Freude

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Als wir uns wieder voneinander trennten standen wir beide unschlüssig da. Klar, wir hatten unsere Probleme gelöst, doch was nun? Irgendwann durchbrach Lorcan die Stille: „Fina, ich muss wieder zurück. Niko schläft bei mir und ich will dort sein, wenn er aufwacht." Da fing ich an zu Lachen. Er konnte ja nicht wissen, dass ich Niko genötigt hatte, dass er so tun sollte, als würde er schlafen. Aber nun war es an der Zeit, Lorcan reinen Wein einzuschenken. Ich konnte ihn nicht noch länger belügen.

„Ich bin mir recht sicher, dass Niko wach ist und warten wird, bist du kommst", sagte ich also. Bevor ich es ihm erklären konnte, kam die Frage: „Warum?" „Das will ich dir doch gerade erklären und du musst mir versprechen, dass du niemandem davon erzählst", fing ich an zu erklären. Er nickte und so fuhr ich fort: „Ich habe schon mit Niko gesprochen. Er weiß, dass ich hier bin. Ich habe ihn dazu gebracht, früh schlafen zu gehen und dir damit die Möglichkeit zu verschaffen. Ich war mir nicht sicher, ob du kommst, doch du solltest die Möglichkeit dazu haben. Niko weiß Bescheid. Er weiß, dass wir uns hier treffen, aber er wird uns nicht verraten. Verstehst du?"

Nach einer Weile nickte er, wirkte aber doch ein wenig gekränkt, dass Niko vor ihm mit mir Kontakt hatte. Ich erklärte ihm deswegen, dass die Umstände daran schuld waren und Niko und ich ihm eine ausführliche Erklärung geben würden, wenn wir wieder bei ihm waren. Daraufhin schaute er mich ein wenig entgeistert an und wollte mich davon abhalten: „Hör zu Fina. Ich kann mit Niko reden, aber für dich ist das zu gefährlich. Was ist, wenn dich jemand sieht? Ich will nicht, dass die dich meinetwegen fangen." „Ganz der Alte", erwiderte ich schmerzhaft, „Aber ich kann mich unsichtbar machen. Um mich musst du dir keine Sorgen machen. Wir können sogar durch das Fenster einsteigen, wenn du willst." Er schüttelte den Kopf, denn ihm war klar, dass ich den größeren Dickschädel hatte.

Ergeben seufzte er und machte sich auf den Heimweg, aber nicht, ohne mich vorher noch einmal zu küssen. Oh man, hatte ich ihn vermisst. Mein Herz schlug höher, als ich aus dem sichtbaren Spektrum glitt und vor seinen Augen verschwand. „Fina?", fragte er in den Wald. Ich machte mich kurz wieder sichtbar und sah ein wenig Erleichterung in seinen Augen. „Du hast mich jetzt ein wenig erschreckt", gestand er und ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Tut mir leid, aber wenn du willst, kann ich dich auch unsichtbar machen, dann können wir uns sehen, nur müssen wir darauf achten, nichts zu berühren, denn unsere Körper existieren immer noch und ich glaube, dass es nicht vorteilhaft wäre, wenn jemand gegen etwas unsichtbares stoßen würde", erklärte ich ihm.

Am Anfang wollte er nicht, dass er auch unsichtbar wurde, weshalb er schweigend durch den Wald ging und ich ihm folgte. Irgendwann wurde er anscheinend so paranoid, dass ihm jemand folgte, was ja auch stimmte, dass er mich bat, ihn auch unsichtbar zu machen. Keine Sekunde später sah er mich wieder und küsste mich zuerst. Er wollte etwas sagen, doch ich hielt ihn davon ab, indem ich meinen Zeigefinger auf seine Lippen legte. Nun liefen wir schweigend und Hand in Hand über die leeren Straßen, bis wir bei seinem Haus ankamen. Lorcan wollte durch die Wohnungstür, aber sein Vater war wieder wach, weshalb wir auf die Fensteraktion zurückkamen.

Schnell kontaktierte ich Niko: „Wach auf und beweg deinen faulen Hintern zum Fenster und öffne es uns!" Mit einem Lächeln wurde mir klar, dass ich ihn wirklich aufgeweckt hatte und er jetzt so, schlaftrunken, das Fenster öffnete. Für mich war das das Zeichen, meine Flügel hervorzubringen, Lorcan zu schnappen und hochzufliegen. Kurz darauf kletterte Lorcan durch das Fenster und ich ihm hinterher. Gleichzeitig ließ ich meine Flügel wieder verschwinden und schloss danach das Fenster. Erst jetzt wagte ich es, uns beide wieder sichtbar zu machen und Niko schaute uns ein wenig irritiert an.

„Ist das Treffen so gut verlaufen?", fragte er schließlich leise. Wir beide nickten ihm zu und küssten uns zur Bestätigung noch einmal. „Ja. Sie hat mir alles erklärt, doch du schuldest mir verdammt noch mal auch eine Erklärung", wandte sich Lorcan an Niko. Diesem war klar, dass Widerstand zwecklos war und so setzte er zu der Erklärung an: „Als Fina sich verwandelt hatte, vermisste ich sie, genau wie ihr, nur dass ich dieses Vermissen nicht ignorieren wollte. Deswegen habe ich angefangen, über Drachen zu recherchieren. Es sind interessante Wesen und nicht weniger intelligent wie wir. Irgendwann habe ich dann etwas über die Sympathisanten mitbekommen und bin einem zu einem Treffen gefolgt. Dort habe ich dann gelernt, was es bedeutete, Drachen zu respektieren und so habe ich angefangen, jedes Mal dorthin zu gehen.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt