Übernahme

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Wieder bei den Drachen kam ich perfekt pünktlich. Tian endete in diesem Moment, als ich mich wieder in Menschengestalt neben Emily setzte. Diese schaute mich erwartungsvoll an, doch mein Gesicht sprach Bände. Es lief nicht gut, gar nicht gut. Das konnte man darin ablesen. Ich war in diesem Moment ein offenes Buch, denn auch der Gedanke, morgen meine Freunde zu töten, ließ Übelkeit in mir aufkommen, doch ich hatte keine Wahl.

Nun endete Tian und Sunil übernahm das Wort: „Nun kommen wir zu den Beziehungen zwischen den Menschen und den Drachen. Hierfür möchte ich Saphira, Emily und Moonlight zu mir bitten." Dadurch, dass er mich Saphira genannt hatte, wollte er, dass ich als Drache dort stand. Es war nur eine kleine Geste, doch durch diese stand Emily alleine als Mensch dort oben und die Drachen waren als mächtiger, stärker dargestellt. Am Anfang ließ ich diese Erscheinung stehen und verwandelte mich, ehe ich zu Sunil ging.

„Kommen wir nun zu den ernsteren Themen", verkündete ich und warf einen missbilligen Blick zu den Ältesten, denn es hatte mich wirklich genervt, dass sie so lange um den heißen Brei herum geredet hatten. „Ich will mich nicht lange damit aufhalten und die Fakten nennen", fuhr ich fort, „Fakt ist, dass die Menschen unterwegs sind. Übermorgen werden sie ankommen und kämpfen. Fakt ist auch, dass die Stadt unbewacht ist, beziehungsweise nur von ein paar Tötern gehalten wird. Fakt ist, dass wir die Stadt übernehmen und dort mit den Sympathisanten ein neues Leben aufbauen werden. Ohne Krieg, ohne Furcht. Fakt ist jedoch aber auch, dass ein paar dieser anwesenden Drachen für einen Menschen sterben würden, ohne zu zögern. Lorcan Evans ist einer dieser Menschen. Ihr kennt ihn wahrscheinlich alle."

Ich machte eine kurze Pause und sah in zustimmende Gesichter. Jedoch blickten sie mich auch fragend an, da sie in diesem Moment sehr verwirrt waren. In diesem Moment verwandelte ich mich und fuhr mit lauter Stimme fort: „Lorcan Evans ist bekannt, dass er Drachen tötet. Doch er hat davon abgeschworen, seit er einen Drachen wirklich kennengelernt hatte. Und da kommt eine neue Sache ins Spiel. Weswegen manche Drachen sich für bestimmte Menschen opfern würden und umgekehrt. Seit Jahrhunderten gibt es so etwas, das nennt sich Seelenverwandschaft..." Ich erklärte ihnen, was es damit auf sich hatte und verstummte danach. Ebenso bat ich Sakuro und Aero zu mir und alle erklärten, wie es ihnen mit dieser Seelenverwandtschaft ging. Nachdem auch sie geendet hatten, blieb es eine Weile still.

Nach einer Weile fingen sich die Drachen wieder. „Wie habt ihr es herausgefunden?" „Warum habt ihr uns nichts erzählt?" „Was wollt ihr nun machen?" „Hat jeder einen solchen Seelenverwandten?" Das waren die häufigsten Fragen und jeder von uns antwortete mal. Als dann schlussendlich alle Fragen zu diesem Thema geklärt waren, kam ich wieder auf die Stadt zurück. Ich holte ihnen noch einmal in Erinnerung, welche Chance es sein würde, in Frieden zu leben. Immer mehr Drachen fanden Gefallen daran und so wurden die Fragen immer konkreter, bis wir an dem Punkt waren, an dem wir den Plan besprachen.

Dazu nahm Sakuro das Wort an sich und regelte alles. Erst nach einiger Zeit nahm der Plan Gestalt an und nach mehreren Stunden hatten wir uns endlich geeinigt. Wir hatten einen Plan und wollten ihn morgen zu Sonnenhoch durchführen. Kein Töter hätte mehr die Chance, schnell umzudrehen. Der Plan war:

Zu Sonnenhoch wollten wir hier starten. Moon, Emily, meine Eltern, Somia und ich. Ein paar weitere Drachen kamen ebenfalls mit und so waren wir gut ein Dutzend Drachen, die sich morgen auf den Weg machen würden. Alle anderen Drachen machten sich hier für die finale Schlacht fertig und organisierten alles. Sakuro und Aero hatten das Kommando, was ich nur gutheißen konnte, denn bei den beiden wusste ich, dass es kein unnötiges Blutvergießen gab. Wir anderen flogen dann morgen los und vor der Stadt wollten wir kurz innehalten. Wir wollten die Lage überblicken, blieben dabei aber außer Schussweite. Hatten wir schließlich alle Töter lokalisiert, wollten wir sie zusammentreiben und dann mussten wir sehen, was geschah. Ich hatte um ehrlich zu sein Furcht und Angst vor dem morgigen Tag, denn ich hatte noch nie jemanden getötet.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt