Bekanntschaft

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Mittlerweile kamen die Drachen regelmäßig, doch nie griffen sie unsere Stadt wirklich an. Sie kamen nur, glaub ich, damit wir uns an sie erinnerten. Doch wir waren immer so dumm und griffen sie an, weshalb sie ebenfalls aggressiv wurden. Die ersten paar Male kamen immer nur Drachenkundschafter, die herausfinden sollten, wie weit wir waren, doch seit wir angriffen, schickten sie ebenfalls Kampfdrachen. Seit dem hatten wir fast keine Chance mehr. Wir sind bei den Kämpfen auf das Wohlwollen der Drachen angewiesen und es schien, als ob sie nicht wirklich uns schaden wollten. Doch was mich eher wunderte war, warum die Drachen sich nie gezeigt hatten. Warum kamen sie jetzt aus ihrem Versteck? Warum hatten sie sich gezeigt, wenn sie vorher in Frieden leben konnten? Niemand schickte mehr Expeditionen auf den Mount Mightless, denn keine kam ja wieder, doch jetzt wussten sie auch warum. Also, warum hatten sie all das hier getan?

Die Sonne weckte mich an einem Samstag. Heute wollte ich wieder mit Lorcan und den anderen trainieren. Apropos Lorcan, unser Verhältnis zueinander hatte sich immer mehr gebessert und mittlerweile waren wir echt gute Freunde. Auch mit den anderen hatte ich mich angefreundet, was für mich eine Überraschung war, denn sonst mied ich Freundschaften. Ich schaute auf mein Handy und sah, dass wir uns um 12:00 Uhr treffen wollten. Ich hatte also noch genug Zeit. Jedoch würde unsere Trainingseinheit nicht sehr lange dauern, denn die Drachen kamen jetzt fast jeden Tag und die anderen mussten immer fit genug für einen Kampf sein. Und bereit.

Ich suchte mir eine bequeme Jeans aus und noch ein schlichtes T-Shirt. Dann ging ich runter etwas essen und schnappte mir mein Fahrrad. Ich wollte noch kurz zur Lichtung, bevor ich zum Training ging. Gerade wollte ich losfahren, da stoppte mich Kathi: „Wo willst du hin? Ich muss es wissen, anders ist es zu gefährlich. Du weißt ja, die Drachen." „Ich trainiere wieder mit Lorcan und so", ich hoffte, dass es reichte, denn sonst hatte ich ein Problem. „Sei um 6 wieder zurück, okay?", sagte sie nur und ich quittierte dies mit einem Nicken. Schnell trat ich in die Pedalen, denn ich hatte wirklich keine Lust, dass sie ihre Meinung noch einmal änderte.

Die Straßen waren leer, was auch kein Wunder war, denn niemand ging einfach so auf die Straße, seit die Drachen da waren. Mir war bis jetzt gar nicht aufgefallen, wie stark die Drachen unser Leben bestimmten, doch es war so. Bevor sie kamen war es auf den Straßen leer und danach trauten sich alle wieder raus, denn dann kamen sie an dem Tag nicht mehr. Unbewusst tastete ich nach meinem Medaillon, das ich immer noch um meinem Hals hatte. Ich vertraute auf mein Glück und auf mein Wissen über die Drachen, es musste mir helfen. Außerdem war ich dennoch eine starke Gegnerin. In Geduld musste ich mich auch noch üben, dass hatte ich versprochen.

Im Wald angekommen verstaute ich das Fahrrad im Baum und schlug den gewohnten Weg zur Lichtung ein. Dort angekommen fing ich wieder an zu lesen und verlor die Zeit aus den Augen. Doch das war ein Fehler, denn erst das Brüllen eines Drachens holte mich zurück in die Gegenwart. Kurz wollte ich in mein Zimmer rennen, bis ich realisierte, dass ich hier draußen vollkommen aufgeschmissen war. Es gab kein Schutz und mich konnte niemand hören. Ercans Schwert fiel in mein Blickfeld und ohne zu zögern holte ich es aus seiner Scheide und machte mich kampfbereit. Krampfhaft umklammerte ich außerdem das Medaillon, in der Hoffnung, dass es mir helfen konnte. So verharrte ich die Zeit, bis die Drachen direkt über mir waren und ich sie durch das Loch im Baum sehen konnte.

Immer näher presste ich mich an den Baum und betete, dass keiner von ihnen hier herunter kam. Nachdem der ganze Schwarm über mir hinweg war, traute ich mich wieder auf die Lichtung. Ich musste weg, doch das Schwert musste hier bleiben. Es wäre zu gefährlich. Schnell steckte ich es zurück in seine Scheide und war überglücklich, es nicht genutzt zu haben. Doch das war ein Fehler, denn als ich zurück laufen wollte, hörte ich ein weiteres Brüllen.

Es war schwächer als die anderen und doch genauso präsent. Zitternd stellte ich mich zurück an den Baum, mit dem Gewissen, im Notfall nichts zu haben, um mich zu verteidigen zu können. Der Nachzügler flog tiefer als die anderen und ich musste feststellen, dass er mich direkt sah, wenn er auch nur kurz hinuntersah. Er wurde immer langsamer und langsamer und ich bekam es mit der Angst zu tun. Bitte, flieg weiter! Tu mir den Gefallen und entdecke mich nicht!

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt