39. c) Der Kalydonische Eber

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Percy?" Eine einfache Nachfrage, schüchtern, verunsichert. Sie konnte bei meinem Schweigen nicht ahnen, ob ich sie verstand oder überhaupt hören konnte.

Vielleicht hat er uns verlassen. Was mache ich nur ohne ihn. Es ... es wird alles schlimmer, ich ... ich kann doch nicht zurückkehren, ohne dass ich erfolgreich war. Und ohne Percy schaffe ich das nicht."

Ich konnte in meinen Gedanken hören, wie ihr die Panik die eigenen Gedanken zerstreute. Wie ihr die Angst die Logik aus ihren Worten fraß. Was meinte sie damit? Hatte sie gerade mich angesprochen oder konnte ich nun auch ihre eigenen Gedanken hören? War Hannah mir möglicherweise näher, als ich glaubte. War Annabeth bei ihr? Ging es ihr noch gut? Was, wenn etwas während meiner Abwesenheit geschehen war und ich niemandem zur Hilfe eilen konnte?

Du kannst nicht jedem zur Hilfe fliegen, selbst wenn es Annabeth sein könnte. Doch, für sie würde ich fliegen, ich würde tauchen, ich würde mit ihr in die tiefsten Tiefen stürzen, nur um ihr zu helfen, sie in Sicherheit zu wissen. Und was machte ich stattdessen? Ich krabbelte einer Fremden hinterher. Sie brauchte Hilfe, das stand außer Frage, doch ich konnte sie ihr nicht geben. Ich hatte Hannah mein Wort gegeben. Ich hatte Annabeth, meiner Annabeth das Wort gegeben. Ihnen, ihr würde ich helfen, alle anderen würden warten müssen.

Und dann war meine Entscheidung gefällt. Ich musste hier weg, ich musste meine Freunde suchen, meine ganze Kraft ihnen als Hilfe schenken, damit sie alle gesund wieder nach Hause zurückkehren können. Das war meine Aufgabe, meine Entscheidung.

Doch Atalante ließ mich nicht gehen. Wie ein Sklave musste ich ihr folgen. Meter um Meter, tiefer in den Wald hinein, über versteckte Lichtungen und in Schatten, die ich nicht betreten wollte. Doch ich folgte ihr.

Geschmeidig schlängelte sie sich durch das niedrige Geäst von Dornen und Blättern. Oft schlugen mir die zurückfallenden Äste ins Gesicht und immer öfter suchte ich nach Möglichkeiten dieser Jägerin zu entkommen.

„Du bleibst hier, Halbgott!", zischte sie wieder und wieder. Ihre Augen voller Wahn und Wut.

Plötzlich hallten Schreie durch den Wald. Wir fuhren zusammen. Atalante blieb stehen und lauschte.Ich hielt inne.Ich hörte nicht nur die Schreie.

Eine Stimme in meinem Kopf rief angsterfüllt meinen Namen.

Percy! Percy! Wo steckst du? Es wäre schön, wenn du dich nicht verstecken, sondern uns helfen würdest! Hier läuft gerade ein riesiges Schwein mit extremen Blähungen Amok."

„Nein!", flüsterte ich, doch Atalante hatte mich gehört.

„Was ist, Percy?", fragte sie mit großen, mit Hoffnung erfüllten, weit aufgerissenenAugen. Und ich antwortete ihr, ohne mich zu wundern, woher sie meinen Namen kannte.

„Meine Freunde haben wohl gerade das Schwein gefunden."

Blitzschnell zog sie mich an sich heran. Mir war unwohl bei der plötzlichen Nähe. Ich war der Jägerin so nah, dass ich spüren konnte, wie sich ihre Brust vor Aufregung hob und senkte.Ichlehntemich nach hinten.

„Wo ist er? Wo ist er?", fragte sie irre.„Wo haben sie ihn gefunden?"

Ich blies meine Wangen auf und hob meine Schultern, was für sie ein Zeichen war, mich auf den Boden zu drückenund mich zu zwingen, den Standort des Tieres und meiner, wie sie sie nannte, Jagdgefährten zu finden. Aufgeschmissen versuchte ich mit Hannah in Kontakt zu treten.

Wo seid ihr? Ich hab euch verloren. Und falls ihr noch lebt, stellt euch tot, ich bringe euch eine Waffe, die das Vieh umbringt."Zuerst geschah gar nichts, dann kitzeltees inmeinemHinterkopf.

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt