Als ich wieder zu mir kam, war es kalt, meine Klamotten waren durch das nasse Gras feucht geworden. Annabeth kniete neben mir. Eine Träne kullerte aus ihren verweinten, geröteten Augen.
Ein nasses Tuch kühlte meine Stirn und Lucas, der vermutlich direkt zu uns gestürmt war, hielt mir Riechsalz unter die Nase. Ein widerlicher Gestank, jedoch kam es dem Stinkecocktail nicht ansatzmäßig nahe.
Trotzdem setzte das Salz bei mir einen starken Würgereiz frei, ich drehte mich auf die Seite, um zu würgen. Als sich mein Husten beruhigt hatte, sah ich, wie Clarisse Lucas Licht mit der Taschenlampe spendete.
Annabeth gab mir eine so unerwartete Umarmung, dass sie dabei Lucas umstieß, der schon zur Seite gerückt war.
„Fang du jetzt nicht auch noch mit dem Umkippen an, Jackson, eine reicht schon", brummelte Clarisse und gab dabei Annabeth eine Stoß in die Rippen. Gequält zwang sich Annabeth ein Lächeln auf die Lippen. Ich dachte schon, Annabeth würde sie in Stücke reißen, aber nachdem sie erst kurz nach Luft schnappte, lachte sie mit Clarisse zusammen.
Jetzt wurde auch der Hintergrunde wieder klar. Nicht nur unser kleiner Kreis stand um mich herum, sondern auch alle anderen, die vorhin beim Feuer gesessen hatten. Chiron, Clara, Lars, halt alle, die noch nicht zu Bett gegangen waren, sie ale schauten neugierig auf mich herab.
Die Peinlichkeit wanderte in meinen Kopf, am liebsten hätte ich mich vergraben, es war nicht gerade normal, dass Jungen ohnmächtig wurden. Ich hoffte, dass sie mein rotes Gesicht nicht sehen konnten, sonst wäre die Lage vermutlich noch peinlicher geworden.
Den Göttern sei Dank wusste Annabeth, wie ich mich gerade fühlte. Um die anderen abzulenken, rief sie: „Symphalische Vögel auf zwölf Uhr!"
Sofort kreischten alle Camper auf und stoben auseinander, die Kinder der Aphrodite fassten sich an ihren Haaren, aus Angst, die Vögel könnten ihnen ihre Frisur zerstören. Die Kinder des Ares und der Athene bewaffneten sich mit ihren Schwertern und Bögen.
Chiron versuchte, die Massenpanik unter Kontrolle zu bringen, die Camper waren allesamt von dem letzten Angriff der Vögel traumatisiert, er rief: „Bleibt doch bitte ruhig und holt einfach meine Musikanlage!" Da aber keiner auf ihn hörte, brüllter er so laut er konnte: „Seht ihr hier irgendwo Vögel?"
Es wurde still, die Bewegungen verebbten. Jeder hielt inne und starrte den Himmel an. Keine Vögel.
Als Annabeth bemerkte, dass ihr Ablenkungsmanöver aufgeflogen war, duckte sie sich enger an mich. „Entschuldigung, falscher Alarm, war doch nur eine Taube", sagte sie kleinlaut, sie fühlte sich gar nicht wohl in ihrer Haut. Manche fuhren sie sogar blöd an, sie sagten Dinge wie, „Mensch, Annabeth, kannst du nicht einfach ins Bett gehen!" oder „Ein Halbblut darf nie müde sein und sich so täuschen lassen!"
Verlegen biss sie sich auf ihre blutigen Lippen, vermutlich hatte sie die ganze Zeit über auf ihnen herumgekaut. Ihr Blick schaute auf meine Hände, die sie zittrig in ihren vergraben hatte. Leise fing sie zu schniefen an, doch alle Campbewohner nahmen keine Notiz mehr von ihr. Beleidigt verzogen sie sich in ihre Hütten.
Ich gebe zu, das mit den Vögeln war nicht ihre beste Idee gewesen, doch sie hatte ihren Zweck erfüllt, mich von der Scham zu bewahren. Dass sie die Wut der anderen auf sich zog, hatte Annabeth im Eifer des Gefechts wohl nicht bedacht. Sie hätte wissen müssen, dass das furchtbare Erlebnis, von diesen Monstern angegriffen zu werden, Wunden hinterlassen hatte.
Meine Hand fuhr fast automatisch an ihre Wange, um ihren Kopf wieder aufzurichten. Ich schaute ihr lange in die Augen, damit sie sich auf mich konzentrieren konnte, während die letzten Camper verschwanden.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...