Als ich dieses Mal durch den Hagel der Speere rannte, realisierte ich nicht die Klingen, die an mir vorbei zogen, sah niemanden sonst, außer das Schwein. Das Beben des Bodens ließ mich glauben, dass ich bis hin zu dem Monster flog, ich brauchte keinen Boden, um dieses Monster umzubringen.
Ich glaubte immer noch zu fliegen, als ich Spingflut durch das eine Hinterbein des Ebers zog. Wie durch Götterhand verwandelte sich das abgetrennte Stück Bein in Staub. Das Monster sackte weiter nach unten, auf seinen Stummel, der sich mehr und mehr in Staub verwandelte.
Es wirkte. Es funktionierte wieder. So, wie ich es gewohnt war. Ich konnte kämpfen und ich konnte siegen.
Währen dich meine Zuversicht und meinen Stolz wieder aufbaute, suchte ich nach meinen Freunden. Sie sollten mein Lächeln sehen, Annabeth sollte es sehen. Wir würden alles schaffen.
Dann riss mich ein dumpfer Schlag in den Kampf zurück. Atalante und zwei andere Jäger hatten es geschafft, die Knubbelbeine des Schweins mit einem Seil zu verbinden, der sich von selbst verkürzende Stummel half ihnen, das Monster zu Fall zu bringen.
Borsten und Steine flogen durch die Luft. Und in meine Augen. Ich konnte für einen furchtbaren Moment nichts mehr sehen, doch dann warf ich mich in die Schlacht.
Ich schlug wild auf den stinkenden Hintern des Ebers ein. „Das ist für Annabeth und das ist für die armen Leute, denen du die Felder verpestet hast und das ist für..."
„Percy! Es reicht! Du hast genug gekämpft! Es reicht!", wiederholte Atalante und unterbrach mich in meinem rasenden Racheakt. Der Kampf war vorbei. Die Bestie lag tot neben mir, das eine Bein war komplett verschwunden, doch jetzt verwandelte sich nichts mehr in Staub. Das Schwert in meiner Hand zitterte noch von der Wut, die ich auf den Gegenstand übertrug. Ich schaffte es nicht, es sinken zu lassen.
Aber Atalante entwaffnete mich, ein einfacher Griff und sofort ließ ich das Schwert fallen.
„Deine und meine Aufgabe ist getan. Jetzt kusch dich, ich möchte nicht, dass du noch mehr Leute in Schwierigkeiten bringst." Wovon redete sie da? Ich und Schwierigkeiten? Pah!
Doch die Mädchen schienen sich gegen mich verschworen zu haben. Zuerst blubberte Atalante mir etwas von Männerfehlervorund dann fauchte mich Clarisse an, dass das alles meine Schuld wäre, weil ich angeblich die Gruppe verlassen hätte.
Aber so war es ja auchgewesen. Ich gab auf. Wenn ich nicht getrödelt hätte, hätten die Mädchen mich nicht suchen brauchen und wären dann keinem Amok laufendem Schwein begegnet.
„Nimm das mit dem Auftrag bloß nicht auf die leichte Schulter", warnte mich Atalante, die versuchte, sich den bewundernden Blicken von Hannah zu entziehen. „Wer keine Anhaltspunkte hat, tappt im Dunklen. Ihr braucht eine Spur. Habt ihr eine?"
Ich wollte gerade mit einer Antwort wie: „Ja natürlich, was glaubst du denn.", oder, „Machst du Witze?" kommen, doch Clarisse funkte mal wieder dazwischen.
„Wir haben weder Anhaltspunkte noch Spuren oder einen Leiter dieser Expedition." Sie sah mich mit einem verschworenen Lächeln an. Und als Atalante ihr dann noch zustimmte, wurde ich von einem triumphierenden Mundwinkelzucken überrollt.
„Männer können sich als Leiter immer schlecht behaupten", fing Atalante gerade an, als sie endgültig durchdrehte. „Ich verliere langsam die Geduld, Hannah. Würdest du bitte aufhören, mich wie ein Auto anzuglotzen?!" Gereizt rieb sie sich die Finger und schnaubte.
Annabeth stöhnte.
Wieso erwischtees immer sie? Warum nicht mal Clarisse?, fragte ich mich nicht zum ersten Mal. Beide Wunden sahen schlimm aus undich war es gewesen, der sie ihr zugefügt hatte. Ich konnte fühlen, wie sich meine Seele auseinander riss. Annabeth war bei Bewusstsein, sie hatte Schmerzen und das wegen mir.
Wieder brodelten in mir Erinnerungen auf. Wie Circe es gesagt hatte, ich warein Schwein. Lange betrachtete ich sie, lange hatte ich sie nicht mehr glücklich gesehen, lange würde sie das nicht mehr durchhalten.Keiner von uns beiden würde es.
Plötzlich brach ein Fluss au Erinnerungen über mich herein. Schlechte, schlimme, furchtbare Erinnerungen, in denen ich Annabeth enttäuscht oder verletzt hatte. Ich sah, wie schwach ich war und Annabeth alles riskieren musste, um mir zu helfen. Ich sah mich als Meerschweinchen in einem Käfig hocken, ein Nichtsnutz, der Sellerie knabberte und vor allem Angsthatte.
Der Flashback hörte so plötzlich auf wie er gekommen war. Verwirrt und völlig am Ende lag ich gegen einen Baum gelehnt, mein Hinterkopf kribbelte, während mir Atalante auf die Hauptschlagader drückte, um meinen Pulszu untersuchen. Clarisse lehnte sich genervt an den Baum und starrte auch mich hinab, während Hannah und Annabeth Atalante besorgt anschauten. Annabeth. Jetzt sahen sie alle mich an.
„W...wa?", brachte ich heraus, ehe ich ganze Wörter sprach, aus Angst, ein Quieken könnte aus meinen Worten werden.
„Percy? Alles klar bei dir?" Acht Augen schauten mich besorgt an, Atalante tastete nun mein Handgelenk nach meinen Puls ab. „Du warstvöllig weggetreten, nachdem du Annabeths Blut gesehen hast." Die Jägerin versuchte nicht darüber zu lachen. „Was ist passiert, Kreislauf oder Flashback?"
„Flashback", presste ich aus meiner Kehle, die immer noch wie zugeschnürt war.
Clarisse lachte nur hämisch. „Der blufft doch nur, er hat das Blut gesehen und sein Magen hat sich überschlagen, klarer Fall."
Zu meiner Verwunderung setzte sich Atalante für mich ein: „Kinder des Ares. Zum Hades. Ihr seid genauso herzlos wie die meisten der Männer, aber zurück zu Percy. Ich glaube du zweifelst an dir nicht wahr?"
Ich wollte nicht antworten, egal, wie wahr ihre Worte waren.
„Percy, du siehst furchtbar aus. Hat denn keiner hier etwas Nektar?" Annabeth kniete neben mir nieder und fühlte meine Stirn. „Er hat Fieber, Clarisse, mach dich nicht über meinen Freund lustig!", fauchte Annabeth zu Clarisse. Früher hatte sie mich immer Kumpel genannt, jetzt waren wir mehr.
Hannah kam mit einer Flasche Nektar angerannt. Sie überreichte die Flasche Atalante, die endlich meine Hand losgelassen hatte.
„Sein Puls ist niedrig", sagte sie schon fast besorgt, „Das mussten aber harte Erinnerungen gewesen sein."
Ich wollte mich aufrichten und den Nektar vonselbsttrinken, doch dann blinkten vor meinen Augen Sternchen auf und mir wurde heiß. Die Stimmen, die meinen Namen riefen, hallten mir wie Echos durch mein Gehirn. Jede der Stimmen schien von derselben Person zu kommen, alle Stimmen hörten sich für mich gleich an.
„Fang ihn auf!"
„Lass ihn fallen!" Ich war mir sicher, dass das Clarisse gewesen war.
„Spinnst du! Er braucht Hilfe!"
„Geht's ihm noch gut?"
„Ich hab keine Ahnung."
„Ihm geht's beschissen! Seht ihr nicht wie blass er ist?"
„Ne, keine Ahnung was du meist", sagte eine der Stimmen sarkastisch und so langsam konnte ich alles normal hören, wenn ich von dem Fiepen und Quieken in meinen Gedanken absah. Am liebsten hätte ich jetzt irgendwas wie Pfannekuchen oder so gegessen, denn mein Bauch meldete mir das Tank auffüllen! Signal. Mir war so flau.
„Habt ihr was zu Essen?", krächzte ich.
„Ähm, nun ja, wir haben...", ehe Annabeth antworten konnte,wurde sie von Hannah unterbrochen.
„Also, kommt ganz darauf an, was du essen willst. Wir hätten hier die Auswahl: Saftiges Gras, ...äh Rinde und ein paar Beerensorten. Und dannhätten wir noch Brot mit Schinken!" Ich nahm nicht nur wegen ihrer Entschlossenheit das Letztere. Wir alle sehnten uns nach einer Ruhepause. Atalante gesellte sich zufrieden, entspannt zu uns. Auch sie hatte sich eine Pause von dem Stress verdient. Sie hatte ihre Aufgabe erledigt.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...