Mein Kopf dröhnte, die Umgebung fasste noch keine klaren Linien, alles drehte sich.
„Percy, wie fühlst du dich?", fragte eine raue, kratzige Stimme vor mir. Mein Blick fing verschwommen eine Gestalt auf.
„Verstehst du mich?" Jetzt wurde das Gesicht scharf, es war Chirons Gesicht. Seine alten Augen betrachteten mich mit großer Besorgnis, verzweifelt schaute er auf mich herab.
„Was ist passiert?" Die Stimme, die aus meinem Mund krächzte, war fast vollkommen verschwunden, meine Augen brannten so stark, dass sie tränten.
„Eine Frage, die ich dir hatte stellen wollen. Deine Rufe haben mich zu dir geführt, nur geantwortet hast du mir nicht, als ich dich nach dem Grund fragte. Dann bist du zusammengebrochen. Und als du am Boden gelegen und versucht hast, mir etwas mitzuteilen, war ich nicht in der Lage gewesen, dich zu verstehen."
„Ich habe etwas geredet?"
„Ja. Doch deine Worte waren zu undeutlich, als du versucht hast, mich aufzuklären." Er musterte mich sorgfältig.
„Ich bin in der Krankenstation?" Meine Feststellung war eher eine Frage, denn ich hatte erst jetzt bemerkt, dass ich weder in meinem Bett, noch in meiner Hütte lag. Ich lag in einem Bett der Krankenstation, in weißen Decken auf einem weißen Laken.
Mein Rücken wehrte sich bereits nach dieser kurzen Zeit gegen die einzelnen Holzlatten, die ich spühren konnte. Dort war eine zuende, hier fing eine an. Ich fuhr mit meiner Hand über die allzudünne Matratze, meine blasse Hand mit den geröteten Handknöcheln, bis ich auf Widerstand traf.
Erschrocken von der weichen Hand, die am Rand meines Bettes lag, zog ich die meine zurück.
„Percy, ..." Ich fuhr zu der Mädchenstimme hin, die von meiner Seite kam. Ihre Stimme mir fast schon fremd geworden. Ängstlich, einfühlsam.
„Annabeth, hi." Sie stand neben meinem Bett und hielt krampfartig Chirons Feldflasche in den Händen.
„Ich hab mir solche Sorgen um dich gemacht!" Sie fiel mir um den Hals und gab mir einen Kuss. Den ersten, den sie mir seit ihrem Zusammenbruch gegeben hatte. Je länger sie mich küsste, desto kräftiger fühlte ich mich. Doch ich löste mich sofort von ihren Lippen, als die Welle aus purer Energie wieder langsam durch meinen Körper sackte.
„Fühlst du dich unwohl?" Sie schien nicht zu verstehen, aus welchem Grund ich den Kuss beendet hatte. Sie starrte mich eher mit verängstigten Augen an, als hätte sie einen Fehler begangen. Alle, bloß du nicht.
Ihre Hände glitten direkt an meinen Rücken, um ihn zu stützen. Chiron wechselte verwirrt einen Blick mit Annabeth, schaute mich dann aber ebenfalls unsicher an.
„Ich fühle mich nicht so gut." Das war gelogen, jetzt, wo ich Annabeth vor mir sehen konnte, ging es mir besser, als in den letzten Tagen, nur fand ich auf die Schnelle keine bessere Ausrede für mein Zurückschrecken.
Mit einem Satz sprang ich auf, um Chiron von Gesicht zu Gesicht nach Tyson zu fragen.
„Er ist in der Schmiede, aber wo will-" Die Schmiede, merh brauchte ich nicht zu wissen. Auch wen mir das Herz brechen würde, weil ich sie verlassen musste, gab es keinen anderen Weg.
Sofort rannte ich, ohne mich umzudrehen, aus der Station hinaus, denn ich vermutete, dass Annabeth und Chiron mich aufhalten würden, sobad ich zögerte. Und wenn ich eine Sekunde länger in ihre wundervollen, sturmgrauen Augen hineinschuate, würde ich mich nie wieder aus ihnen hinaus wagen wollen.
Tyson stand wirklich in der Schmiede, das konnte ich schon von Weitem sehen. Aus jeder Ritze der Schmiede quoll Rauch heraus, stetiges Schlagen eines Hammers auf Eisen machte mir deutlich, dass er die Schmiede nicht in Feuer aufgehen lassen wollte. Auch, wenn einige Halbblute hustend an der Hütte vorbeistürmten, sorgte sich niemand um einen Brand. Wenigstens vertrauten sie Tyson in dieser Sache.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...