Training

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Am nächsten Morgen quälte ich mich aus meinem Bett, denn ich hatte verdammt schlecht geschlafen. Nur Alpträume und die meisten von ihnen gingen entweder darum, dass Drachen starben und die Menschheit böse waren oder darum, dass Drachen wirklich böse waren. In jedem Traum war ich aber diejenige, die leiden musste. Fast immer starb ich, egal auf welcher Seite ich stand. War ich auf der Seite der Drachen, wurde ich von Menschen getötet und anders herum. Silberseich war viel zu gefährlich und ich beschloss, noch einmal in Ercans Büchern zu schauen, was das Gegenmittel gegen Silberseich war. Doch jetzt musste ich nur noch eine Ausrede erfinden, warum ich wirklich gegangen war, denn ich war mir sicher, dass er die „krank sein" Nummer nicht abkaufen wird.

Schleppend ging ich zu meinem Fahrrad und reagierte kaum als Lorcan mich abholte. Das hatte sich in den wenigen Tagen schon gefestigt. Immer, wenn ich zu meinem Fahrrad ging, kam Lorcan um die Ecke. Aber heute hätte er das nicht gebraucht, aber trotzdem, er war da: „Morgen! Warum bist du gestern gegangen? Ich nehme mal stark an, dass es nicht war, weil es dir nicht gut ging. Also raus mit der Sprache." Er redete nie um den heißen Brei herum. Eigentlich fand ich das ganz sinnvoll, weil man so schneller zu den wichtigen Themen kam, aber heute hätte er es nicht auf den Punkt bringen müssen. Doch jetzt war ich auch irgendwie dazu gezwungen zu antworten: „Morgen. Ich habe einfach ein paar eher schlechte Erfahrungen mit Silberseich und bin nicht geneigt, diese zu wiederholen. Okay? Also keine Fragen mehr." Erleichtert stellte ich fest, dass er dies wirklich nicht tat und schwang mich auf mein Fahrrad.

„Heute werden wir wieder trainieren. Kommst du mit?", versuchte er auf dem Weg eine Unterhaltung anzufangen. Doch ich war gar nicht in der Stimmung dafür, also nickte ich kurz, damit ich ihm signalisieren konnte, dass ich es verstanden hatte und kommen würde. Er merkte, dass ich nicht in der Stimmung für Gespräche war, also hielt er seinen Mund für den Rest des Weges. Glück für ihn, denn wenn ich müde war, wurde ich schneller aggressiv.

Nach der Schule warteten wir auf Luca und Niko und fuhren dann geschlossen zum Trainingsgelände. Dort warteten auch schon Luke und Jake, die heute ihren freien Tag hatten und schon seit 10 Uhr trainierten. Kurz begrüßten wir uns und stellten die Räder ab, nur um dann zum eigentlichen Training zu kommen. „Hey, habt ihr wirklich schon seit 10 trainiert? Also stark oder habt ihr euch nur aufgewärmt, denn ihr seht noch nicht verschwitzt aus", fragte ich Luke, denn das interessierte mich wirklich. „Jep. Wir haben uns bis jetzt nur aufgewärmt und sind ein paar Runden gelaufen. Aber nichts wirklich anstrengendes. Und wenn dir das aufgefallen ist. Respekt", klärte er mich auf. Tja, ich habe doch ein besseres Auge.

In der Halle angekommen sah ich das erste mal, wie groß sie war. Die anderen aus meiner Klasse und generell die Rekruten trainierten schon in verschiedenen Ecken. Wir hätten auch schon lange dabei sein können, hatten uns aber entschieden, lieber an mehreren Tagen ein paar Stunden länger in der Schule zu sein, statt am Samstag alles nachzuholen. Das Wochenende wollte ich mir freihalten, um in Sachen alte Lichtung schlauer zu werden. Also hatte ich den anderen schon längst gesagt, dass ich am Wochenende nicht kam und sie hatten auch nichts dagegen einzuwenden, denn ich trainierte ja nur mit ihnen und machte das nicht verpflichtend. Also konnte ich mir aussuchen, wann und wie lange ich trainierte und niemand sagte etwas. Irgendjemand würde immer hier sein und wenn ich einen Partner brauchte, konnte ich einfach rumfragen.

Ich beschloss, nicht hier her zu kommen, sollte keiner von den Jungs hier sein, denn dann würde ich zur Lichtung gehen. Diese kam sowieso dank des ganzen Trainings zu kurz. Dabei war sie doch der Schlüssel des ganzen. Aber ich musste meine Maskerade aufrecht erhalten, wenn ich nicht wollte, dass irgendwer etwas mitbekam. Kurz bevor wir anfangen wollten kam Kilian, also Lorcans Vater noch kurz zu uns: „Wir müssen uns beeilen. Es ist die Ruhe vor dem Sturm. Kontrolliert bitte deshalb ab und zu die Rekruten. Wir haben maximal ein halbes Jahr Zeit, um uns vorzubereiten." „Warum so lange? Warum kommen die jetzt nicht, wenn wir unvorbereitet sind?", fragte ich und bekam von Lorcan eine Antwort:

Saphira - DrachenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt