Flüge und Liebe

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Endlich! Es war Freitag und die Drachen kamen wieder. Eigentlich sollte das mich abschrecken, doch ich freute mich einfach nur, meine Freundin wiederzusehen. Wenn ich das jemandem erzählen würde, würde er mich höchstwahrscheinlich in eine Anstalt schicken. Drachen und Menschen? Das funktionierte laut allen anderen nicht, doch ich wusste es besser. Ich schnappte mir was zu essen und mein Fahrrad und fuhr los. Die Straßen waren leer, denn jeder wusste, dass die Drachen heute wieder kamen. Auf halber Strecke wurde ich angehalten. „Was willst du hier? Es ist gefährlich. Geh wieder nach Hause", sagte man mir.

Ich stoppte und sah Finn in die Augen. Ach ja, der war ja jetzt offiziell einer von ihnen. „Ach Finn... Du solltest doch mittlerweile wissen, dass ich mich verteidigen kann. Außerdem hast du mir nichts zu sagen, denn du bist nicht mein Vormund. Ich habe mit Lorcan ausgemacht, dass alles, was ich tue, auf eigene Gefahr geschieht und man lässt mich in Ruhe. Also, ich habe noch etwas vor, Tschüss", erwiderte ich, doch so leicht wollte Finn nicht aufgeben. Er fing mit einer unnötigen Diskussion an, denn jeder hier wusste, dass ich es doch durchziehen würde. Schlussendlich kam Luke, der anscheinend in der selben Einheit war: „Hey, Fina. Warum geht es nicht weiter?"

„Finn denkt, er könnte mir sagen was ich tun und lassen soll, aber da hat er sich geirrt. Also, ich habe noch was vor. Sehen wir uns nachher?", klärte ich ihn auf. Finn wollte etwas erwidern, aber Luke war schneller: „Finn, du bist noch neu hier und hast keine Ahnung. Aber eine Sache gebe ich dir jetzt mit auf den Weg: Lass Fina in Ruhe. Sie tut was sie will und wenn sie dabei umkommt ist das nicht unser Problem. Jeder hier weiß das und jeder respektiert das. Auch die anderen neuen. Also spiel dich hier nicht auf und lass sie gehen." Finn war wütend. Ich hatte mal wieder gewonnen. Lächelnd schwang ich mich auf mein Fahrrad, winkte Luke zum Abschied und fuhr los.

Finn bildete sich sehr viel auf seine neue Rolle ein und auch bei den Mädchen war er jetzt sogar noch höher im Kurs, leider. Nur Lorcan war über ihm, doch der interessierte sich nicht für sie. Also gaben sie sich mit Nummer 2 zufrieden. Finn. Meine Gedanken blieben nicht lange bei diesem Thema, denn schon nach kurzer Zeit war ich gedanklich schon auf der Lichtung. Nach einer weiteren halben Stunde hatte ich sie dann endlich erreicht. Von den Drachen war noch nichts zu hören, weshalb ich es mir bequem machte und frühstückte. Die Lichtung war mehr für mich in der ganzen Zeit geworden. Sie war mein Rückzugsort und niemand, außer Moon, wusste von ihrer Existenz.

Ich suchte meine Wärme und stellte fest, dass sie mittlerweile immer da war und offen. Ich war bereit, zu reden. „Komme in 10 Minuten, okay? Fliegen gerade los.", hörte ich es dann auch. Ich musste lächeln. Moon hatte gemerkt, dass sie mit mir über große Distanzen kommunizieren konnte und nutzte es aus. Spaßeshalber schaute ich auf die Uhr und stoppte 10 Minuten. Nach 7 Minuten hörte ich das erste Gebrüll und nach weiteren 2 Minuten landete Moonlight neben mir: „9 Minuten. Keine 10. Aber schön, dich endlich mal wieder zu sehen." „Ja, ich freue mich auch", begrüßte sie mich.

Moon kam auf mich zu, so nahe, dass ich quasi ihre Schuppen berühren konnte: „Deine Schuppen... Sie glänzen..." „Willst du sie berühren?", fragte sie mich und trat noch näher an mich heran. Bis jetzt durfte ich dies noch nie tun und so war ich sehr behutsam. „Danke", hauchte ich, unfähig irgendetwas anderes zu sagen. Ich streckte meine Hand aus und berührte zum ersten Mal ihre Schuppen. Sie waren rau, aber auch irgendwie glatt. Ich durfte schon einmal eine Drachenschuppe in der Hand halten, aber das war eine von Lorcan. Seine war trocken und rau. Moons dagegen waren von einer Schicht überzogen, die die Schuppen vor Feuer und allem anderen schützte. Eine trockene Schuppe, erklärte sie, konnte man mit einem Schwert oder anderen scharfen Gegenständen zerstören, ihre nicht. Immer weiter ging ich um sie herum, bis ich kurz vor ihrer Kehle war.

Instinktiv stoppte ich, aber Moon hob ihren Hals ein wenig höher, sodass ich sie problemlos berühren konnte. „Du darfst, ich vertraue dir", sagte sie nur und ich hob behutsam meine Hand, bis ich die empfindliche Haut berührte. Hier gab es keine Schuppen, die Moon hätten schützen können. Deshalb verdeckten Drachen ihre Kehle immer, wenn sie flogen. Doch bei Angriffen war dies nicht immer möglich und so waren sie verwundbar. Ihre Haut war weicher als gedacht. Langsam zog ich meine Hand wieder zurück und schaute Moon wieder mit einem anderen Blick an. Wie wäre es wohl, auf ihr zu fliegen? Auf ihrem Hals hatte ein Mensch sehr gut Platz... Schnell verwarf ich diesen Gedanken wieder. Das würde sie nie und nimmer erlauben.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt