Geburtstag

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Die Zeit im Kinderheim verging rasend schnell, denn ehe ich mich versah, war ich 15. Ich lebte jetzt mittlerweile in meinem eigenen Zimmer, dass ich liebevoll dekorierte und es kamen immer neue Sachen hinzu. Ich hatte viele Poster in Sachen Fantasy an meinen Wänden hängen, aber am meisten dominieren die Drachenposter. Ich liebte diese mächtigen Wesen einfach! Ansonsten stand in meinem Zimmer nur noch ein Bett, ein Schrank und ein Schreibtisch an größeren Sachen. Ich hatte auch noch ein paar Kommoden, die die meisten in meinem Alter zum Schminken nutzen, aber ich war nicht so der Typ, der sich gerne schminkte. Außerdem hatte ich mir noch einen Fernseher an die gegenüberliegende Wand von meinem Bett gehängt, den ich letztes Jahr zu meinem Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Generell bekam ich hier eigentlich alles, was ich mir wünschte, mit der Begründung, dass, wenn man schon ohne Eltern aufwächst, man es doch wenigsten gemütlich haben sollte. Das hatte ich ja auch und ich hatte auch ein paar Hobbys. Also offiziell kletterte ich und lernte Aikido, inoffiziell war ich oft in unserem naheliegenden Stadtwald, der immer noch von unserer Stadtmauer eingegrenzt war, und übte dort, mit Schwert und Bogen umzugehen. Ich musste sagen, so schlecht war ich gar nicht.

Eigentlich wollte ich heute wieder in den Wald, was aber nicht so gut klappte, da ich ja heute Geburtstag hatte. Stimmt! Ich hatte ja heute Geburtstag! Diesen Tag feierte man immer, neben Weihnachten und Ostern. Die einzigen Tage, an denen die Stimmung hier im großen und ganzen immer positiv war. Klar, es gab auch immer wieder ein paar Personen, die meinten, über jedem und alles zu stehen, aber ansonsten waren diese Tage immer die besten im Jahr. Noch schöner wären diese Tage natürlich mit meiner Mama, aber ich hatte schon die Hoffnung mittlerweile aufgegeben, sie zu suchen, denn ich fand wirklich nichts!

„Happy Birthday!", freudestrahlend kam Kathi in mein Zimmer. Sie war eine der wenigen Personen hier, denen ich wirklich halbwegs vertraue, doch auch ihr sagte ich nicht immer alles. Deshalb warf ich meine Gedanken über meine Mutter erst einmal weg und begrüßte sie ebenfalls: „Hey Kathi! Und danke!" Sie sagte mir, dass ich mich schnell umziehen sollte und dann in den Frühstücksraum gehen sollte. Das machte ich dann auch und entschied mich für meine schwarze Hose und ein schlichtes T-Shirt, denn draußen war es warm. Ich genoss es, dass ich im Sommer Geburtstag hatte, denn dann konnte ich die Tage davor und danach immer draußen verbringen. Und zu guter letzt, war heute Samstag, also keine Schule!! Als ich fertig war, ging ich nach unten und mir wurde im Frühstückssaal von allen gratuliert. Ich mochte es aber nicht so gerne, im Rampenlicht zu stehen, weshalb ich schnell alle Glückwünsche annahm, mich dann hinsetzte und hoffte, dass Emily kam und die Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich musste nicht lange warten, denn Emily kam schon kurz nach mir und erklärte mal wieder, wie hübsch sie doch sei. Es nervte, aber an Tagen wie diesen war ich froh, dass sie sich so aufführte, denn dann wurde normalerweise nur sie beachtet und niemand sonst. Sie war, genau wie ich, hier her gekommen, nur war sie schon ein paar Jahre älter. Auch damals spielte sie sich schon so auf und, was ich absolut nicht verstehen konnte, sie war ein Vorbild von den jüngeren, aber auch älteren, da sie, zugegebenermaßen, wie ein Model aussah und sich extrem schminkte. Das fanden die anderen also gut? Ich konnte mich damit nicht anfreunden, aber meine Meinung war hier sowieso nicht gefragt. Deshalb war ich noch überraschter als Emily zu meinem Tisch kam.

„Happy Birthday, Serafina. Ich habe dir ein kleines Geschenk mitgebracht und ich finde, dass du es bitter nötig hast. Es ist von uns allen an dich", sagte sie zu mir. Ich dagegen hielt das Päckchen in der Hand und war erstaunt: „Ähm, danke. Das ist doch nicht nötig...." Ich stammelte vor mich hin. O Gott... dass mich schon ein Gespräch mit ihr aus der Bahn warf, dabei war es doch immer so schön, wenn wir uns ignoriert hatten. „Mach es auf!", schrie Emily mich fast an. Das katapultierte mich wieder zurück ins jetzt und vorsichtig öffnete ich das Päckchen. Eigentlich hätte ich erraten müssen, was in diesem Päckchen war, aber ich war trotzdem überrascht. Es lagen da jede Menge verschiedene Schminksachen drin. „Danke", mittlerweile hatte ich mich wieder gefasst, „Ich bringe die Sachen grad hoch in mein Zimmer." Das war das Stichwort für Emily und mich. Ich stand auf und ging in mein Zimmer und Emily lenkte die gesamte Aufmerksamkeit wieder auf sich selbst. In meinem Zimmer packte ich das Päckchen aus und legte alle Sachen zu den anderen. Denn obwohl ich mich nicht schminkte, hatte ich doch schon eine ansehnliche Sammlung. Ich bekam das alles immer zum Geburtstag oder zu Weihnachten geschenkt und sammelte es. Deshalb kamen manchmal auch ein paar Mädchen zu mir, wenn ihre Schminksachen knapp wurden und sie sich doch schminken mussten. Ich konnte darüber nur lachen, aber ich ließ die anderen Mädchen. Sie durften sich dann in meinem Zimmer schminken, doch sie wussten, dass sie dies nur mit meinem totalen Einverständnis tun dürfen. Daran hielten sich auch alle.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt