Der Traum war vorbei, den Göttern sei Dank.
Statt Annabeths Mütze hielt ich die eine Ecke meiner Bettdecke in den Händen. Mein Kopf dröhnte, mit der einen Hand fasste ich mir an die Stirn. Ich hatte eine Beule. War ich etwa gegen die Kante meines Bettes gestoßen? Was hatte dieser Traum bloß zu bedeuten?
Marionetten! Das Wort vergrub alle anderen Gedanken in meinem Kopf unter sich und schien zu vibrieren. Das war es, an was ich vor meinem Aufwachen gedacht hatte. Was, wenn Annabeth kontrolliert würde, wie sie es vor kurzem selbst gesagt hatte? Von jemandem, der sie behandelte wie eine Puppe. Mach dies! Geh dorthin!
Wie konnte ich demjenigen, der sie kontrollierte, die Fäden aus der Hand ziehen und sie zerschneiden? Die Mütze war ein klarer Beweis dafür, dass Annabeth nicht mehr die Kontrolle über sich selbst besaß, dass ihr eigenen Gedanken gestohlen worden waren.
Wie gerne ich sofort hinaus gestürmt und den Verantwortlichen zur Strecke gebracht hätte! Doch so schnell meine Entschlossenheit gekommen war, war sie auch schon von Zweifel zerfressen worden. Ich hatte keinerlei Anhaltspunkte. Was soll's? Ich könnte mich einfach auf den nächstbesten Camper stürzen und immer weiter, bis ich meinen Feind gefunden hatte.
Oder ich könnte direkt auf den Olymp, alle bösen Taten führten immer irgendwie ihre Wege in die eigenen Reihen.
Ein plötzliches Blubbern ließ mich aus meinem hektischen Rhythmus fallen, das Zimmer drehte sich nun in die andere Richtung wie ich es von der eben vergangenen Zeit, inder ich im Kreis herum gelaufen war, gewöhnt war.
Tyson hatte sich in seinem Bett herumgewälzt, den Göttern sei Dank hatte ich meine Gedanken verschluckt und ihn nicht durch sie aufgeweckt. Sein lautes Schnarchen beruhigte mich, zwar konnte ich nicht mehr die Ruhe zum Schlafen finden, aber ich konnte mich dennoch wieder in mein Bett legen.
Dann döste ich doch noch einmal ein. Bis Tyson mich unsanft wach schüttelte.
„Percy, du musst aufwachen, du hast Unterricht. Bestimmt gefällt es Chiron nicht, wenn du schon wieder nicht kommst!"
Lieb, wie er sich für mich verantwortlich fühlte. „Hast du schon gefrühstückt?" Ich rieb mir die Augen, mein Magen rebellierte.
„Natürlich, aber du hast das Frühstück verschlafen, aber Chiron wollte das so." Er war darüber anscheinend kein bisschen überrascht. Er zuckte die Achseln und sagte ohne Erklärung: „Er wollte dir Ruhe gönnen."
„Hat er dir gesagt, wieso?" Sofort war ich auf den Beinen, die Beule stach mir in die Stirn. Wie viel war in die Öffentlickeit geraten? Oder war ich wieder besinnungslos durch das Camp geirrt? Das würde zumindest die Beule erklären.
„Keine Ahnung." Damit war das Thema für ihn erledigt, leider konnte ich nicht hundertprozentig von seiner Meinung auf die der anderen schließen.
Er gab mir die Uhr und fragte mich nur mit seinem kalbsbraunen Auge, ob ich sie heute mal trug, dann warf er mir noch Springflut in den Schoß.
Ich gebe zu, ich hatte nicht viel geschlafen, aber trotzdem war ich wacher, als ich es vermutet hatte. Von meiner Hütte aus lief ich zur Arena und kam dabei am Speisepavillon vorbei, wo die Putzharphien meine Arbeit erledigten. Ich dache mir nichts dabei. Schließlich wuschen sie nur die Teller ab, als mir ein bezaubernder Duft in die Nase: Pfannkuchen mit Schokoladenstreuseln.
Toll, dachte ich, da hatte ich einmal ausgeschlafen und hatte das leckerste Frühstück verpasst, was es in Camp Half-Blood gab. Es war Chirons Geburtstagsgeschenk für mich gewesen, dass er mir blaue Pfannkuchen als Frühstück organisierte. Und er würde mich doch niemals nicht wecken lassen, wenn er mein Geschenk in die Tat umsetzte oder?
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
أدب الهواةNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...