Die Wahrheit tut weh

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Luzi war am Werkeln, als Jean die Küche betrat. Das hieß im Prinzip nur, dass er fix die Spülmaschine eingeräumt hatte und nun die gewünschten Sachen zusammen sammelte und auf die Arbeitsplatte stellte. Den Halbfranzosen bemerkte er erst, als sich eben jener vom Türrahmen abstieß, die Tür hinter sich zu zog und in den Raum trat.

„So einen Hunger?" fragte das L verwundert. Er hätte nicht erwartet, dass man ihm folgen würde.

Doch Jean schüttelte den Kopf, während er sich so eng hinter seinen Freund stellte, dass er mit seiner Brust an dessen Rücken stand. Er schlang seine Arme um den Kleineren, legte seine Hände auf Luzis Bauch und sein Kinn auf dessen Schulter. „Ich wollte nur nach dir sehen, Liebling..."

„Ist alles in Ordnung?" lehnte der Dudelsackspieler sich zurück und hob einen Arm, um seine Hand an Jeans Wange zu legen. Ihm gefiel diese Position, sie war so vertraut und kuschelig. Sie hatte auch etwas Intimes und Beruhigendes.

Instinktiv schmiege der schwarzhaarige Trommler seine Wange in die Hand des Andere. „Ja... Ich wollte wissen, ob bei DIR alles in Ordnung ist." Eine Hand löste er von Luzis Bauch, um sie stattdessen auf dessen Hand zu legen, die immer noch auf seiner Wange ruhte.

„Ein Schniefen ertönte von dem Gespiercten. „All die Jahre... habe ich Meinesgleichen gegessen.... Ich Monster!" ein Grinsen umspielte seine Mundpartie und er drehte sich zu seinem Freund um und schmiegte sich wieder eng an dessen Brust.

Verdutzt starrte Jean hinunter zu seinem Fruchtzwerg. Er schlang wieder beide Arme um die zierlichere Gestalt. „Küss mich..." bat er und suchte die meerblauen Augen.

Luzi musste sich auf die Zehenspitzen stellen und schlang deswegen seine Arme um Jeans Nacken, damit er wirklich ordentlich dran kam. Dann, legte er auf Jeans Wunsch hin, zärtlich seine Lippen an die des Halbfranzosen, bewegte sie ganz sanft und erfreute sich daran, dass sein Freund es erwiderte.

Noch enger drängte sich der Trommler an den Kleineren, verfestigte seinen Griff um ihn und während er die Augen schloss, öffnete er seine Lippen bereitwillig und wartete, dass Luzi den Wink verstand und seine Zunge einsetzte. Und eben jener ließ sich natürlich nicht lange bitten, sondern stupste frech und spielerisch die Zunge seines Löffels an, forderte sie auf die Geste zu erwidern und das tat Jean dann auch. Nachdem er ein zufriedenes Brummen verlauten gelassen hatte und seinen Liebsten sogar NOCH ein Stückchen näher gezogen hatte.

Ein Grinsen konnte sich das L nicht verkneifen, während er sich mehr an den Größeren lehnte und seine Hände in dessen schwarze Strähnen krallte und ihn so an sich hielt. Wie er diesen Moment doch genoss. Ihre Zungen, die miteinander tanzten und dann auch noch so eng aneinander stehend. Von ihm aus, hätte dieser Moment ewig währen können.

„Ich liebe dich..." löste der Halbfranzose sich schließlich und flüsterte eben jene Worte direkt an die Lippen, die er gerade geküsst hatte.

„Ich lieb' dich mehr", strahlten meerblaue Augen und ein amüsierter Laut entwich dem Trommler, ehe er wieder ernst wurde.

„Ist wirklich alles okay?" Denn es kam ihm nicht so vor. Sonst hätte Luzi nicht so komisch reagiert gerade eben. So die... Flucht ergriffen.

Langsam nickte der Dudelsackspieler und sah fest in die schokobraunen Augen, die er so sehr liebte. „Ja, nur..." begann er, „Mir... macht es nur leicht zu schaffen, wie... wie Alea hier aufgetaucht ist, so... so aufgelöst und... außer sich."

„Was meinst du? Schatz... ich... bitte versteh das nicht falsch. Ich will nur dich. Und ich liebe auch nur dich", seine schokobraunen Augen waren geweitet und er wirkte regelrecht panisch.

„Das meinte ich nicht... Liebling... Löffel", er legte seine Hand wieder an Jeans Wange und begann ihn beruhigend mit seinem Daumen zu streicheln. „Nur... er, also Alea, er hatte Angst... um dich. Und es klang... es klang, als würde er das Schlimmste erwarten..."

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt