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Die Krankenstation war hell erleuchtet. Das grelle Licht stach mir in den Augen, als ich durch die Tür trat. Nymphen betupften die Wunden des Satyrs mit sauberem Wasser. Wacholder hielt Grover ein Kühlakku an den Kopf.

Ein Bett weiter wurde Hannah gerade verarzte. Eigentlich hatte ich die behadelnden Halbgötter nicht ablenken wollen, aber ich musste einfach stehen bleiben. Mein Blick blieb an dem verletzten Körper des jungen Mädchens hängen.

Hannahs gesamter Rücken war blutüberströmt und mit Schweiß und Sabber bedeckt. Der Junge, der mit Hannah ins Camp gekommen war, stand neben ihrem Bett, er trug einen Verband um den Kopf, auf seinem Arm waren rote Schrammen aufgequollen. Durch sein zerrissenes Hemd färbte das Blut an seiner Seite einen roten Fleck, vermutlich hatte die Schattenhand ihm das angetan.

War das der Beweis dafür, dass es wirklich geschehen war?

Dieser Blutfleck wurde in dem Moment, als ich noch einen Schritt näher trat, von einer Nymphe entdeckt, die augenblicklich versuchte, ihn zu säubern und zu behandeln. Aber eine Berührung tat dem Jungen scheinbar so weh, dass er sich kurzerhand vor der Nymphe, die ein nasses Tuch geholt hatte, versteckte.

Chiron stand mit verschränkten Armen ebenfalls neben dem Bett, zweifelnd schüttelte er den Kopf. Dabei schweifte sein Blick zu mir. Erst jetzt bemerkte ich, Annabeth in meinen Armen zu schwer wurde, um sie noch länger zu tragen. Ich stürmte los, stieß Chiron zur Seite, der mir Annabeth vermutlich hatte abnehmen wollen und ließ sie vorsichtig ins nächste freie Bett gleiten.

„Das war knapp." Ich nahm mir einen Stuhl, damit ich mich neben ihr Bett setzten konnte. Nichts und niemand würde mich von ihrer Seite scheuchen.

Meine Beine waren kraftlos, von dem Weg, den ich Annabeth getragen hatte. Sie lag einfach da, hatte ihre Augen zugeschlagen. Meine Augen schlossen sich ebenfalls, als wären sie nicht länger in der Lage, ihr in das bleiche, Schweiß überströmte Gesicht zu schauen.

„Zwei Satyrn und drei Kinder am gleichen Tag Krankenstation fällig." Ich zwang mich, zu blinzeln. Chiron sah aus, als hätte ihn jeglicher Mut verlassn.

Wieso hatte er Annabeth mitgezählt? Sie war schließlich nicht vom Kampf verletzt worden. Bevor ich ihn fragen konnte, stapfte er hinaus. Er konnte aber nicht verbergen, wie er hinter seiner Hand gähnte. Der Stress des Tages hatte ihn wahrscheinlich genauso erschöpft wie mich.

Meine Augen zitterten wieder vor Erschöpfung. Ich konnte nur noch Annabeths Hand nehmen, bevor ich einschlief, damit sie, wenn sie aufwachte, nicht das Gefühl hatte, alleine zu sein. Desorientierung, wäre das schlimmste in ihrem erschöpften Zustand.

Am nächsten Morgen fand ich mich in meiner Hütte wieder. Die Sonne schien durch mein Fenster und schaute auf die von meinem Bruder gemachte Uhr. Ich konnte die Ziffern kaum lesen, so verschlafen waren meine Augen noch, als ich aufwachte. Wir hatten acht Uhr morgens.

Auf einmal klopfte jemand an meiner Tür. Es war ein immer lauter werdendes, drängendes Klopfen. Langsam schlurfte ich zu dem nervenden Geräusch und öffnete die Tür. Noch bevor ich sehen konnte, wer da überhaupt vor mir stand, wurde ich von zwei kräftigen Händen gepackt und an einen muskulösen Körper gedrückt.

„Percy!!!" Mein kleiner Bruder drückte mich so fest an sich, dass er mir dir Luft aus der Lunge quetschte und mir ganz schwindelig wurde.

„Hi, Großer, wie geht's dir?" War das einzige, was ich herausbringen konnte, bevor er mich losließ.

„SUPER!" Tyson strahlte über das ganze Gesicht, ich musste einfach mitgrinsen. Er brachte mich immer zum Lächeln, wenn er so enthusiastisch war. „Hab dich vermisst, Bruder."

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt