Ein Konzert mit Tücken

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Die Stimmung war mal wieder der Hammer, die Scheinwerfer wie immer fast schon verboten heiß und das Publikum jubelte und sang mit und teilweise schrien sie sich auch die Lungen aus den Leibern. Oder kurz gesagt, ihr Konzert schlug mal wieder ein wie eine Bombe.

Jean grinste und wischte sich schnell mit dem Handrücken über die mit Schweiß benetzte Stirn, um dann direkt weiter zu spielen. Es war wie immer einfach nur ein atemberaubendes Gefühl, wenn das Publikum so mitmachte. Es machte einfach nur Spaß.

Jean ließ seinen Blick wieder über die grölende und springende Menge wandern. Alea heizte ihnen mal wieder richtig ein. Aber der Sänger war nicht der einzige, der seinen Spaß hatte. Auch Elsi und Till, letzterer hatte seine eigentliche Position verlassen und spielte seine Gitarre nur Rücken an Rücken mit dem langhaarigen Dudelsackspieler, hatten große Freude an dem, was sie da taten.

Und Luzi, sein Luzi war auch wie immer ganz vorne mit dabei, leider sehr weit von ihm entfernt und hüpfte mit Alea auf der Bühne herum, ließ sich von diesem auch immer wieder anspornen zu irgendwelchem Quatsch. Es war nicht so, als ob er einen Ansporn brauchen würde, er bekam das nämlich auch super alleine hin. So wie er gerade zeigte, als er sich mitten auf der Bühne hinlegte und vom Boden weiterspielte.

Der schwarzhaarige Trommler musste schmunzeln. Da war er mal wieder, das Kind in seinem Fruchtzwerg.

Aber auch als der Song endete, stand Luzi nicht wie gewöhnlich auf. Jean runzelte die Stirn und beobachtete einen grinsenden Sänger, der an die Seite seines Furchtzwergs sprang und diesem die Hand anbot. Doch das Grinsen auf den Zügen des Ziegenbärtigen verschwand recht schnell und Jean beobachtete von seiner Position, dass er sich zu seinem Liebsten hinkniete und irgendetwas zu ihm sagte. Auch Falk kam dazu und stellte sich so ungünstig, dass Jean gar nichts mehr sehen konnte. Er war also drauf und dran seine Drumsticks wegzulegen, als Alea sich wieder erhob und das mit dem Dudelzwerg auf den Armen. Er wirkte auf einmal viel ernster und er brachte Luzi dann sogar hinter die Bühne, wo die Fans nichts mehr sehen. Leider auf der falschen Seite, sodass Jean auch nicht viel mehr sah, als dass Alea ihn ablegte, seine Beine hochlegte und augenblicklich die Crew sich um Luzi kümmerte, während Alea wieder auf die Bühne kam. Der Sänger zeigte an, dass die Show weitergehen sollte und höchst widerwillig blieb der Halbfranzose am Schlagzeug. Am liebsten wäre er nun zu Luzi gerannt, aber er verstand, dass die Show erst einmal weitergehen musste und auch, dass die Crew sich nun gut um seinen Liebling kümmern würde...

Beim nächsten Song hielt Jean es aber doch nicht mehr aus. Während der Ansage schlich er, wie er hoffte unauffällig, über die Bühne zu seinem Liebling, der da immer noch lag, mit geschlossenen Augen, den Beinen hochgelegt und recht blass um die Nase wirkend. Der Trommler musste bei diesem Anblick schlucken. Sein armer Schatz, was war nur mit ihm los?

„Luzi? Schatz?", er kniete sich zu ihm und hoffte, dass er ansprechbar war.

„Mhm? Jean?", kam einen Moment später die leise Antwort von dem kleineren Schwarzhaarigen. Er war also ansprechbar, das war wenigstens etwas. Und er öffnete auch ganz leicht die Augen.

„Ja, ich bin's...", er strich kurz über Luzis Wange. „Wie geht's dir?"

„Nicht gut", antwortete der Angesprochene leise, aber er lehnte sich auch leicht in den Kontakt.

„Ruh dich aus...", er küsste seine Stirn, wohlwissend, dass er nicht sehr viel Zeit hatte. Lasterbalk konnte die Ansage ja nicht ewig lang machen und sie wollten das Publikum ja auch nicht ewig warten lassen.

„Kommst du gleich zu mir?", er klang sehr leidend.

„Natürlich... sofort nach der Show", versprach der Halbfranzose ohne Umschweife.

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt