Aufbruch

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Mein Wecker weckte mich um 4 Uhr. Eigentlich hätte ich übermüdet sein müssen, da ich nur drei Stunden geschlafen hatte, doch ich war hellwach. Vielleicht lag das an meiner Drachengestalt, die einfach nicht so viel schlafen musste. Statt mir aber weiterhin darüber den Kopf zu zerbrechen stand ich auf und machte mich fertig. Meine Klamotten und alles, was ich mitnehmen wollte lagen schon bei meinem Fahrrad, nur Ercans Schwert stand noch in meinem Zimmer. Schnell zog ich mir eine schwarze Jeans und ein dunkles T-Shirt an und schnallte mir das Schwert um die Hüften. Es passte perfekt und ich ging in zum Frühstücken runter.

Auch Emily war schon wach. Sie wollten, soweit ich das verstanden hatte, die Abreise überwachen. Wir nickten uns freundlich zu, aßen aber getrennt. Als ich satt war, konnte ich endlich starten. Es war viertel nach vier und ich musste mich beeilen. Schnell rannte ich zu meinem Fahrrad und befestigte den Anhänger. Dort packte ich meine Sachen hinein, die ich jetzt noch nicht tragen wollte, und fuhr los. Es dauerte nicht lange, bis ich ankam. Auch Lorcan und die anderen waren schon abreisebereit. „Morgen Fina!", begrüßte mich Lorcan schon von weitem. Ich grüßte zurück und als ich ankam, gaben wir uns noch einen schnellen Kuss, bevor wir alles beluden. Ich hatte das einzige Transportgerät, weshalb alle sperrigen Sachen in den Anhänger geladen wurden und wir selbst mussten unsere Sachen tragen.

All das verlief schweigend, bis Kaimi mein Schwert entdeckte: „Woher hast du das? Wir haben die ganze Stadt durchsucht und keine gefunden." Jetzt sahen auch alle anderen hin und Niko forderte mich auf es ihnen zu zeigen. Also holte ich es aus der Scheide, sodass jeder es sehen konnte. „Es war ein Geschenk von einem alten Bekannten", klärte ich sie auf und steckte es wieder zurück. Zum Glück ließen die anderen es dabei und wir fielen wieder in ein schweigen.

„Ich brauch keine, danke", erklärte ich Kilian, der mich verwundert anschaute. „Klar wirst du eine bauchen. Wir werden dort auf Drachen treffen und wahrscheinlich kämpfen, denn ich denke nicht, dass sie uns Saphira kampflos übergeben werden", erwiderte er, doch ich versicherte ihm, dass ich wirklich kein Kampfanzug brauchte. Das hatte mein Versuch gestern Nacht ergeben. Auch er ließ es dabei und legte den Kampfanzug kopfschüttelnd beiseite. Dann konnten wir los.

Die Karawane von 11 Leuten marschierte also in Richtung Tor. Dort waren, trotz der frühen Zeit, viele Menschen versammelt, die uns Glück wünschten. Dann gingen die Tore auf und die saubere Luft schlug uns entgegen. Wir traten durch die Tore und für mich war es wieder das erste Mal offiziell, dass ich die Stadt verließ, denn niemand wusste von meinen täglichen geheimen Ausflügen. Ich genoss die Sonne auf meiner Haut und zog schon nach den ersten Metern die Jacke aus, die ich für die Nächte mitgenommen hatte. Hinter uns wurden die Tore hingegen schon wieder verschlossen, nachdem der letzte durchgegangen war.

„Ich habe einen Weg ausgesucht", erklärte Kaimi, „Er wird nur vier Tage dauern und wir werden die restliche Zeit mit suchen und fangen verbringen können." Er breitete eine Landkarte aus und zeigte uns den Weg. Ich hatte es schon kommen sehen, da es der kürzere Weg war. Er war viel gefährlicher, nicht nur wegen den Drachen. „Wir werden hier den Fluss überqueren und dann durch die Wälder gehen. Wichtig ist, dass wir unser trinken gut einteilen. An dieser Stelle kommen wir auch mit dem Fahrrad rüber. Dann gehen wir nur noch geradeaus", zeigte er uns die Strecke. „Kaimi", warf ich ein, „Ich halte das für keine gute Idee, diesen Weg zu gehen. Stattdessen würde ich zwei Tage länger laufen, aber mit erhöhter Sicherheit."

Er fand es gar nicht gut, dass ich ihm widersprach, doch diesen Weg wollte ich nicht gehen. Dort konnte ich sie eventuell nicht vor dem Tod bewahren. „Ach ja, und warum willst du diesen Weg nicht gehen? Du kannst noch umkehren", fragte er genervt und ich antwortete ihm sachlich: „Weil der kürzere Weg viel mehr Gefahren mit sich bringt. Zum einen sind wir dort den Drachen hilflos ausgeliefert, weil die Bäume uns nicht schützen, sondern behindern, wenn wir zum Beispiel schneller laufen müssen. Außerdem ist der Wald an sich nicht so ganz ungefährlich. Auch wenn ihr sagt, dass ihr damit umgehen könnt. Ich bin früher einmal diesen Weg gegangen und nur knapp wieder lebend rausgekommen. Dort sind überall Klippen und der Boden ist auch nicht immer das, was er sein soll. Ich bin damals auf dem Rückweg einen anderen Weg gegangen und dieser dauert zwar zwei Tage länger, aber dafür ist für unsere Sicherheit besser gesorgt."

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt