Abschlusszeremonie

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Am nächsten Morgen wachte ich auf, dabei wollte ich mich nur noch in mein Bett verkriechen. Die Prüfungen waren anstrengender, als ich dachte. Manche Rekruten waren leicht, manche ein bisschen schwerer, doch alle waren in einer Sache gleich: Sie nervten! Diejenigen, die durchgefallen waren, wollten es nicht akzeptieren und hatten angefangen, zu diskutieren. Andere hingegen hatten geprahlt, wie gut sie wären und ich hatte sie von ihrem hohen Ross heruntergeholt. Insgesamt musste ich nur 2 durchfallen lassen, aber die waren echt schlecht und sind auch bei den anderen beiden durchgefallen und hatten so eh keine Chance. Heute waren die anderen dran, also alle, die nicht töten werden. Sollte heißen, die, die Schmied werden wollten, Ärzte, Gärtner, nur um ein paar zu nennen.

Mir fiel ein, dass die Jungs heute auch frei hatten, denn niemand musste die Rekruten begleiten, da alle schon gestern etwas getan hatten. Mit einem Seufzen stieg ich aus meinem Bett und zog mich an. Dann ging ich hinunter und frühstückte, bevor ich mich auf den Weg ins Trainingslager machte. Der Speisesaal war leer, denn entweder waren sie schon bei den Prüfungen, oder sie genossen den freien Tag und schliefen noch. Nur an ein paar Tischen saßen welche und ich ignorierte sie. Nach dem Essen schwang ich mich auf mein Fahrrad und fuhr durch die leeren Straßen. Ich machte mir aus den leeren Straßen einen Spaß und fuhr wie eine Irre durch die Straßen, mal auf der richtigen Fahrbahn, mal auf der falschen oder auf dem Gehweg. Ich nahm auch ein paar Sprünge mit und so kam es, dass ich eine gute halbe Stunde brauchte.

In der alten Industriestadt war schon einiges los und ich musste mich durch die Massen kämpfen, bis ich die Jungs am Rand stehen sah. „Hey!", rief ich schon von weitem und sie hörten mich. Gemeinsam schlenderten wir nun durch die alte Stadt und schauten uns ein wenig die Stationen an. Sie waren lange nicht so interessant, wie unsere, aber die Rekruten mussten hier auch in anderen Bereichen fit sein. Nach einiger Zeit wurde es uns zu langweilig und wir suchten uns einen ruhigeren Platz. „Woher wusstest du, dass sie wirklich nicht kommen? Ich glaube dir nicht so, dass du es einfach wusstest", fragte mich Luke und ich antwortete ausweichend: „Ich habe sie studiert und nicht bekämpft, so habe ich einfach ein größeres Wissen, als ihr." Er bohrte noch weiter nach, doch ich beließ es bei dieser Aussage und legte mich auf den Rücken.

Wir waren auf einer Halle und hatten von hier oben eine fantastische Aussicht. Unter uns sahen wir ein geschäftiges Treiben und über uns war ein wolkenloser Himmel. Es hätte nicht perfekter sein können. Nach und nach döste ich weg und verlor mich in mir drin. Ich nahm meine Wärme deutlich wahr und schickte sie hinaus. Nach und nach tat ich dies unterbewusster und deshalb erschreckte ich mich auch, als sich jemand meldete:

„Hey, wie kannst du das? Ich spüre deine Wärme bis hier und auch die anderen spüren sie." Ich saß sofort wieder kerzengerade und brauchte ein paar Sekunden, bis ich bemerkte, dass dies Moon war. Erleichtert entspannte ich mich und antwortete ihr: „Keine Ahnung. Ich sitze hier gerade und bin eingeschlafen. Ich hab eigentlich nur meine Wärme ausgesandt."

„Was ist passiert?", fragte mich Lorcan und ich erschreckte mich ein weiteres Mal. Ich hatte sie vollkommen ausgeblendet und war gedanklich auf der Lichtung. „Nichts. Nichts ist los", sagte ich ausweichend und ging ein paar Meter von ihnen weg. „Wenn ich mit dir rede, blende ich die echte Welt aus. Wie kann ich das ändern?", fragte ich Moon und bekam sofort eine Antwort: „Du musst üben. Immer mehr üben. Dann wird das auch. Fang am besten damit an, dass du immer wieder um dich herum schaust." „Hey, was ist los? Du bist so abwesend und hast dich erschreckt. Irgendwas ist passiert", fragte mich Lorcan noch einmal.

Auch jetzt hatte ich es nicht kommen sehen. „Lass mich bitte ihn Ruhe, okay?", erwiderte ich. Natürlich wusste ich, dass das eine schwache Ausrede war, aber etwas besseres fiel mir spontan nicht ein. „Reden wir morgen? Ich muss hier was klären, aber morgen können wir das üben", entschuldigte ich mich bei Moon und sie reagierte verständlich: „Klar, das war sowieso etwas schwieriger und wir waren da noch nicht. Bis morgen!" Und schon war sie wieder verschwunden.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt