Ein bloßer Zufall. Das redete ich mir ein, als ich Annabeth in ihrer Hütte absetzte und mich in mein Bett fallen ließ. Dieser Tag hatte mein Gehirn zu sehr erschöpft, um sich jetzt noch irgendwelche Theorien auszudenken, die irgendwie erklären sollten, warum Hannah mich genau in dem Moment angeschaut hatte, als ich diese Stimme hörte.
Die Nacht verblieb traumlos und doch schreckte ich noch vor dem Morgengrauen auf. Die Panik, die mich aus meinem Schlaf gerissen hatte, blieb in meinem Magen sitzen und trieb mich aus meiner Hütte heraus, um Tyson schlafen zu lassen.
Ziellos irrte ich im Camp umher. Aus irgendeinem Grund landete ich an der noch flimmernden Feuerstelle, wo meine Jacke noch verlassen auf dem Boden lag. Die Wärme des Feuers hatte ihre Oberfläche vor dem Durchnässen geschützt und so konnte ich mich auf sie setzten. Es würde noch einige Stunden dauern, bis es wieder hell werden würde. Noch zwei, drei Stunden, dann war das Camp wieder auf den Beinen. Diese Zeit würde ich nutzen, um kurz zu Ruhe zu kommen.
Ein plötzliches Knirschen von Schritten auf dem Kies um das Feuer herum, ließ mich hochschnellen. Springflut glänzte schon in meiner Hand, als ich die Person erkannte, die sich von der anderen Seite des Feuers genähert hatte.
„Kannst du auch nicht schlafen?", fragte sie. „Ich habe wohl zu viel Zeit mit Schlafen am Feuer verbracht, um noch lange zu schlafen." Erschöpft ließ sie sich neben mich fallen. Ihr Gesicht war eingefallen vor Müdigkeit und doch glaubte ich ihr, dass sie nicht schlafen konnte, irgendetwas hatte uns hergetrieben.
Ich begann, ihr Geschichten zu erzählen. Um uns beide daran zu hindern, verängstigten Gedanken nachzuhängen, die uns in Unruhe versetzten, ich erinnerte sie daran, dass es nichts gab, was uns in Panik versetzten konnte. Ich sprach von allen Monstern, allen Titanen, die wir besiegt hatten. Und währenddessen fuhr mein Blick über die dunklen Schatten der Bäume.
Zwei Lichter, genau zwischen zwei knorrigen Eichen bewegten sich vorsichtig auf uns zu. Annabeth merkte sofort, wie sich meine Muskeln verkrampften.
„Was ist los?" Sie stand auf, um einen genaueren Blick auf mich zu werfen, dann fingen ihre Augen ebenfalls die Lichter auf. „Wer mag das so früh sein?"
„Schlaflose wie wir, nehm ich an." Doch mein Blick war zu gefesselt, als dass sie es nicht wert waren, unbeobachtet zu bleiben.
Es waren dieselben Personen wie gestern, die sich ihren Weg durch die Dunkelheit bahnten. Diesmal blieben sie nur kurz vor dem Feuer stehen, um überrascht zu bemerken, wie wir bereits hier saßen. Clarisse blieb locker.
„Hannah brauchte frische Luft, sie wollte sich an's Feuer setzten." Clarisse schob das junge Mädchen vorsichtig an ihre Seite. Wie vor einigen Stunden war Hannah einige Schritte hinter Clarisse geblieben. Starr vor Schreck, schaute Hannah auf uns hinab.
Dreißt wie sie war, ließ sich Clarisse einfach neben uns nieder. Annabeths Toleranz Clarisse gegenüber war wieder verflogen, angeekelt starrte sie sie an, ließ dann aber wieder ihren Blick sinken, um ihren Kopf in die Kuhle in meinem Hals zu legen.
Wie bei mir war ihr Blick jetzt genau auf Hannah gerichtet. Wie auch meine Schultern zogen sich die Muskeln auf ihrem Rücken stramm. Langsam, sehr verängstigt, kam Hannah auf uns zu.
Clarisse wartete neben uns, zeigte dem jungen Mädchen dann jedoch mit kleineren Handbewegungen, dass es noch näher an uns herankommen sollte.
Noch bevor Hannah einen weiteren Schritt auf uns zutrat, sprach Clarisse auf uns ein: „Am besten redet ihr nicht viel, überfordert sie nicht. Sie wird schnell unsicher. Sprecht langsam und deutlich, ich glaube, sie kommt nicht aus Amerika, manches scheint sie nicht zu verstehen."
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...