38. Schockierende Botschaft

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„Thalia, Camp Half-Blood", meldete Clarisse unseren Anruf an. Kurz darauf verbanden sich die Farben des Regenbogens zu einem großen Bild, welches uns Thalias Hinterseite zeigte.

„Gebt ihnen noch eine Stunde", flehte Thalia gerade die Jägerinnen an. „Vielleicht haben sie keine Verbindung oder sie wurden aufgehalten. Bitte, wir können nicht aufbrechen, ehe ich mit ihnen gesprochen habe. Sie müssen davon erfahren!"

„Was sollen wir erfahren?", fragte ich in einem Ton, der beinahe schelmisch klang.

„Du hast gut reden. Wieso hat das so lange gedauert?" Thalia redete gestresst, ihre Worte überschlugen sich vor Hektik, als könnte sie nicht schnell genug sprechen. „Ihr wisst nicht, wie schwer es ist, diesen Haufen unter Kontrolle zu halten, wenn jede von ihnen in eine andere Richtung ausreißen will, weil sie sich dazu berufen fühlen, eine Göttin zu finden, die überall sein könnte. Also halt den Ball flach!"

„Es war deine Entscheidung, die Aufgabe der Leutnantin anzunehmen", erinnerte ich sie lachend, aber den Scherz hätte ich mir verkneifen sollen.

„Percy, die Sache ist ernst. Ernster als du es dir vorstellen kannst." Mein seltengewordenes Lachen verzog sich in ein misstrauischen Schmunzeln. „Schau dich im Camp um!"

Leere Wege, ungepflegte Hütten, ungenutze Trainingsplätze, stille Gemeinschaftsorte.

„Hier hat sich alles verändert. Die Krankenstation ist überfüllt. Die Lehrer überfordert. Percy, hier läuft alles aus dem Ruder. Ihr musst finden, wonach ihr sucht! Frag deinen Vater, suche bei Zeus Rat, das ist die einzige Hoffnung, die das Camp noch hat. Sonst wird kein Halbgott das hier überleben."

Bei ihren letzten Worten bildete sich ein Kloß in meinem Hals. Genau wie mein Vater es gesagt hatte.

„Ja, ich ... wir versuchen es. Also habt ihr Artemis noch nicht gerfunden?" Thalia schüttelte bloß trüb mit dem Kopf, die Jägerinnen begannen zu schluchzen und sich unruhig zu bewegen.

„Nein, es wird alles gut werden", versuchte sie die jüngeren Mädchen aus ihrer Gruppe vor dem Weinen zu beruhigen. „Ihr müsst einfach vorsichig sein und aufpassen. Wenn, wenn es auch bei euch anfängt, wenn ihr schwach oder desorientiert werden, dann sind wir verl- passt einfach auf euch auf, damit ihr euch nicht auch noch mit diesem Virus infiziert. Besonders die Athene-Kinder leiden darunter. Percy, ihr werdet es doch schaffen, nicht wahr?" Selbst Thalia hatte die Hoffnung aufgegeben, auch, wenn sie versuchte, ihre Zweifel als Trost für ihre Jägerinnen zu überspielen.

Dann verwischte das Bild.

„Das war ja vorhersehbar, kaum sind wir da raus, passiert irgendetwas Spannendes", motze Clarisse und wusch sich sauer die Hände in dem frischen Wasser.

„Das klingt nicht gut." Hannah war während der Iris Message verstummt, jetzt hatte sie ihre Stimme wiedergefunden. Sie klang mehr als nur verunsichert und ihr schmaler Körper bewegte sich ungelenkig zwischen uns hindurch, damit sie sich vor uns alle stellen konnte. Unruhig schwankte sie von ihrem rechten Bein auf das linke und wieder zurück.

„Hört mir zu, das ist äußerst wichtig." Sie wartete auf unsere Aufmerksamkeit, doch meine hing schon bei ihrer Wortnahme an ihren Lippen. „So hat es in meinem Camp auch begonnen, Mit DEM Virus, den keiner zuordnen, keiner feststellen, keiner stoppen konnte. Wenn es diegleiche Krankheit ist, die jeden bei mir zu Hause befallen hat, dann bleibt uns nicht mehr viel Zeit, um deine Freunde zu retten. Es endet in einem Massensterben, wenn wir uns nicht beeilen." Die Angst hatte jegliche Emotion aus ihrer Stimme gespühlt, unfassbar, verwirrt, starrte sie in die Ferne.

Was hatte das alles nur zu bedeuten? Mir blieb nichts anderes übrig, als die flatternde Panik in meinen Eingeweiden zu ignorieren, um meine Gedanken nicht vollkommen eskalieren zu lassen. Was meinte das kleine, fremde Mädchen da vor mir überhaupt?

„Wie meinst du das?", presste ich aus zusammengekiffenen Zähnen heraus, um sie nicht anzuschreien.

Hannah schluckte ängstlich, ehe sie mir antwortete. „Ich meine, dass sich das schlimme Schicksal meiner Freunde nun bei deinen Freunden, in deinem Camp wiederholt. Ein Halbgott, ist der erste, der die Symptome von den VIRUS aufweist und dann hat er sich bereits über das gesamte Camp ausgebreitet. Die Götter sind keine Hilfe, wir konnten sie nicht erreichen. Jahrelang. Sie sind weitergezogen. Wir haben Teams in alle Teile der Welt ausgesandt, keines kam je zurück. Wir leben noch, aber wir sterben, über Jahre!" Hannah brach schluchzend in sich zusammen. So viel Verzweiflung in einem jungen Kind.

„Ihr, du und Scooter, ihr seid also auf einer Rettungsmission?", fragte Annabeth erstaunt und ich wunderte mich, wie sie es schaffte, immer sofort zu verstehen, um was es sich handelte.

„W- wir vermuten, dass das Sterben der Halbblute mit dem Verschwinden der Götter zu tun hat, deshalb wollen wir sie finden. Sonst werden wir alle sterben."

„Auch wir?"

Hannah starrte Annabeth bleich und verzweifelt an.

„Ja. Kein Halbgott wird am Ende übrig bleiben."

Geschockt und am nervlichen Grenzpunkt angelangt, entfernten wir uns trottenden Schrittes von dem Ufer des Sees. Wie eine Maske legte sich das Lächeln auf meine Lippen, ich wusste nicht, was mir anderes übrig blieb, als meinen Mundwinkel nach oben zu ziehen. Eine merkwürdige Bewegung, wenn alles, was man in diesem Moment machen möchte, ein einziger Schrei von Panik ist.

Doch meine Art mit Stress umzugehen, färbte auf die anderen ab. Zuerst schaute Annabeth mich irritiert an, bis sie selbst nervös zu lächeln begann, dann grunzte Clarisse in unsere Stille hinein, bis schließlich Hannah über beide Ohren grinste. Sie begann, fröhlich zu hüpfen, über die Wiese voller kleiner weißer Blumen.

Ich schüttelte den Kopf über die plötzlich in meinen Gedanken aufgekeimte Idee und riss Annabeth und mich mit in das kurze Aufbäumen der Verdrängungsfreude. Ein fröhlicher Tanz, während jeder von uns wusste, dass die Welt um uns herum zusammenbrechen würde.

Die Freude vertrieb nicht lange unsere Ängste. Unsere ausgelassenen Bewegungen, das Tanzen erstarb allmählich bei uns allen. Wir schnauften, um die verlorene Luft wieder aufzunehmen. Mit einem nervösen Husten schüttelte jeder von uns das Zucken unserer Mundwinkel aus unseren Gesichtern. Kurz darauf starrten wie alle auf den Boden, Annabeths Hand fest in meiner und trotzdem wusste ich, dass sich jeder verloren fühlte. So wie ich.

„Wir müssen weiter", flüsterte Hannah stimmlos und zupfte vorsichtig an meinen Ärmeln. Mir blieb nicht verborgen, wie sie einen großen Bogen um Annabeth herum ging.

Hannah nahm unsere Rücksäcke, allesamt ohne zu stöhnen, auf ihren Rücken und ging voraus. Sie wollte wieder in den Wald zurück. Ich durfte nicht noch mehr Zeit vergeuden, als ich es schon gemacht hatte, also hatte ich keine andere Wahl, als ihr zu folgen.

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Push, was für eine harte Nachricht. Das hört sich ja überhaupt nicht gut an für unsere Lieblingshelden. Wie werden sie im Verlauf des Buches damit umgehen? Warum laufen sie denn überhaupt durch fremde Wälder, wenn sie doch eigentlich nur die Götter auf dem Olymp besuchen müssten?

Ihr werdet es herausfinden :)

Wenn ihr der Geschichte gerne folgt, dann stimmt doch gerne ab, ich freue mich über jedes Sternchen.

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt