So hätte ich sie mir stundenlang anschauen können, nur wir beide, keine Unruhen, keine anderen Augen, nur die Stille, die Annabeth brauchte, um sich zu erholen.
Plötzlich wurde die Tür krachend aufgerissen und unsere Stille durch heftiges Gezeter unterbrochen. Genervt ließ ich meinen Kopf neben Annabeths Körper fallen. Irgendwie glaubte ich, dass Clarisse das mit voller Absicht machte. Aber offensichtlich liefen meine Gedanken nicht mehr ganz rund.
„Boah! Ich hasse meinen Dad, er ist so nervtötend!" Schreiend kam Clarisse auf die Liege zu, dabei musste ich grinsen, sie war genauso nervtötend wie ihr Vater. „Gut, dass ich mich als Annabeths Stellvertreterin gemeldet habe. Ahhh, er regt mich so auf!" Und wie ihr Vater mich aufregte, der Typ, der der Verantwortliche für Annabeths Verletzungen war.
„Clarisse, es gibt wichtigere Dinge, als sich über deinen Dad auszulassen, wie zum Beispiel An-"
„Genau das hat er auch gesagt, als ich Lucas gebeten hatte, mit mir mitzukommen!", unterbrach sie mich. „Ich störe seinen Unterricht. Es gäbe wichtigere Dinge als meine Angelegenheiten. Bla, bla, bla. Ich hoffe für dich Jackson, dass das jetzt nicht umsonst war." Sie stürmte an mir vorbei und ließ dabei nicht die Gelegenheit aus, sich gegen mich zu stoßen und zerrte unsanft zwei Camper hinter sich her. „Da, den hast du verloren."
Tyson rutschte zu mir. Seine Rüstung hatte sich irgendwie gelöst und hing ihm verklemmt am Körper herunter, alleine kam er da nicht mehr raus.
„Komm her, Großer, sorry wegen eben, warte, gleich bist du den Schrott los." Meine Beine protestierten, als ich aufstehen wollte, aber für Tyson musste ich mich noch mal von Annabeth erheben. „Ich bin immer noch da, schlaf einfach weiter." Als ich meine Hand von ihrer löste, überhörte ich ihr leises Wimmern.
Lucas trat an meine Stelle, professionell betastete er ihre Stirn, dann drückte er seine Finger auf Annabeths Brustkorb. Sogar im Schlaf zuckte sie vor Schmerz zusammen, am liebsten hätte ich die Untersuchung auf der Stelle unterbrochen und ihr diese Schmerzen erspart, doch so erfasste Lucas, der Apollo-Sohn, dass ihr drei Rippen gebrochen worden waren und sie sich wegen innerlichen Blutergüssen sehr lange schonen musste.
Ich machte mich daran, Tyson aus seiner Rüstung zu befreien, ich versuchte, das Metall so zu verbiegen, dass er einfach hätte hinausschlüpfen können. Nur funktionierte das nicht so wie ich es mir gedacht hatte.
„Hat hier jemand zufälligerweise eine Zange oder sowas dabei?" Mir hörte keiner zu. Clarisse und Lucas waren damit beschäftigt, irgendwelche Pflanzen und Kräuter zu zerhacken, Annabeth war außer Gefecht gesetzt und Tyson, nun ja, der steckte ja in seiner Rüstung fest.
Unsere Kräutermixer brauchten eine halbe Stunde, um einen Übelkeit erregenden, schäumenden Cocktail zusammenzubrauen, der ihre Blutergüsse lindern sollte. Ein paar Minuten später hing der üble Duft in der Luft, der Tyson und mich dazuverleitete, zu würgen. Tyson kippte fast um, weil er so lange die Luft angehalten hatte, da seine Zyklopennase viel ausgeprägter war als die eines normalen Menschens, während ich mich sehr zurückhalten musste, nicht auf Annabeth zu kotzen, da ich mich wieder neben sie gesetzt hatte.
Wie hielten Clarisse und Lucas diesen Gestank so lange aus? Die Frage stand fünf Sekunden im Raum, denn dann drehten sich die beiden um und ich wusste den Grund. Die Lösung für das Problem waren einfache Nasenklammern.
„Wo habt ihr die hier?", quetschte ich hinaus, um so wenig Luft wie möglich einzuatmen.
„Hab ich mitgebracht", quetschte Lucas durch die Nasenklammer hindurch. „Die helfen am besten gegenden Geruch."
Toll, dachte ich, und uns einfach vergessen, ist klar. Warum waren die Söhne des Poseidon so unauffällig? Clarisse, mit einem amüsierten Lächeln im Gesicht, warf ein Waldmeisterblatt in den Stinkecocktail und eine kleine Explosion kam davon aus. Eine grüne Wolke bildete sich über dem Glas.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...