29. Es war einmal...

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Zuerst waren sie nur aus der Ferne zu hören, kaum laut genug, um ihnen Beachtung zu schenken, doch sie wurden lauter, kamen näher und näher. Wir würden bald aufbrechen müssen.

„Was hast du oben gemeint, also mit der 'Ich werde die Dunkelheit holen' - Sache?" Mein Interesse galt ganz anderen Dingen, aber ich brauchte Ablenkung.

Hannahs Augen weiteten sich. Ich bemerkte, wie Clarisse und Rachel ihre Ohren spitzten, um jedes von Hannahs Worten auch zu hören. Hatte meine Frage eine Bedeutung? Für sie? Und auch für mich? Sollten sie für mich von Bedeutung sein?Nein. Aber es beschäftigte mich.

„Es war vor dreißig Jahren, da bin ich das erste Mal mit ihr zusammengestoßen." Vermutlich hatte sie sich nur versprochen. „Sie war, ich meine sie ist nicht das, was ihr von ihr denkt."

Was genau sie damit meinte, verstand ich nicht, vermutlich, dass sie sie einst getötet hatte und sie nun wieder lebt, wie ich es auch bereits miterlebt hatte, aber Hannahs Blick schien in die Vergangenheit zu rutschen, in eine traurige Zeit vollerschlechter Erinnerungen.

„Es war ein wunderschöner Sommertag, wie der Tag an dem wir gestartet sind. Die Sonne schien und die Bäume waren von einem satten Grün-"

„Hannah, du sollst uns die Geschichte erzählen und keinen Roman schreiben", warf Clarisse ein, die ungeduldig darauf wartete, mehr über Hannahs Vergangenheit zu erfahren. Plötzlich kribbelte es in meinen Fingern, mich packte ebenfalls die Neugier, was Hannah gemacht hatte, bevor sie zu uns ins Camp gekommen war.

Hannah ließ sich den Einwurf nicht anmerken, aber als sie weitersprach, ließ sie die unnötigen Informationen aus. „Ich war damals mit Ben in einem Wald, ähnlich wie diesem. Wir suchten gerade nach Feuerholz, als wir plötzlich dieses Schloss mitten im Wald fanden. Lamias Schloss."

Annabeth zitterte, sie schlug ihren Kopf von der einen Seite zur anderen, ich verengte meinen Griff um sie, damit sie sich beruhigte.

„Shhh, es ist alles gut. Es ist nur eine Geschichte", flüsterte ich ihr zu und küsste ihre glühende Stirn. Sie musste zurück ins Camp.

Als ich wieder aufschaute, beäugten mich die anderen Mädchen mit mitleidigen Blicken. Wussten sie, welchen Entschluss ich getroffen hatte?

„Es ist alles in Ordnung, sprich weiter." Skepsis. Was anderes konnten mir die anderen nicht entgegenbringen.

„Dann ... rede ich jetzt weiter." Hannah zögerte, ihr Blick war noch immer auf Annabeth fixiert. „Wir hatten keine Angst, als wir hineingingen, das hatte Ben so an sich. Dunkelheit machte uns beiden nichts aus. Wir fanden die große Halle, aber keine Möbel, bloß ein riesiges Schwimmbecken und diese seltsamen Matratzen. Wieso ist mir nicht aufgefallen, dass es das gleiche Schloss ist?" Sie unterbrach sich selbst, um irgendetwas auf Deutsch zu fluchen. Dann räusperte sie sich.

„Die Fenster waren genau wie hier als Bilder in den Wänden eingelassen, als Zierde. Poseidon wie sie selbst waren Motive dieser Bilder. Sie war sehr hübsch, genauso, wie ich mir eine Königin vorgestellt habe. Die Königin von Lybien. Lange, blonde Haare, die ihr bis über die Schultern fielen, kein Wunder, dass sich Zeus in sie verliebte. Natürlich kam ein Baby aus dieser Beziehung heraus, ein Sohn. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch glücklich, aber dann war ihr Kind eines Tages tot."

Ich fuhr zusammen. Hannah hatte einen Drang dazu, ihre Geschichten mit unerwarteten Wendepunkten auszustatten. Rachels und Clarisses Münder standen sperrangelweit offen.

„Er wurde von der Herrin des Himmels ermordet", fuhr Hannah fort. Sofort war ich hellwach, die drei Wörter 'Herrin des Himmels' alarmierte jede einzelne Zelle meines Körpers.

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt