Drachentöter

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Lorcan!

War ja klar, dass er hier war. Immerhin war sein Vater ja jetzt so etwas wie ein Heiliger und es war auch klar, dass Lorcan durch diese Stellung viel mehr Vorteile hatte. Deshalb, so sehr es mir widerstrebte, musste ich sein Angebot annehmen, denn anders kam ich nicht an das Kraut heran: „Na gut." Lorcan setzte eine zufriedene Miene auf und sagte etwas zu den Personen neben den Toren, die sie kurzerhand für uns öffneten. Zusammen gingen wir heraus und ich atmete einmal tief durch. Die Luft außerhalb war doch eine andere. Frischer und nicht so verpestet durch die ganzen Abgase. Allerdings wollte ich nicht, dass Lorcan das Kraut auch fand, also bat ich ihn, hier zubleiben und auf mich zu warten. Ich wäre dann in ein paar Stunden zurück. Nein, Lorcan durfte wirklich nicht wissen, wo das Kraut wuchs, denn er würde es nur missbrauchen. Er würde es für Sachen benutzen, die nicht so gut waren. Deshalb nahm ich mir auch vor, nur welche mitzunehmen, die man nicht mehr züchten konnte.

Natürlich war Lorcan nicht begeistert von dieser Idee, war ja auch eigentlich klar, aber ich ignorierte es einfach und rannte los. Hinter mir hörte ich einen wütenden Lorcan, der versuchte, mich einzuholen, was sinnlos war. Ich war die schnellste Läuferin der Stadt und ich lasse mir nichts von einem neunmalklugen Jungen sagen. Schon nach ein paar Minuten hatte ich ihn, wie auch in der Stadt, abgehängt und konnte mit der Suche beginnen. Zuerst nahm ich einen Weg, den ich immer ging, bis ich nach einer Weile abbog und in den dichteren Wald lief. Dort dauerte es dann noch mal eine gute halbe Stunde, bis ich den Platz wiederfand, an dem immer noch das Kraut wuchs.

Silberseich, das einzige Kraut, dass Drachen töten konnte.

Ich wusste intuitiv, dass Lorcans Vater dazu aufgefordert hatte, dieses Kraut zu suchen, denn kein anderer kannte seine zweite Bedeutung. Naja, außer halt Lorcans Familie und ich, was sie wiederum nicht wissen und Lorcans Vater hingegen wusste aber auch, dass ich, egal welches Kraut es ist, es fand. Also suchte ich gründlich, bis ich auf zwei sehr alte Exemplare stoß, die man nicht mehr vermehren konnte, egal was man tat, denn diese waren schon fast tot. Tja, ihr habt euch mit der falschen angelegt. So leicht werde ich es euch nicht machen und euch direkt dahin führen! Da könnt ihr Spurenleser schicken, so viele ihr wollt. Vorsichtig riss ich sie aus dem Boden. Silberseich konnte Menschen nichts antun, weshalb ich sie ohne Besorgnis mit bloßen Händen holte. Früher gab es Silberseich in Massen, aber als die Drachen verschwanden, verschwand auch der Silberseich. Als ich zwei alte Exemplare hatte, da ich netterweise auch an Lorcan gedacht hatte, ging ich zu dem nahegelegenen Fluss und wusch dort die Pflanzen, nur um sicher zu gehen, dass wirklich keine Samen mehr dran waren. Ich nahm wieder mehrer Umwege, da ich die anderen verwirren wollte, sollten sie nach meiner Spur suchen und schlug schließlich den Weg zu den Toren ein.

Nach einiger Zeit sah ich diese wieder und einen sehr wütenden Lorcan samt Vater. Anscheinend hatte er sich noch nicht beruhigt, was ich nicht verstehen konnte, aber es machte Freude ihn so zu sehen. Zu wissen, dass er wusste, dass er keine Kontrolle über mich hatte. Fröhlich ging ich auf die beiden zu und gab Lorcan sein Exemplar: „Sag ich doch, dass ich dir eins mitbringe. Du hattest Glück, dass waren die beiden einzigen, die ich gefunden habe. Leider geben sie keine Samen mehr, dann hätten wir sie in der Schule anbauen können, aber was soll's." Schnell drängelte ich mich an den beiden vorbei und wollte Richtung Kinderheim laufen, aber Lorcans Vater hielt mich zurück. Das würde dann doch noch eine Standpauke geben und ich nahm mir vor, einen anderen Weg zu suchen, welcher aus der Stadt führte.

Dann fing er auch schon an: „Mein liebes Fräulein! So geht das ganz und gar nicht. Hat man Ihnen nicht Manieren beigebracht? Das werden wir aber ändern, wenn Sich bereit erklären! Lorcan hat Sie rennen gesehen und Sie haben ihn einfach abgehängt, so als wäre er eine Schnecke." Das „das ist er doch auch" konnte ich mir glücklicherweise verkneifen, denn sein Vater war noch nicht einmal in Fahrt und ich befürchtete noch Schlimmes. Und meine Befürchtungen erfüllten sich zu meinem Leidwesen, denn was er sagte schockierte mich nur noch: „Sie lassen unseren besten Läufer schlecht aussehen. Anscheinend sind Sie sportlich begabt. Das findet man nicht mehr oft und deshalb verzeihe ich Ihnen, dass Sie alleine ins Drachengebiet vorgedrungen sind. Allerdings habe ich noch eine Frage an Sie.

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt