Bruderliebe und Freundschaft

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„Na dann..." zuckte das L entschuldigend mit den Schultern. Er klaute sich noch einen raschen Kuss von seinem Liebsten und verließ dann das Schlafzimmer, um den Sänger ordentlich zu empfangen. Dieser hatte sich nämlich leicht panisch angehört.

„Luzi!" ließ der blonde Spielmann verlauten, kaum dass seine Augen auf den kleineren Mann trafen. Auch trat er ein paar schnelle und lange Schritte auf seinen Kollegen zu, bis er direkt vor eben jenem stand und seine Schultern greifen konnte. „Hast du irgendetwas von Jean gehört? Bitte sag mir, dass du weißt wo er ist. Ich kann ihn nämlich seit Stunden nicht erreichen und bei seiner Wohnung war ich auch schon, aber er macht nicht auf. Und ich mache mir langsam wirklich Sorgen, hast du..." dort brach er ab, da seine dunkelbraunen Augen gerade die dritte Person im Raume erblickt hatten, die ein wenig später als Luzi hineingetreten war und den Sänger nun mit großen Augen ansah.

„Alea..."

„Jean!" unterbrach er den gesuchten Schlagzeuger und bevor dieser auch nur in der Lage war irgendwie anders zu reagieren, hatte der Sänger bereits die Distanz zwischen ihnen überbrückt und die Arme fest um seinen besten Freund geschlungen. „Jean! Tu mir das nie wieder an, hörst du? Nie wieder!"

„Alea..." begann er wieder schwach. Er legte ebenfalls die Arme um den aufgewühlten Mann und sah dann hilfesuchend zum L, der genauso überrascht und überwältigt von dem plötzlichen Auftreten Aleas war.

„Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!" sprach der Ziegenbärtige weiter. „Seit Stunden habe ich versucht dich zu erreichen und es kam nichts. Du hast die Nachrichten noch nicht mal gesehen und nach der ganzen Aktion mit Laura und dem Bild und... ich weiß doch, dass du dir Gedanken gemacht hast und... oh Gott, Jean! Tu mir das nie wieder an!" schluchzte er in die Brust seines besten Freundes. Er war völlig aufgelöst und fertig mit der Welt.

„Alea... es tut mir leid... ich habe vergessen auf mein Handy zu schauen und dann habe ich es auch noch zu Hause liegen gelassen und..." doch hier brach er ab, weil er selber merkte, dass das gerade keinen Sinn hatte. Er kam nicht zu dem Sänger durch, der sich immer noch wie ein Ertrinkender an ihn klammerte und nicht losließ. Auch benetzten die ersten salzigen Tränen das Shirt des Halbfranzosen, weswegen er sich und seinen Kumpel langsam zur Couch bugsierte, wo Luzi schon eilig ein paar Sachen von geräumt hatte.

Er setzte sich auf das Möbelstück und zog Alea mit sich, der seinen Klammergriff auch jetzt nicht löste, obwohl sie so eng beieinander saßen, beziehungsweise in Aleas Fall halb knieten.

Luzi warf den Beiden einen besorgten Blick zu, machte sich dann aber daran, wenigstens die Couch einigermaßen benutzbar zu machen. Es war aber auch einfach nur ein schlechtes Timing mit seiner Aufräum- und Ausräumaktion gerade. Denn eigentlich hatte er das schon letzte Woche machen wollen.

Aber da er es jedes Mal aufs Neue mit den unterschiedlichsten Ausreden verschoben hatte, hatte er erst heute damit angefangen und nun hatten er, Jean und Alea den Salat. Wobei Letzterer scheinbar andere Sorgen hatte momentan. Was lernte man also daraus? Man sollte Dinge am besten immer sofort erledigen und nicht aufschieben.

„Kann ich irgendetwas tun?" fragte er leise, als seine Augen die schokobraunen seines Freundes trafen.

Jean überlegte kurz, musste dann aber den Kopf schütteln. Da half nichts. Alea war am besten damit geholfen, ihn einfach weinen zu lassen. Seine Sorgen somit durch die salzige Flüssigkeit hinaus spülen zu können.

Und tatsächlich, es dauerte auch gar nicht allzu lange, dann begannen die Schluchzer langsam zu verklingen und auch die Tränen des Blonden versiegten so langsam wieder. Luzi hatte mittlerweile auch die Couch leer geräumt und die meisten Kisten einfach in sein Arbeitszimmer verfrachtet. Dadurch sah das Wohnzimmer auch direkt deutlich leerer und karger aus, aber es war besser, als über irgendwelche Kisten zu stolpern und im schlimmsten Fall, zu fallen. Er kannte ja ihren tollpatschigen und schusseligen Sänger, da ging er lieber auf Nummer sicher.

Nüchtern BetrachtetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt