23. Von verseuchtem Wasser und heizenden Matratzen

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Diesmal ließ ich mich nicht langsam an die Oberfläche gleiten, ich zwang das Wasser, wenn auch mit viel Überzeugungskraft, mich wie eine Rakete an die Luft zu schießen. Das erste, was ich spürte, als ich wieder überwasser war, war der zischende Wind, der mir um die Ohren sauste, als ich zurück zu Boden stürzte.

Das Moos dämpfte meinen Aufprall, rein aus Instikt schlug ich die Hände über den Kopf und rollte ihn an meine Brust. So kam es, dass ich von mich trotz des verbliebenen Schwungs auf dem Boden abrollte, ohne mich zu verletzten. Ein Wunder.

Zitternde Arme rissen mich auf die Füße, was meinen Kreislauf nicht gerade unterstütze, und ich starrte in Clarisses wütendes Gesicht. Sie krallte ihre Finger in meinen Hals und bevor ich igrendetwas hätte machen können, schüttelte sie meinen Kopf wutentbrannt hin und her.

„Wie konntest du nur, du Arsch! Hannah zittert sich hier zu Tode und dann ziehst du auch noch so eine Show ab, nur um mal eine Runde baden zu gehen!" Ihre bullige Stimme überschlug sich, als sie weitere Worte auf mich abschießen wollte.

Gerade wollte ich ihr antworten, dass mein Bad nicht freiwillig war, als mir alles hochkam. Ich ließ mich zurück auf den Boden fallen, um mich möglichst nur ins Wasser zu übergeben. Das war sowieso schon verseucht genug, deshalb störte es mich nicht.

„Dieses Wasser bräuchte 'ne Grundreinigung", würgte ich hervor, nachdem ich mich übergeben hatte und tastete nach meinem Rucksack, der in der Nähe des Beckens liegen musste, in der Hoffnung, ich würde dort eine Flasche mit reinem Wasser finden.

„Tut mir leid, ich war wohl etwas zu hektisch. Hannah liegt da vorne, sie ist vermutlich traumatisiert", sagte Clarisse bedauernd, ich verzieh ihr. Vermutlich zeigte sie gerade mit den Finger in die Richtung, in der Hannah lag, doch ich sah nichts.

Meine Augen brannten höllisch. Nicht, weil ich verzweifelt versuchte, etwas in dieser Dunkelheit zu erkennen, sondern weil das verdorbene Wasser sich immernoch in meine Augen fraß. Ich stöhnte auf und drückte mir die Handballen gegen die Augäpfel, um die Schmerzen zu lindern.

„Hast du Schmerzen, Percy? Was ist mit deinen Augen?", schniefte Hannahs Stimme fragend aus der Dunkelheit heraus.

„Es ist das Wasser, es brennt", antwortete ich ihr, damit ich sie nicht beunruhigte. Denk einfach nicht daran, dass sie in dieser Finsternis gesehen hat, wie du dir die Augen reibst, zwang ich mich.

„Ich hatte die Augen zu, aber ich muss trotzdem immer nie-, nie- " ,laut nieste sie, „niesen", schniefte sie und ich hörte, wie sie sich die Nase rieb. Dann musste sie nochmals niesen, es hörte sich für mich so an, als würde sie versuchen, den letzten Hauch des Wassers aus ihrer Nase zu bekommen.

Endlich leuchtete ein Licht hinter mir auf. Ich drehte mich zu dem Licht um, was aus Clarisses wieder zum Leben erwachte Taschenlampe drang.

„Nicht in die Augen, das blendet." Hannah, die tropfend in eine bereits nassen Decke eingewickelt war, hielt sich die Hand vor die Augen, um sie vor dem wirklich brennenen Licht zu schützen. Auch meine Augen reagierten stark auf das Licht, jede kleine Blutader pulsiere ihnen, als wollten sie sich von selbst herausreißen.

Erst bei Hannahs zitterndem Erscheinungsbild brach die Kälte über mich hinein. Auch sie hatte sich das Ziel gesetzt, alles an mir zum Brennen zu bringen. Ich war weder nass, noch hatte ich eine riesige klaffende Wunde auf meinem Rücken, so wie das kleine Mädchen, das bibbernd vor der Kälte vor mir saß und zu mir hinaufschaute und trotzdem zerrte die Kälte schwer an meiner Kraft. Es war an mir, mich darum zu kümmern, dass es Hannah besser ging als mir.

„Habt ihr was zum Umziehen dabei? Mit den nassen Klamotten werdet ihr nicht trocken, geschweigedenn warm." Bei meiner Frage leuchteten Hannahs Augen erleichtert auf.

Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick RiordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt