Die ersten und letzten Tage

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Endlich kam ich in meinem Zimmer an. Todmüde fiel ich ins Bett, was eigentlich auch kein Wunder war, wenn man um Mitternacht draußen war und sich in einen Drachen und zurück verwandelte. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich Saphira war. Es brauchte noch einige Zeit, bis ich endlich einschlafen konnte.

Als ich aufwachte war es immer noch dunkel. Verschlafen lief ich in Richtung eines Lichtschalters, stattdessen stieß ich gegen eine Wand und konnte hindurchlaufen. Ich träumte, fiel es mir ein. Ich träumte! Nach einiger Zeit konnte ich auch meine Umgebung erkennen. Es war eine kleine Höhle mitten im Fels. Ich suchte mir einen Weg nach draußen, jedoch stieß ich auf einen weiteren Raum, in dem mehrere Drachen waren. Ich war also dieses Mal auf dem Mount Mightless. Sofort ließ ich meine Gedanken schweifen und konnte mich als stiller Zuhörer bei dem Gespräch beteiligen. „Was sollen wir mit ihr machen?", fragte ein tiefblauer Drache und ein roter antwortete ihm: „Wir haben nur wenige Möglichkeiten, aber wenn man es recht bedenkt nur eine und die wird der Mutter nicht gefallen." „Du hast recht. Wir müssen es so machen", stimmten ihm ein weißer und ein brauner Drache zu.

Erst jetzt merkte ich, dass dies die vier ältesten waren, welche eine Entscheidung trafen. Mich beschlich ein ungutes Gefühl, dass es dabei um mich ging. Sie waren dabei mich zu verstoßen. „Aber was ist, wenn sie Saphira ist?", gab der blaue zu bedenken. „Sie ist ein Mensch. Sie kann niemals eine Saphira werden. Sie wird uns hassen, wie es alle Menschen tun", erwiderte der braune. Es gab nichts mehr zu diskutieren, die Entscheidung war gefallen. Es war der Tag, an dem ich verstoßen werden sollte. Die vier Drachen machten sich auf den Weg zu einer weiteren Höhle. In dieser war ein weiterer Drache. Es war eine sie und sie erzählte ihren Kindern gerade die Legende von Saphira. Ich ging näher an die kleinen heran und wollte sie mir anschauen, als ich erschrak.

Neben den kleinen Drachen, unter denen ich auch Moonlight ausmachen konnte, lag ein kleines Mädchen, dass die Augen geschlossen hielt. Es lauschte der Erzählung seiner Mutter. Dort lag ich. Ich entfernte mich wieder ein paar Schritte von den Kleinen und hörte den Erwachsenen zu. „Wir müssen es so machen, tut mir leid", sagte gerade der weiße Drache und die Drachin fing an zu weinen: „Das könnt ihr nicht machen! Sie ist meine Tochter und hat es verdient, bei uns zu leben!"

„Es tut uns wirklich leid, aber wenn wir einen anderen Weg sähen, hätten wir es dir gesagt, Nihara. Es gibt aber keinen anderen Weg. Hole Taru und verabschiedet euch von eurer Tochter", versuchte der blaue sie zu beruhigen. Sofort stürmte Nihara hinaus und kam mit einem anderen Drachen wieder. Das war also mein Vater. Auch ihm konnte ich die Trauer in seinen Augen ansehen.

Beide Drachen gingen noch einmal zu meinem kleinen ich und verabschiedeten mich. „Ich liebe dich, Serafina, Tochter der Drachen. Ich werde immer an dich denken. Ich werde dich immer beschützen, doch ich kann jetzt nichts tun. Es schmerzt, dich nur noch ein paar Stunden sehen zu können. Du warst nicht ein Kind unter vielen. Du warst das Kind, dass uns geschenkt wurde und du bist etwas besonderes. Ich liebe dich so, wie ich deine Geschwister liebe. Ich wollte bei dir sein, wenn du deine ersten Schritte machst, ich wollte bei dir sein, wenn du das erste Mal den Wind spürst, ich wollte bei dir sein, wenn du aufwächst. Ich wollte ein Teil deines Lebens sein. Ich will deine Mutter sein. Ich will dich nicht verlieren, doch ich kann nichts tun. Dieses Gefühl raubt mir meinen Verstand. Ich liebe dich, meine Tochter", das waren die letzten Worte von meiner Mutter an mich und auch mein Vater wandte sich ein letztes Mal an mich:

„Ich habe viele Kinder von deiner Mutter geschenkt bekommen, doch keines war wie du. Du bist ein Geschenk des Himmels und du trägst nur Gutes in dir. Als ich dich das erste Mal gesehen habe, war mir klar, dass ich dich nur lieben kann, egal wer du bist. Von der ersten Sekunde an war mir klar, dass du ein Wirbelwind in meinem Leben sein wirst, doch dann wirst du uns genommen, weil die Ältesten Angst haben. Ich werde immer bei dir sein, denn ich liebe dich, Serafina, das solltest du wissen, auch wenn du dich nie an mich erinnern wirst. Du wirst trotzdem immer einen Platz in meinem Herzen haben. Ich werde immer bei dir sein. Ich werde dich beschützen. Ich werde dich immer lieben. Du bist besonders."

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt