf was Richtiges und was Warmes. Und so wie er Luzi kannte, hatte dieser bestimmt auch noch Hunger.

„Ich mache uns ein paar Nudeln, mein Schatz. Wie klingt das? Die gehen nämlich auch schnell."

„Mhm, ich komme mit", er folgte Luzi direkt in seine Küche.

„Willst du irgendeine Sauce dabei?", fragte das L, während er schon einen Topf herangenommen hatte und diesen mit lauwarmem Wasser füllte. Dann stellte er diesen auf den Herd, machte eben jenen an, natürlich nur die Herdplatte die gerade gebraucht wurde, gab noch ein wenig Salz und Öl in das Wasser und schloss dann den Deckel. Zum Einen ging es so schneller, zum Anderen wurde dann auch weniger Energie verschwendet.

„Tomatensauce?", er hatte ein Glas davon im Regal stehen sehen und holte es auch sogleich herunter als Luzi nickte und bereits einen weiteren, kleinen Topf aus seinem Schrank hervorzauberte.

„Gerne, wenn du magst... und falls der Hunger jetzt zu groß ist... Wenn du Glück hast, ist im Kühlschrank noch ein echter Fruchtzwerg."

Das sah Jean jedoch gar nicht ein. Stattdessen schmiegte er sich an den Rücken des Kleineren und schlang seine Arme um diesen. So konnte er sich auch ganz einfach hinunter beugen und seinen Hals anknabbern. „Ich will aber nur meinen Fruchtzwerg."

Direkt seufzte der Dudelsackspieler auf und legte den Kopf ein wenig zur Seite, sodass Jean mehr Platz hatte. „Und nur du darfst mich auch auslöffeln."

Jean prustete an Luzis Hals los. „Was machst du denn dann? Mich fruchtzwergen?", ihm war mehr als bewusst, dass das kein existierendes Verb war. Dann hatte er eben ein Wort neugeschöpft, Luzi würde ihn schon verstehen.

„Nee, ich bekleckere dich aber", er hob seine Hand und legte sie kichernd an Jeans Wange, die er auch sogleich mit seinem Daumen begann zu liebkosen, als der Halbfranzose sich mehr an ihn schmiegte.

„Mhm, das ist schön", sagte er leise.

„Finde ich auch", nickte das L. „Richtig schön... heimelig. Weißt du, was ich meine?"

„Ja, ich fühle mich auch zu Hause. Geliebt und angekommen, wenn ich bei dir bin."

„Ich auch, genau. Und alltägliche Sachen wie kochen, die werden auf einmal schön und besonders", er lächelte und schielte kurz zu dem Topf mit Glasdeckel hinab. Aber das Wasser kochte noch nicht.

„Und nicht mehr so nervig und blöd, sondern sie machen Spaß." So war es wirklich. Kochen war meistens eine Pflicht, etwas das man tun musste, wenn man Hunger hatte. Aber wenn man schon mal für jemand Anderes mit kochte, dann war es nur noch halb so schlimm. Und wenn dieser Jemand dann auch noch mit einem kuschelte während man kochte, dann wurde auf der Pflicht ganz schnell eine kuschelige Aktivität.

„Ja genau. Weil man sie zusammen oder für jemanden machte", stimmte Luzi seinem Gedankengang praktisch direkt zu.

„Das ist wirklich schön", er schmiegte sich noch ein wenig mehr an. „Und man kann kuscheln."

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt