Zwickmühle

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Mit einer ernsten Miene kehrte ich zum Mount Mightless zurück. Dort steuerte ich nun zielstrebig meine Höhle an, wo sich Emily befand. Sie las ein Buch, welches ich ihr gegeben hatte und bemerkte mich zuerst nicht. Erst nachdem ich mich verwandelt und mich an ihr Bett gesetzt hatte, schaute sie auf. „Wie ist es gelaufen?", fragte sie mich, doch meine ernste Miene schien Antwort genug zu sein. „Nicht gut?", riet sie und ich nickte. „Was ist passiert? Somia ist früher gekommen und wollte nichts erzählen. Alle haben sich Sorgen gemacht, dass du etwas dummes tun könntest", erklärte sie mir. Wieder einmal seufzte ich und erzählte ihr alles, was passiert war. Auch was Niko geplant hatte.

„Er will sich bei einem Kampf opfern, nur damit wir in der Stadt die Sympathisanten befreien können?", fasste sie zusammen. „Ja", bestätigte ich, „Nur dass er nicht sterben wird und auch nicht Lorcan. Die beiden meinen, dass sie bei dem Kampf sterben und dann auch tot sind. Dass sie sich nicht mit Schuldgefühlen plagen müssen. Doch die Drachen werden wahrscheinlich einen Teufel tun, die beiden zu töten, wenn ihre Seelengefährten es verlangen. Sakuro und Aero werden bei diesem Kampf dabei sein wollen und die beiden beschützen. Sie werden überleben und immer mit den Schuldgefühlen leben müssen, dass ihre Freunde tot sind, weil sie mich nicht davon abgehalten haben."

Ich brach ab, denn ich wusste, dass auch wir beide damit nicht leben konnten. Menschen getötet zu haben und auch wenn sie gegen Drachen waren, war das keine Entschuldigung für einen Mord, denn genau das war das. Mord an allen Tötern. Klar, man konnte sagen, dass ein paar Leben nichts im Vergleich zu dem Frieden danach waren, doch es waren immer noch Menschen, Freunde. Das machte ich auch Emily klar, welche darauf schwieg. Erst nach einer Weile fragte sie mich schließlich: „Was willst du tun?"

Wenn ich das nur wüsste. Wenn ich das nur wüsste, wäre längst Frieden. Ich dachte, dass ich noch etwas Zeit hätte, doch das hatte ich nicht mehr. Emily interpretierte mein Schweigen richtig: „Du weißt es nicht, oder?" Wieder nickte ich und sie legte ihr Buch weg, welches sie immer noch in der Hand hatte. Dann holte sie noch einmal Luft, bevor sie mir erzählte: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das einmal sage, doch hier ist es. Fina. Du schaffst das. Du hast nie die Geduld verloren, auch damals im Heim nicht. Du hast immer einen kühlen Kopf bewahrt, was dir in ein paar Situationen ziemlich den Arsch gerettet hat. Also wenn das einer schafft, dann du. Also beweg deinen fetten Hintern vom Bett, geh raus, mach was aus der Situation. Wenn du niemanden töten willst, dann finde einen anderen Weg, aber ich stehe immer hinter dir."

Nach diesen Worten musste ich ihr zustimmen. Ich hätte auch nicht gedacht, dass sie einmal die Person war, die mich motivierte und anspornte, weiterzumachen, wenn ich am Boden saß. Dankbar blickte ich sie an und tat, was sie von mir verlangte. Ich stand auf, atmete tief durch und ging raus. Emily folgte mir und so wanderten war über den Berg zum Mondbrunnen. Dort war nichts los und so konnten wir uns einfach auf den Brunnenrand setzen und nachdenken. Denn immer wenn ein Drache hier war, machte er die Hölle heiß, bis wir vom Rand runtersprangen. Aber hier konnte ich einfach am besten Denken und auch Emily hing ihren Gedanken nach.

So saßen wir eine Weile, bis dann leider ein Drache kam „Sofort runter da!", schrie er uns an und wir sprangen runter. Keiner von uns hatte wirklich Lust auf eine Diskussion. Seufzend setzten wir uns auf den Boden und lehnten uns an den Brunnen. Den Drachen ignorierten wir beide. Immer und immer wieder ging mir ein Szenario durch den Kopf. Das Szenario, das ich verhindern wollte. Doch egal, wie sehr ich mich auch anstrengte, das Szenario veränderte sich nicht. Für mich gab es keine Lösung.

Mit einem bitteren Gefühl gingen wir wieder, als immer mehr Drachen kamen, um den aufgehenden Mond zu genießen. Mir war die Lust an diesem Spektakel vergangen und auch Emily ging es nicht anders. Also gingen wir zurück. Aber nicht zu unserer Höhle. Stattdessen verwandelte ich mich und deutete Emily, aufzusteigen. Als sie sicher saß, flog ich zur Höhle von Saphira. Emily sagte nichts, denn sie wusste, dass ich wusste, was ich tat. Erst als ich ins Wasser eintauchte, bekam sie kurz Panik. „Kein Sorge, atme weiter. Ich schütze dich", beruhigte ich sie und schon entspannte sie sich wieder.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt