Kapitel 18

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Sicht von Liam

Nun stand ich in dem Gefängnis, in dem Dexter war und dicht neben mir stand Alice. Sie hielt meine Hand und ließ sie nicht los, ihre Unterstützung bot mir Kraft in dieser schwierigen Situation. Wir warteten auf den Wachmann, der uns in den Besucherraum brachte. Meine Anspannung stieg sekündlich und ich konnte es kaum aushalten.

"Mr. Kennedy, Sie können jetzt Mr. Harrison besuchen.", ich schaute zu Alice, die mir aufbauend zunickte. Der Wachmann führte uns in den Besucherraum und setzte uns an einen Tisch. Wenige Momente später trat ein weiterer Wachmann in den Raum und brachte Dexter mit. Er trug Handschellen an seinen Handgelenken und hatte dieses typischen, orangen Klamotten an. Als er mich und Alice sah, runzelte er verwirrt die Stirn. Aber sobald er uns gegenüber saß, sah ich ihm die Freude an. Dexter war tatsächlich glücklich darüber, dass wir hier waren.

"Liam Kennedy und Alice Thompson. Ihr wisst gar nicht wie glücklich ich darüber bin euch zu sehen.", seine Augen waren dieselben, die mein Vater auch hatte. Alice' übte Druck auf meine Hand aus, als diese Worte aus seinem Mund kamen. "Ich bin hier, um mir deine Sicht des Geschehens anzuhören.", klärte ich ihn auf und bliebt dabei aber neutral. Ich wollte ihm nicht das Gefühl vermitteln, als bräuchte ich ihn in meinem Leben. Das was ich in meinem Leben brauchte, hatte ich schon und sie saß neben mir.

"Ich erzähl euch alles was ihr wissen wollt.", versprach er und er hatte dabei sogar dieselben Gesichtszüge wie mein Vater. "Warum hast du uns auseinander gebracht?", das war die erste Frage, die ich ihm stellte. Dexter räusperte sich und schaute zu Alice, danach wanderte sein Blick direkt zu meinen Augen. "Henry Kennedy ist ein Name den jeder kennt. Auch ich kannte den Namen, aber ich wusste lange nicht, dass er mein Vater war. Erst als ich 20 war erzählte mir meine Mutter von ihm. Natürlich glaubte ich ihr nicht, doch nachdem meine Geburtsurkunde gesehen habe, konnte ich nicht mehr anders als es zu glauben. Henry Kennedy war nun mein Vater und du warst sein zweiter Sohn. Du bist bei ihm aufgewachsen und du hast dieses perfekte Leben leben dürfen. Eine riesige Villa, Beliebtheit in der Schule, gute Noten, Kapitän der Football Mannschaft und dann hattest du auch noch Alice.", er schaute wieder zu ihr und atmete tief aus, "Ich war wütend und konnte nicht verstehen warum er sich nur um mich gekümmert hat und meine Mutter im Stich gelassen hatte. Auch wenn sie sich nicht liebten, hätte er mich doch wenigstens besuchen können. Seinen eigenen Sohn. Die Wut in mir sorgte dafür, dass ich ihn leiden sehen wollte und wie würde das besser klappen als mit seinem geliebten Liam. Als Alice dann in meine Welt getaucht ist, um Jason zu helfen, öffnete sie mir die Augen. Ich ließ euch beschatten und fand heraus, dass sie deine Schwachstelle war. Und du warst die Schwachstelle von Henry. Dich psychisch ausschalten = ihn psychisch ausschalten. Es war nie meine Absicht Alice oder dich zu verletzten.", nervös spielte er mit seinen Fingern.

"Um dich an Vater zu Rechen, hast du dafür gesorgt, dass Alice und ich die Hölle durchgemacht haben!", er war ein verdammter Egoist. Ich fühlte wie mein Puls stieg und Alice merkte es wohl auch. Sie strich über meinen Arm und senkte sofort meinen Puls damit. "Es tut mir leid, was ihr durchmachen musstet. Vor allem du, Alice.", Dexters Augen strahlten pure Reue aus. Ich wusste, dass sie ihn gerade gerne die Meinung sagen würde, aber Alice hielt sich zurück. "Archibald habe ich benutzt, um euch zu beschatten. Was er letztendlich gemacht hat, ist nicht zu entschuldigen. Er ist ein Bastard und wird in der Hölle schmoren. Ihm gehören die Hände abgehakt und sein Schwanz abgeschnitten.", fluchte er und biss sich wütend auf die Zähne. Er sprach mir aus der Seele. "Das Auto...", fing ich an zu sprechen, "Warum sollte Alice überfahren werden?"
"Was meinst du?", Dexter runzelte seine Stirn. "Das Auto, dass sie fast überfahren hat.", versuchte ich ihn zu erinnern. "Ich weiß nicht wovon du sprichst.", ich glaubte ihm. Warum sollte er jetzt lügen, wo er doch schon zugegeben hat was er erreichen wollte?

"Wer war dann dafür verantwortlich?", Sorge machte sich sofort in mir breit. "Bestimmt Archibald selbst. Wir wissen ja wozu er fähig ist.", meinte Dexter und zog seine Augenbrauen hoch. "Da hast du wahrscheinlich recht.", vermutete ich und sah kurz zu Alice, die konzentriert auf den Tisch starrte. Ich gab ihr einen kleinen stups, um sie in meine Welt zurück zu holen. Der Unfall spielte sich gerade sicherlich vor ihren Augen ab und das wollte ich ihr ersparen.

Erschrocken schaute sie zu mir auf und zog dann einen Mundwinkel hoch. "Erde an Alice." , hauchte ich ihr zu und legte meinen Arm um ihre Taille. "Die Zeit ist jetzt um Mr. Harrison. Ihre Zelle wartet.", der Wachmann griff nach Dexters Oberarm unf zwang ihn somit aufzustehen. "Noch zwei Minuten. Ich möchte noch mit meinem Bruder reden.", er versuchte sich aus den griffen des Mannes zu befreien, indem er mit seinem Arm wackelte. "Nein, wir haben Regeln und Sie müssen jetzt gehen.", mit ernster Miene zerrte der Wachmann Dexter aus dem Besucherraum. "Tschüss! Danke, dass ihr hier wart.", rief er noch und dann fiel die schwere Metalltür zu.

"Komm, gehen wir.", sagte ich zu Alice und streckte ihr meine Hand entgegen. Sie kreuzte unsere Finger und wir verließen das Gefängnis, in dem so viele schlechte Menschen eingesperrt waren. Bis nach draußen redeten wir kein Wort. Ich dachte über das Gespräch nach und ob ich Dexter wirklich trauen konnte. Was ist, wenn er diese freundliche Art nur vorspielte? Ich wusste es nicht und musste mir darüber noch einige Gedanken machen.

Auf dem Parkplatz öffnete ich wie immer die Autotür für Alice. Es war für mich selbstverständlich einer Frau die Tür aufzuhalten. Ich ging auf die andere Seite und stieg ebenfalls ins Auto. Ich pustete meine Wangen auf und ließ die Luft wieder raus strömen. "Das Gespräch verlief doch gut.", wandte Alice ein und zog meinen Blick auf sich. Gott, diese Frau war das Schönste für meine Augen. "Ja, aber für dich war es nicht so gut.", meinte ich und schluckte. Daraufhin beugte sich Alice zu mir und legte ihre Lippen auf meine. Ihre Küsse waren himmlisch. "Mir geht es gut. Keine Sorge.", versprach sie und legte ihre Hand auf meine Wange. Das erleichterte mich ein wenig und ich umgriff ihre Hand. Mit einem Kuss auf ihren Handrücken drückte ich meine Dankbarkeit aus.

Ich lag auf dem Rücken im Bett und starrte nach oben. Der ganze Tag wanderte durch meinen Kopf und ich versuchte meine Gedanken zu sortieren. Die ganze Sache mit Texter hatte zwei mögliche Ausgänge. Entweder würde ich ihn im Gefängnis verrotten lassen oder ich würde ihn raus holen.

"Worüber denkst du nach?", Alice stützte ihren Kopf auf den Unterarm und schaute mich fragend an. Ich tat es ihr gleich und versuchte ihr Gesicht in der Dunkelheit zu erkennen. "Dexter.", antwortete ich knapp. "Weißt du Liam, Menschen Leben nicht miteinander weil sie vergessen, sondern weil sie vergeben.", das war ein wirklich schöner Satz, der auch verdammt wahr war. Ich wurde magisch von Alice angezogen und küsste sie. "Du hast recht.", gab ich zu. "Irgendwie konnte ich ihn verstehen. Aber trotzdem hasse ich ihn dafür, dass er uns getrennt hat.", fügte ich hinzu und konnte langsam das Gesicht von meiner Freundin erkennen. Meine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt.

"Ich liege gerade hier in deinem Bett.", Alice rutschte näher an mich heran. "Ich bin bei dir und wir sind zusammen. Wir sind nicht getrennt, Liam. Verharre nicht in der Vergangenheit. Schau lieber in die Zukunft.", legte sie mir ans Herz. "Ja, wir sind zusammen und so wird es auch bleiben. Ich sollte wirklich in die Zukunft blicken und nicht in die Vergangenheit. Du bist meine Zukunft Alice und solange ich dich habe, ist mir der Rest nicht wichtig.", das Lächeln in Alice' Gesicht zeigte mir, dass ich die richtigen Worte getroffen hatte. Es waren die Richtigen und vor allem die Wahren. Für immer und ewig wollte ich sie an meiner Seite haben.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt