Während wir mal wieder auf einer Wiese pausierten, räumte Hannah ihren zerfetzten Rucksack aus. Das meiste, was sich darin befand, war Hannahs winziges Eigentum: Ein Kamm, ein paar Haargummis, die Karte von Manhattan, einkleines Plüschpferd mit Flügel, einen Pegasus, und eine Kette, die ich bis jetzt noch nicht gekannt hatte.
Sie spielte mit dem Kuscheltier herum und warf esin die Luft. Sie fing esund wechselte so schnell ihre Beschäftigung, dass mein Halbblutgehirn beinahe einen Sprung gemacht hätte, um sich auch nur eine Minute auf sie zu konzentrieren.
Hannah zog eine Broschüre aus der noch vorhandenen Seitentasche und blätterte hindurch. Sie tippte mit den Fingern auf das Papier, ein rhythmischesTock Tock Tock.
Es dauerte einige Sekunden, bis ich die Buchstaben entziffert und das Deutsche ins Englische übersetzt hatte.
Auf dem Deckblatt der Broschüre stand: Für immer frei. (Nur für Mädchen!) Du hast eine schräge Familie? Oder einen idiotischen Freund? Oder sogar niemanden? Dann bist du hier genau richtig. Eine würdige Ruktiren – nein, falsch Rekrutin – der Artemis zu werden!!!!
Ich spuckte meine zerkauten Beeren vor Erstaunen auf den Boden und hätte beinahe einen Beerenkriegausgelöst. Die Jägerinnen der Artemis? Hannah wollte ihnen beitreten? Doch wieso war der Prospekt auf Deutsch?
„Weil ich Artemis schon in Deutschland getroffen habe", antwortete Hannah vermutlich ungewollt laut.„Sie wollte, dass ich ihr beitrete." Sie ließ ihren Kopf traurig hängen und ich hatte das Bedürfnis, sie entweder in die Arme nehmenoder mich vor ihr zu verstecken. Das Mädchenstrahlte eine merkwürdige Finsternis aus, wenn estraurig war, verzweifelt oder entrüstet.
„Und du hast es NICHT getan?", fragte Atalante entsetzt.
„Nein, ichhabe abgeleht." Hannah versuchte, sich dem fassungslosen Blick der Jägerin best möglichst zu entziehen. Etwas selbstsicherer meinte sie: „Wennich etwas nicht möchte, dann macheich das auch nicht!" Sie sprang auf und stapfte wütend,mitsamtihres Kuscheltieresin der Handdavon.
„Okay." Atalante lachte. „So sind Kinder nun mal." Ihr Lachen verstummte, als sie bemerkte, wie sie von Minderjährigen entgeistert angeschaut wurde. Verlegen hustete sie. Keiner sagte ein Wort. Ich suchte nach Worten, die die Situation hätten entspannen sollen, doch die Spannung in der Luft schien langsam elektrische Impulseauszusenden. Ich stopfte mir sicherheitshalber gleich mehrere Beeren in den Mund, Annabeth tat es mir gleich.
Sie war so merkwürdig geworden, so ruhig in letzter Zeit. Verwirrt. Anders. Und das gefiel mir nicht. Als sie bemerkte,wie ich sie beobachtete,errötete sie. Mit einen flüchtigen Griff ihrer Hände auf ihre roten Wangen,fing sie an,meine Aufmerksamkeit wieder auf Hannah zu lenken.
„Hannah kommt doch aus Deutschland, oder? Ich habe gehört, dass es dort tolle weiße Würste und deutschsprachige Menschen gibt." Annabeth wartete auf unsere Reaktion, die nicht kam. „Es gibt das Brandenburgertor in Berlin und einen Fluss namens Rhein, der von den Alpen bis in die Nordsee fließt."Weitere Informationen fielen ihr nicht ein. Niedergeschlagen gab sie ihre Schwachstelle über Deutschland zu.Ein Wunder, dachte ich lächelnd, auch Annabeth grinste verlegen.
„Pst... Percy, kannst du mich hören?"Ich fuhr zusammen und die Mädchen schauten micherschrockenan. Annabeth nahm meinen Arm, als fürchtete sie, ich würde wieder einen Flashback erleiden. Ihr Blick fragte eindeutig Geht's dir gut?Ich nickte. Ich hatte mich so vor Hannahs plötzlichen Gesprächsanfang erschreckt, dass ich vermutlich die ganze Farbe aus meinem Gesicht verloren hatte.
„Ja, kann dich hören."
„Kann ich dich kurz sprechen? Allein?"Sie klang besorgt und kraftlos.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...