Da stand allen Ernstes Ercan drauf! Ich hatte das Schwert von einem, von einem von Drachen akzeptierten Jungen! Der Typ, den ich im Traum gesehen hatte! War das wirklich nur ein Traum? Oder war das die bittere Wahrheit? Was verschwieg man uns dann? Wenn wir das alles nicht wussten? Es waren nur Legenden, dass wurde uns immer wieder gesagt, doch nahmen wir Drachen immer als Schulthema unter dem Vorwand Legenden durch. Wenn mein Traum stimmte, dann lernten wir Geschichte, wenn wir über Legenden sprachen. Doch wussten das die Lehrer überhaupt? Wahrscheinlich nicht, denn Drachen wurden immer falsch dargestellt, wenn ich meinen Traum als Vorlage nahm. Vorsichtig legte ich das Schwert wieder weg. Es wog auf einmal mehr und ich hörte wieder Ercans Stimme: „Wer reinen Herzens ist...". Ich musste mich noch einmal versichern. Ich musste diesen Turm besuchen. Es war der einzige, der stehen geblieben war. Unseren Lehren zufolge nach einer Schlacht. Doch niemand weiß den genauen Hintergrund. Doch! Ich jetzt schon! Aber ich konnte jetzt nicht einfach so wirren Gedanken nachhängen, denn es wurde auch schon wieder langsam dunkel und Kathi musste schon wieder da sein. Also stellte ich das Schwert mit neuer Achtsamkeit weg und machte mich auf den Heimweg.
In meinem Zimmer angekommen stellte ich zufrieden fest, dass niemand hereingekommen ist, denn ich hatte ein Schild mit: Bitte nicht stören, ich schlafe an meine Tür gehängt. Also zog ich mir wieder eine saubere Hose an und nahm das Schild ab. Dann ging ich hinunter, wo Kathi schon auf mich wartete und wollte, dass ich sie begleitete. Wir gingen in die Garage, wo ich eine neue Waschmaschine vorfand und mit Kathis Hilfe die ganzen Utensilien, die ich dazu bekommen hatte, samt Waschmaschine hoch in mein Zimmer trug. Wir benutzen den Aufzug und stellten die Waschmaschine an die Wand. Dann bat ich Kathi, wieder zu gehen und versuchte, meine Gedanken wieder zu sortieren.
Okay, jetzt einmal bitte zum Mitschreiben! Dieser Ercan hatte mal wirklich gelebt und es existierten Drachen, nach meinen Erfahrungen, oder es spielte jemand ein ziemlich beschissenes Spiel mit mir. Letzteres hoffte ich trotz allem nicht, denn das würde sonst bedeuten, dass ich verrückt wurde und mich zu sehr hier reinsteigern würde. Doch eine Sache musste ich wissen. Der Turm! Er war der Schlüssel dazu, mir zu beweisen, ob der Traum real war oder nicht. Also schnappte ich mir meine Jacke, nachdem ich meine Waschmaschine das erste Mal angeworfen hatte, und machte mich auf den Weg. Der Traum war eine neue Spur, die mich, das erste Mal seit langem, an meine Eltern denken ließ. Hatten sie mich schon vergessen, wie ich sie fast vergessen hatte? Ich hoffe nicht.
Kathi war unten im Aufenthaltsraum und betreute gerade andere Kinder. Deshalb rief ich ihr einfach nur: „Bin im Stadtzentrum!" zu und ging. Es war warm und ich bemerkte erst jetzt, dass es erst Sonntag war. Nur zwei Tage und mein Weltbild hatte sich komplett auf den Kopf gestellt. Na super. Das konnte ja was werden und morgen sollte ja auch noch ein neuer in unsere Klasse kommen. Gemütlich ging ich die Straßen entlang, bis ich auf dem Marktplatz angekommen war. Wenn ich mich recht erinnerte sagten unsere Geschichtslehrer immer, dass der Turm vor etwa 500 Jahren oder noch länger zerstört wurde. Ich betrachtete den Turm heute genauer als sonst. Sonst war er einfach nur da und tat nichts. Doch heute sah ich die Spuren des Kampfes, der Zeit und der Vergangenheit. Der Vergessenheit.
Aus einem unbestimmten Grund schlug mein Herz schneller, als ich mein Geld aus der Tasche kramte und mich dem Eingang näherte. Als ich bezahlte fragte ich, ob jemand oben sei, denn ich wollte nicht gestört werden. Als mein Alibi hatte ich mir eine Tasche mitgenommen, in der ich ein paar Bücher hatte. Die Person antwortete mir nur knapp: „Nein, da oben ist keiner, aber wenn ich Ihnen einen Rat geben dürfte, da oben kann man schlecht lernen." Ich nickte nur knapp und machte mich daran, nach oben zu gehen. Um die Langeweile zu vertreiben, die ich verspürte, als ich die Treppen hochging, zählte ich die Stufen. Es waren knapp an die Hundert. Wie oft Ercan wohl hier hoch gelaufen war? Oben sah alles genauso aus, wie in meinem Traum und ich spürte die Präsenz von dem Drachen und Ercan.
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Saphira - Drachenblut
FantasyStatus: abgeschlossen! In einer Nacht veränderte sich mein Leben, die unschuldige, kleine Serafina gab es nicht mehr. Es stand mehr auf dem Spiel, als ich es jemals hätte erahnen können..... Serafina wohnt in einem Kinderheim und man könnte meinen...