Meine Augen brannten. Vermutlich lagen tiefe Schatten unter ihnen, meine Netzhaut fühlte sich an, als wäre sie entzündet. Wie vieles in meinem Körper, brannte meine Lunge, sie schien von hunderten kleinen Nadeln durchstochert worden zu sein. Die weißen Punkte, die vor meinen geschlossenen Augenlidern tanzten, wollten nicht verschwinden, um mich mit der Tatsache, dass ich nicht den Mut aufbringen konnte, meine Augen zu öffnen, zu verhöhnen.
Eine schweißkalte Hand legte sich auf meinen Arm, rieb ihn vorsichtig, dann tupfte mir jemand die Stirn mit einen nassen Handtuch ab. Erschrocken zuckte ich vor der Kälte zurück. Der Lappen wurde von meiner Stirn genommen.
Ich versuchte, mich aufzurichten, doch keiner meiner Muskel wollte mir gehorchen, reglos blieb ich auf der weichen Matratze liegen und lauschte den umherwuselnden Schritten der Menschen. Die Person, die sich um mich kümmerte, ließ das Tuch wieder auf meine glühenden Stirn sinken. Dort blieb es liegen, obwohl sich eine Gänsehaut auf meinem gesamten Körper aufstellte. Da ich meine Augen noch immer nicht öffnete, musste ich lauschen. Ich hörte, wie die Person von meinen Bett aufstand, ohne ein Wort des Abschiedes oder einen Laut ihrer Schritte.
Abschied, ohne einen Laut. Das Geschehene brach auf mich herab, schnürrte mir meine Kehle mit einem nicht existenten Seil zu, das sich tief in meine Haut schnitt, so brannte es, so sehr schmerzten die heißen Tränen, die einfach aus meinen geschlossenen Augen drangen und mir wie ein warmer Schauer über die Wange liefen. Ich wollte nach ihr rufen, ihren Namen aus mir herauschreien, doch kein Buchstabe ihres Namens wollte mir über die Lippen gehen, sondern kletterte zurück in meinen Hals, um sich dort zu Knoten zusammenzusetzten. Wollten auch sie mich ersticken?
Eine Tür wurde aufgerissen, weit weg von meinen Gedanken. Schwere, stolpernde Schritte liefen unregelmäßig den Gang entlang. Meine Neugier fixierte sich auf das neue Geräusch, sie konnte mich sogar ablenken, für einen kurzen, flüchtigen Moment.
„Hallo!", rief diese Person laut und deutlich durch die gesamte Krankenstation, wurde jedoch sofort mit einem eindeutig nervösen Schht unterbrochen und zum Verstummen gebracht. Doch es folgte aufgebrachtes Geflüster, Gelächter, offen, frei, das Gespräch lockerte die angespannte Situation auf einen Schlag auf. Körper schlungen sich ineinander, jeder schlug jedem auf die Schulter, dann brach jubelndes Geschrei aus.
Als wäre eine Welt zu einer anderen geworden, war die Krankenstation plötzlich gefüllt mit aufgeregten Stimmen, Jubelschreie waren aus jeder Ecke zu hören. Mein Mund wollte mitlachen, wie viele Freunde hatte ich lachen gehört? Es mussten alle hier sein.
Doch ich konnte nicht lachen, mir fiel kein Grund dazu ein, kein noch so geringer, der das Geschehene mit einem Lachen zur Vergangenheit machen konnte.
Sie war fort, für immer. Warum sollte das Camp feiern, was war der Anlass? Waren schon so viele Tage vergangen, dass sie alle die Phase der Trauer hinter sich gelassen hatten und nun ihrem normalen Alltag nachgingen? Ich wollte es nicht wissen. Verschwindet alle, fauchte ich in meinen Gedanken.
Etwas Schweres, Riesiges warf sich plötzlich zu mir aufs Bett, die Menge verstummte, während meine brennenden, verschwommenen Augen auf das eine kalbsbraune Auge starrten und ich nicht wusste, ob ich ihnen trauen sollte.
„Percy", gluckste Tyson mit einem fröhlichen Grinsen auf dem Gesicht und einer Blumenkette in den zerzausten, verfilzten Haaren. „Ich hab euch alle gerettet!"
Nein, hast du nicht, nicht alle.
„Das ist ... toll, Tyson", hauchte ich mit meiner zerissenen Stimme. „Hast du gut gemacht." Ich klopfte ihm auf die Schulter, damit er nicht erkannte, wie sehr ich mein müdes Lächeln vortäuschte. Er gluckste nur weiter und verschwand aus meinen Blickfeld. Ich wollte weinen. In meinen Augen sammelte sich bereits das Wasser, sodass ich es nicht verhindern konnte, dass mir eine Träne über den Rand meiner Augen floss. Ich drehte mein Gesicht der Wand zu.
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Percy Jackson - Der Feind des Halbgottes, inspiriert von Rick Riordan
FanfictionNach dem Krieg gegen den Titanenherrscher Kronos glaubt Percy, endlich einen gewöhnlichen Sommer im Camp Half-Blood verbringen zu können. Doch kaum ist er in seinem zweiten Zuhause angekommen, wird seine Hoffnung zunichte gemacht. Irgendetwas stimmt...