Mitternacht

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Ich war den ganzen Abend über besser gelaunt als je zuvor, jedoch wurde ich von vielen gefragt, was los sei. Ich nutzte diese Zeit, um zu lernen, wie ich Gedanken aussperren konnte und am Ende des Tages war ich ein Profi darin. Es half, wenn viele etwas von einem wollten. Irgendwann wurde es mir jedoch zu bunt und ich lief in meine Höhle. Eigentlich hatte ich zwei Höhlen. Meine eigene, in der ich meistens wohnte, da ich die andere nicht so mochte. Sie war direkt neben meinen Geschwistern und war glücklicherweise frei. Die andere glich eher einem Ballsaal. Sie war riesig und wie die anderen immer betonten, für Saphira nur das beste. Das ich nicht lachte. Es hatte niemanden gestört, dass ich verstoßen wurde. Es sagten immer alle, dass es mein Schicksal war. Außerdem kamen in diese Höhle immer alle mit ihren Problemen und ich konnte in der anderen immer vor allem entfliehen.

Auch heute flüchtete ich in meine Höhle. Ich musste noch alles fertig machen, wenn ich wieder zu den Menschen wollte. Gerade als ich losfliegen wollte kam Moon zu mir. „Wohin willst du?", fragte sie mich. Ich hatte mir geschworen, niemals die Gedanken meiner Familie zu blockieren, es sei denn es ging mir wirklich schlecht. Deswegen konnte ich nicht sagen, dass es mich nicht erreicht hatte. Also drehte ich mich um und sagte ihr die Wahrheit: „Wenn alles glatt läuft, dann treffe ich mich mit Lorcan. Er hat mir geantwortet und ich vermisse ihn. Klar, ihr seid meine Familie, aber er ist es irgendwie auch. Verstehst du?" Statt einer Antwort nickte Moon nur und somit war das geklärt. Sie würde mich gehen lassen. Dankbar umarmte ich sie ein letztes Mal, bevor ich mich verwandelte und los flog.

Viele Drachen sahen mir hinterher, doch ich ignorierte sie und Moon brüllte jeden an, der mir folgen wollte. Da sie diejenige war, die ich zuerst getroffen hatte, respektierte auch sie jeder. Genauso wie es mit meiner Familie war. Und das alles nur wegen einer Schuppenfarbe und ein bisschen Magie. Jetzt mal im Ernst. Die Drachen hätten sich super selbst verteidigen können. Sie hatten sich nur selbst ins Bein geschossen mit dieser Aktion. Ich konnte es immer noch nicht verstehen, aber andererseits wäre ich als Drache geboren und hätte Lorcan niemals kennengelernt. Wegen ihm und den Erfahrungen bei den Menschen zog ich es also vor, dass sie zwar ein Drama um mich machten, ich jedoch all diese Erfahrungen machen konnte. Zudem kann ich es ja einfach ignorieren.

Voller Vorfreude legte ich noch einen Zahn zu und konnte wahrscheinlich ein Flugzeug überholen. Jep, das müsste man machen. Dragon Line. Ihre Flugfirma, die sie schnell und sicher ans Ziel brachte. Umweltfreundlich, kostengünstig und exklusiv. Bei dem Gedanken musste ich lachen und hätte fast die Stadt verpasst. Mit Hilfe von ein wenig Magie konnte ich mich dann noch rechtzeitig bremsen und landete sanft auf der Lichtung. Die Tiere, die gerade zum Trinken hier waren, machten mir Platz und nach meiner Verwandlung bedankte ich mich bei ihnen.

Schließlich rannte ich zur Mauer und glitt innerhalb der Mauern wieder aus dem sichtbaren Spektrum und machte mich somit unsichtbar. Nun rannte ich über die fast leeren Straßen und kam kaum außer Puste bei Lorcan an. Schnell brachte ich meine Flügel zum Vorschein und suchte das Haus nach Lorcans Zimmer ab. Nach kurzer Zeit hatte ich es gefunden und schaute rein.

Lorcan saß mit Niko vor dem Fernseher und sie schauten einen Film. Ich hätte noch lange so verweilen können, aber es wurde langweilig. Das Niko hier war, hatte ich nicht gedacht, aber ich wäre naiv gewesen, wenn ich gedacht hätte, dass Lorcan extra eine Verabredung wegen mir sausen ließ. Aber da ich nicht so der Typ war, der schnell aufgab, erschrak Niko, als ich ihn ansprach: „Niko verdammt. Was machst du hier? Ich wollte mich doch mit Lorcan treffen!"

Niko zuckte auf dem Bett so zusammen, dass Lorcan fragte: „Alles okay?" „Jaja, alles okay", antwortete Niko, „Ich dachte, ich hätte was draußen gehört. Ich schau mal nach." Damit stand er auf und ich hätte ihn drücken können, denn er öffnete das Fenster und lehnte sich so weit raus, dass ich ohne große Probleme hereinkam. Als ich drin war, sprach ich ihn wieder an: „Ist gut, ich bin drin. Glotz nicht so blöd aus dem Fenster. Sieht ziemlich lustig aus, wie du dich rauslehnst." Auch Lorcan schien sich zu amüsieren, denn als ich mich umdrehte sah ich, wie er sich ein Lachen verkniff. Niko hingegen drehte sich mehr oder weniger elegant wieder zu uns und schloss das Fenster mit den Worten: „Ne, war doch nichts."

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt