39. a) Ins Messer gerannt

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Es war bereits später Abend. Die Sonne kroch allmählich hinter den Horizont und legte den Wald in noch tiefere Schatten. Die dicht bewachsenen Äste der Blätter schirmten uns von jeglichem Sichtkontakt des Mondes ab. Hätte ich den Himmel sehen können, wäre mir nicht so unangenehm gewesen. Auch nur das Gefühl, keinen Ausweg, keine Luft zu haben, engte meine Gedanken ein. Quetschten sie zur Seite, damit ich darüber nachdachte, wie es wohl wäre, wenn keine Bäume uns einrahmten, wenn ich den freien Himmel mit seinen funkelnden Sternen sehen könnte oder noch besser, wenn ich das weite Meer erblicken konnte.

Dazu erschwerte mir die zunehmende Dunkelheit mehr und mehr, mit Hannah Schritt zu halten, ohne über eine Wurzel oder etwas dergleichen zu stolpern. Mein Gehirn konnte keine Ruhe finden, zwar versuchte ich krampfhaft, eine gute Lösung zu finden, die den Tod von uns allen ablenken würde, doch meine Gedanken schweiften zu dem Sehnen hin, tief ins Meer hineinzutauchen, um mich dort von den Strapazen zu erholen und besser nachdenken zu können. Der Wald war nicht die Umgebung meiner Wahl und schon garnicht, um stundenlang ohne ein Ziel vor Augen darin herumzuirren.

„Wohin, bei allem Respekt für die Götter, wohin bringst du uns?", schnaubte Clarisses Stimme genervt durch die Nacht.

„Warte doch einfach ab, vielleicht sind wir schon bald am Ziel ... dem Ziel, wo wir allehinwollen", antwortete Hannah von vorne. Ein Hauch von Erschöpfung in der Stimme, gefolgt von Stress.

Die Weise, in der sie "alle" aussprach, schickte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Nur Hannah und ich wussten, dass wir zwei Ziele zu erreichen versuchten, ohne die Wege für beide zu kennen. Kannte sie doch eine Möglichkeit?

Für wenige Sekunden schoss mir Adrenalin durch die Adern, doch ich durfte es nicht riskieren, Annabeth und Clarisse das zu verraten, was Hannah und ich versteckt hielten, indem ich Hannah darauf ansprach. Ich zwang mich zur Ruhe.

Clarisse grunzte und beschleunigte ihren Schritt, während ich meinen zügelte, um meinen Puls zu beruhigen. Ich ließ mich weiter nach hinten fallen, bis ich einen sanften Druck an meinen Rücken spürte.

„Wir sollten uns nicht so weit von den anderen absondern, wir verlieren sie sonst." Annabeths Stimme war gedrückt und müde. Sie dachte wahrscheinlich, ich wäre erschöpft und würde deshalb zurückfallen. Während wir zusammen langsamer gingen, lehnte sie ihren Kopf auf meine Schulter, dann blieb sie stehen.

„Percy?" Ihre Stimme zitterte. Jetzt wusste ich, warum sie nun doch Abstand zu den anderen gesucht hatte. „Denkst du, es ist wahr? Das, was mit uns passieren könnte? Passieren wird", korrigierte sie sich und wartete mit glänzenden Augen auf meine Antwort.

„Mach dir keine Sorgen, was wir alle brauchen, ist eine kurze Pause, um darüber nachzudenken, dann sehen wir weiter." Ich stieß sie vorsichtig vorwärts. Meine Hand blieb an ihrem Rücken, bis ich wage erkennen konnte, wie wir zu den anderen wieder aufschlossen.

Aber die Müdigkeit übermannte mich. Zuerst spürte ich noch, wie sich meine Augen schlossen, doch nach ein paar weiteren Minuten konnte ich es nicht vermeiden, dass ich während des Gehens einschlief.

Es mussten nur wenige Augenblicke gewesen sein, bis ich im Dämmerzustand gegen einen Baumstamm stieß und wieder in die Gegenwart gezerrt wurde. Meine Beine protestierten, nachdem ich kurz gestanden hatte, um mich zu orientieren.

„Wir sollten eine Pause machen! Wir sind alle total erschöpft!", rief ich nach vorne, doch keiner antwortete mir. „Ich bin schon fast eingeschlafen und bei der Dunkelheit kommen wir nicht weiter. Lasst uns rasten."

Keine Antwort.

„Leute?"

Warum antwortete mir niemand?

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt