Rituale

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Beim Kinderheim angekommen stellte ich mein Fahrrad weg und warf mich ins Bett. Das alles hatte an meinen Kräften gezehrt und das ich jetzt noch zum Mount Mightless hingezogen wurde, hatte alles verstärkt. Seit dem Tag bestand mein Leben aus einem Kampf gegen mich selbst. Ich schloss die Augen und gab mich der Dunkelheit hin. Keine Sorgen, nichts.

Am nächsten morgen lag eine Nachricht vor meiner Tür. Komme zur Scheune. Mehr stand da nicht drauf, aber ich nahm an, dass sie von Emily war. Seufzend zog ich mir eine schwarze Jeans und ein schwarzes schlichtes T-Shirt an und machte mich auf den Weg. Es dauerte nicht lange, bis ich die Scheune erreicht hatte. Dort kletterte ich wieder nach oben und checkte die Lage. Da dort war aber nur Emily und ich sprang hinunter. „Was war wirklich los? Ihr seid verändert zurückgekommen, vor allem du. Du trägst jetzt das Schwert immer mit dir herum. Was ist passiert?", fragte sie mich sofort, ohne mich zu begrüßen.

„Das, was Kilian gesagt hatte. Er hat nur ein paar Kleinigkeiten ausgelassen", rückte ich mit der Wahrheit hinaus. Ich wusste nicht, wie weit ich ihr vertrauen konnte. „Welche Kleinigkeiten?", hakte sie nach. Ich ergab mich: „Wir wurden angegriffen, doch es floss kein Blut. Ich habe sie gebeten, uns gehen zu lassen. Sie wollen nicht, dass man weiß, dass Drachen auch intelligent sind. Das ist die Wahrheit." Mehr wollte ich nicht sagen, aber Emily drängte mich weiter: „Wie kommunizieren sie? Kann ein Mensch das erlernen?" „Emily, ich sage nichts mehr", erwiderte ich, „Der >Ausflug< hat mich stark mitgenommen, sowohl körperlich als auch seelisch und ich habe dir so viel gesagt, wie ich dir sagen konnte. Ich werde aber trotzdem keine Drachen töten. Wenn du mich nun entschuldigst, ich habe noch etwas vor."

Mit diesen Worten ging ich und ließ sie alleine dort stehen. Schnell sprang ich auf mein Fahrrad und fuhr zu meinem Baum. Ich musste mit Moon reden. Nach einiger Zeit betrat ich dann wieder zum ersten Mal seit langem die Lichtung. Sofort umgab mich die friedliche Atmosphäre und ich lehnte mich entspannt an den Baum.

„Fina!", riss es mich aus meinen Gedanken. Sofort war ich in Alarmbereitschaft, doch als ich sah, wer da vor mir stand, atmete ich erleichtert aus. „Du hast das Schwert immer noch", fuhr er fort. „Ja, ich wollte es zurückbringen, doch Sakuro, der rote Drache, hat es mir geschenkt und es für mich mit Feuer geschmiedet", erklärte ich Ercan die Situation. „Zeig", forderte er mich auf und ich zog das Schwert aus der Scheide. Als ich es berührte spürte ich das Feuer in dem Schwert und ließ es frei. Ercan staunte: „Wow. Das ist wirklich... Wie?" „Ich vermute, dass es von meiner Magie kommt. Sie überträgt sich in das Schwert und Sakuro hat nur den Platz dafür geschaffen", überlegte ich, bevor ich es wieder zurücklegte.

„Du hast es dir verdient. Du hast mit so viel zu kämpfen, ich bewundere dich genau dafür, aber ich muss nun leider wieder gehen", verabschiedete er sich und ich stand wieder alleine auf der Lichtung. Ich setzte mich wieder auf den Boden, angelehnt an den Baum und so wartete ich, bis Moon wieder kam.

Mit dem Gebrüll der Drachen wurde ich wieder aufmerksam und kurz darauf erschien Moon über dem Loch. Schnell vergewisserte sie sich, dass niemand sie sah, bevor sie landete. „Moon!", begrüßte ich sie freudig. Schnell drehte sie sich um und schien mindestens genauso erfreut: „Fina! Saphira! Schön dich zu sehen!" Ich rannte auf sie zu und umarmte sie wie eine Verrückte. Erst nach einiger Zeit lösten wir uns wieder voneinander und ich belastete Moon mit meinen Problemen: „Moon. Seit ich auf dem Mount Mightless war zieht es mich dort wieder hin. Warum?"

„Das ist normal. Jeder Drache vollführt eine Art Ritual, wenn er 15 wird. Das Verlangen nach diesem Ritual wird bei dem ersten Moment, an dem man an seinem Geburtsort betritt, präsent. Ich habe daran gar nicht gedacht, denn normalerweise wird dieses Ritual gleich an seinem Geburtstag ausgeführt, aber du warst ja da nicht da. Es wird mit jedem Tag stärker, also muss ich dich zum Mount Mightless bringen, so schnell es geht. Zum Glück wird das meistens in einem kleinen Kreis ausgeführt und die Eltern sprechen. Wir können das also zu viert machen. Du, ich, Mama und Papa. Soll ich dich dann jetzt schon mitnehmen oder erst morgen?", erklärte sie mir. „Morgen", lautete meine Antwort, auch wenn mich dieses Verlangen jetzt schon zerriss.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt