In meiner Hand glühte der Griff meines Schwertes, mir blieb nichts anderes übrig, als es auf Lethe zu richten, ohne dass sie eine Gefahr für mich darstellte. Inzwischen rollte die Göttin giggelnd über den Boden und quiekte vor Glück auf.
Sie hatte also weder Mnemosynes Rückkehr aus dem Wasser bemerkt, noch den Beginn des Kampfes, der ihr unaufhaltsam bevorstand. Ich würde ihn beginnen müssen, doch wohin war Mnemo verschwunden?.
Ganz weit hinten konnte ich erkennen, wie die kleine Göttin über den Fluss sprang. Nun nahm sie an Geschwindigkeit auf, ihre Gestalt kam mit hektischen Schritten immer näher auf mich zu.
Unwillkürlich kräuselten sich meine Mundwinkel. Wenn Mnemosyne es geschafft hatte, Lethe zu entkommen, dann hatte ich die Chance, die Göttin des Vergessens ein für alle Mal zu erledigen.
Clarisse schrie so plötzlich neben mir auf, dass ich erschrocken meinen Blick von der fliehenden Mnemo löste, um zu Clarisse herumzufahren. Als sie bewusstlos zu Boden stürzte, stand ich Auge in Auge mit der verrückten Göttin, deren durch Nebel getrübte Augen mich lüsternd anstarrten.
Sie streckte ihre bloßen Hände nach mir aus und bleckte ihre roten Lippen, als wollte sie mich verschlingen.
„Einen Gedächtnislosen mehr oder weniger macht auch keinen Unterschied!", würgte sie gierig hervor.
Ich schloss meine Hand fester um Springfluts. Es gab kein Später. Der erste Schlag war bereits ein Treffer. Goldener Ichor quoll aus Lethes linkem Arm und sprenkelte Springfluts Klinge. Nochmals hob ich mein Schwert zu einem Treffer an, mir gelang es, den Abstand zwischen der Göttin und mir zu vergrößern. Ich hielt sie auf Distanz. Näher als zwei Meter ließ ich sie nicht an mich heran.
Wütend kreischte sie auf, lief mit ihren Händen voran auf mich zu, sprang jedoch sofort vor Springflut zurück. Aus den Schlitzen in ihren Händen quoll ebenfalls das Blut der Götter, doch nun war sie nicht mehr so blöd, einen weiteren Treffer meinerseits zu riskieren. Mehrere Minuten lieferten wir uns ein ständiges Hin und Her unserer Angriffe, die allesamt zu meinem Gunsten entschieden wurden.
Noch einige weitere Minuten hielt ich die Göttin in Schach. Aber ich griff nicht mehr richtig an, ich täuschte die Schläge wieder und wieder vor und wehrte hre Angriffe ab, wie es mir einst der Gott des Krieges in den wenigen Unterrichtsstunden gezeigt und beigebracht hatte.
Meine Beine protestierten gegen die Bewegungen dieses Duelles, sogar mein Schwertarm zitterte vor Anstrengung. Ich konnte spüren, wie mir der Schweiß über meine Stirn floss, und wie Springflut in meiner feuchten Hand langsam den Halt verlor.
Ständig wollte ich den Kampf mit einem Hechtsprung beenden, ihr den verrückten Kopf abschlagen, doch ich besann mich anders, denn sonst wäre es Lethe möglich gewesen, mich zu berühren. In Lethes Gesicht breitete sich das Lächeln eines Sieger aus, sie wusste genau, dass wenn ich sie ansprang, um sie zu töten, sie mich berühren können würde.
Je länger wir kämpften, desto deutlicher wurde mir der Ausgang. Ich würde diesen Kampf nicht mehr lange ausfechten können. Den Göttern sei Dank, sah Lethe genauso aus wie ich mich fühlte. Sie hatte ihre Hände schlaff an ihren Körper gelegt und wich nur noch in kleinen Sprüngen meinen Angriffen aus, um Energie zu sparen.
Nur in den Augenwinkeln sah ich plötzlich, wie die Glühwürmchen der Reihe nach erloschen. Jedes der runden Gläser verlor das Leuchten, als ein dunkler Schatten an ihnen vorbeischlich.
Ich konnte dem plötzlichen Erlöschen der Insekten nicht länger mit meiner Aufmerksamkeit folgen. Denn Lethe hatte sich nun auf einen Meter Abstand an mich heran gekämpft, um meiner nackten, geschwitzen Haut näher zu sein. Vielleicht zielte sie auch auf meine Stirn. Die Macht ihrer Hände sprühte Energie, die sich sich langsam um meine Finger schlängelte, die zu kribbeln anfingen, sobald sie nur noch eine Handbreit von mir entfernt stand.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...