Kapitel 19

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Sicht von Alice

Seit einigen Minuten war ich schon aus meinem erholsamen Schlaf erwacht. Meine Augen jedoch lagen auf Liam, der noch friedlich schlief. Ich betrachtete ihn und mir wurde mal wieder klar, wie viel Glück ich mit ihm hatte. Er sah aus wie ein Engel während er schlief, obwohl seine Haare verwuschelt waren. Das machte den Anblick noch besser.

"Du beobachtest mich neuerdings also wenn ich schlafe.", sprach er plötzlich mit seiner rauen, morgendlichen Stimme. Verwundert riss ich meine Augen auf und räusperte mich.
"Ich beobachte dich doch nicht.", widersprach ich mit ironischem Unterton. "Das ist unheimlich.", scherzte er mit noch immer geschlossenen Augen. "Nein, das ist süß.", protestierend schaute ich in sein perfektes Gesicht. "Und ob das süß ist.", bestätigte er meine Aussage grinsend, weshalb seine Grübchen zum Vorschein kamen. Nun öffnete er seine Augen und zog mich näher an sich heran. Meine Hände lagen nun auf seiner harten Brust und seine Arme warum um meinen Körper geschlungen.

"Ich lasse dich nie wieder los.", brummte Liam und legte seine Lippen auf meine Stirn. "Das will ich auch gar nicht.", schloss ich mich seiner Aussage an und kuschelte mich noch näher an ihn heran. "Bleiben einfach für immer so liegen.", schlug ich vor und legte einen Kuss auf seine Lippen. "Es gibts nichts, was ich lieber machen würde. Aber ich bin heute Abend verabredet. Und wir müssen in die Arbeit. Also ich muss, du musst nicht.", nach dieser Aussage schnellte mein Blick zu seinen Augen.

"Verabredet?", ich zog meine Brauen hoch. Auf den Teil mit der Arbeit ging ich gar nicht erst ein. "Ja, mit Damon, Jason, Paul und Nick.", erklärte er mir. Da waren nur Männernamen dabei, was mich beruhigte. "Du kannst natürlich mit kommen wenn du möchtest.", das hatte Liam nur höflichkeitshalber gesagt. Ich würde aber auch niemals darauf bestehen als die eifersüchtige Freundin bei einem Männerabend dabei zu sein. Er sollte es genießen mit ihnen weg zu gehen. "Nein, ist schon okay. Ich wollte mich sowieso mal mit Claire treffen. Seit dem Tag im Café habe ich mich nicht mehr bei ihr gemeldet.", erzählte ich Liam und malte mit meinem Finger Kreise auf seine Brust. "Du kannst sie hier her einladen, wenn du möchtest.", meinte er und strich meine Haare hinter mein Ohr. "Ich kann sie doch nicht einfach zu dir nach Hause einladen wenn du nicht hier bist.", widersprach ich ihm und schüttelte meinen Kopf. "Alice ... es nicht nicht mein Zuhause, es ist unser Zuhause.", die Gänsehaut auf meinem Körper zeigte, wie sehr mich diese Worte berührten. "Lade sie ein und macht euch einen schönen Abend unter Mädels.", betonte er liebevoll.

"Wir sehen uns später. Ich liebe dich.", verabschiedete sich mein heißer Freund und küsste mich. "Ich liebe dich auch.", erwiderte ich und lächelte ihm zu, als er aus der Tür verschwand. Ich hörte wie sein Auto ansprang und er aus der Einfahrt fuhr.

Jeden Moment müsste auch Claire kommen, der ich zuvor geschrieben habe. Sie war glücklich über die Einladung und konnte es kaum erwarten. Ich schaute ins Wohnzimmer, ob die Snacks und Getränke vollständig auf dem Tisch lagen oder ob noch etwas fehlte. Kurz darauf klingelte es auch schon an der Tür. Mit schnellen Schritten tapste ich durch das Wohnzimmer und eilte zum Eingang. Ich atmete noch einmal tief durch und öffnete dann die Tür. Und da stand sie, mit Pralinen in ihrer Hand und einer Flasche Wein.

"Hi.", begrüßte sie mich und lächelte. "Hallo.", sprach ich und trat einen Schritt zur Seite. "Komm doch rein.", bot ich ihr an. Sie nickte und trat in die prächtige Villa ein. Ich konnte in ihren Augen sehen wie verblüfft sie war. "Hier, die sind für dich.", sie drückte mir die Pralinen in die Hand. "Dankeschön, aber das wäre nicht nötig gewesen.", ich zog sie in eine Umarmung. "Und der Wein ist für unsere Mädchengespräche.", ihre Stimme fing an zu zittern. "Claire, alles ist in Ordnung.", ich strich mit meiner Hand über ihren Oberarm und lächelte ihr zu. "Ich führ dich herum.", lenkte ich erstmal vom Thema ab und stellte die Pralinen und den Wein erstmal auf den runden Tisch im Eingangsbereich.

"Hier sieht es einfach traumhaft aus.", schon jetzt schaute sie verträumt durch die Gegend. "Hier geht's lang in die Küche.", ich führte sie durch alle möglichen Räume und zeigte ihr alles. Bis wir letztendlich im Wohnzimmer landeten und den Wein in die vorhergesehenen Gläser schütteten. "Es muss wunderschön sein hier zu wohnen.", schwärmte Claire und drehte ihren Kopf, um das Wohnzimmer zu analysieren. "Solange ich mit den richtigen Menschen hier bin ist es wunderschön.", bestätigte ich ihre Aussage und stellte die Weinflasche auf den Tisch. "Auf dich.", Claire hob ihr Glas in die Luft und wir stießen an.
"Mmmh der schmeckt gut.", schwärmte ich und schürzte meine Lippen. Claire sah mich verträumt an und ich wusste schon, über was sie nachdachte. "Ich glaube ich habe dir viel zu erzählen.", brach ich ihren Gedankenfluss.

Ich fing ganz vorne an als ich zum ersten Mal auf den mysteriösen Mann im Fahrstuhl gestoßen war. "Warum hast du damals nichts gesagt?", ihre Frage war berechtigt. "Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Er hat mir Angst gemacht und ich dachte es wäre nur ein blöder Streich gewesen.", erklärte ich und erzählte dann weiter. Die Entführung, die Erpressung, die Trennung von Liam und die Reise zurück nach Seattle. Wie ich wieder auf Liam getroffen bin und dass wir uns ausgesprochen haben, erzählte ich ihr auch. Die Suche nach Dexter und mein Autounfall. Langsam ging es auf die Geschichte der Vergewaltigung zu und ich merkte meine innerliche Anspannung. Schließlich erzählte ich ihr davon, wie ich in den Transporter geworfen wurde und von meinem ehemaligen Arbeitskollegen Archibald vergewaltigt wurde.

Die Tränen in Claires Augen zeigten mir ihr Mitgefühl. Auch ich verlor die ein oder andere Träne, während den Erzählungen. "Alice .. ich weiß gar nicht was ich dazu sagen soll. Es tut mir so unendlich leid für dich. Keine Frau sollte so etwas durchmachen müssen.", schluchzte sie und wischte sich ihre Tränen mit einem Taschentuch weg. "Es gehört jetzt zu meinem Leben und ich habe mehr oder weniger gelernt damit umzugehen.", sprach ich und trank einen Schluck von dem Wein. Auf das Detail, dass Dexter Liams Bruder war, hatte sie sehr schockiert reagiert. "Warum tut man sowas seiner Familie nur an.", fragte sie sich und schüttelte ihren Kopf. "Er war enttäuscht und wütend.", vermutete ich und zuckte mit meinen Schultern.

"Aber du kannst dich wirklich glücklich schätzen so einen Mann wie Liam zu haben. Ich meine welcher Typ ist denn so verständnisvoll und bleibt an der Seite einer Frau in so einer Situation. Die meisten wären Arschlöcher gewesen und wären zur Nächsten abgehauen.", da hatte sie mehr als recht. "Aber eine Frage habe ich noch.", Claire räusperte sich und grinste bereits schief. Das konnte nur eine schmutzige Frage werden. Ich hatte mich schon gefragt wann sie in die Details einsteigen würde. "Und zwar?", hakte ich nach, obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich die Frage hören wollte.

"Wie ist der ehemals begehrteste Footballspieler der High School im Bett?", oh wow, ihr Gefühl für Gesprächsfluss war nicht der beste. Aber das war eben Claire und das war ein Grund, weshalb sie meine beste Freundin war. Ich verschluckte mich beinahe an dem Wein, den ich gerade getrunken hatte. "Claire! Sowas fragt man doch nicht.", mit offener Kinnlade schaute ich sie an. "Ach komm schon.", lachte sie und aß Chips. "Du bist wirklich verrückt.", warf ich ihr ebenfalls lachend vor. "Du gehst nicht drauf ein, also ist er der Hammer!", unrecht hatte sie nicht. "Claire es reicht jetzt.", beruhigte ich die Situation schmunzelnd. "Erwischt!", sagte sie laut und deutete auf mein schmunzeln. "Ja ja ist schon gut.", verdrehte ich meine Augen. Claire war wirklich eine besondere Art Mensch. Sie hatte kaum Schamgefühl, was sie aber einzigartig machte und dadurch konnte man mit ihr sehr viel Spaß haben.

Es waren einige Stunden vergangen und es war bereits sehr spät. Wir standen vor der Eingangstür und verabschiedeten uns voneinander. "Danke für die Einladung.", Claire warf sich um meinen Hals. "Es war schön mal wieder mit dir über Gott und die Welt zu sprechen.", sagte ich in die Umarmung drückte sie fest. "Dafür sind Freunde doch da.", grinste sie, als wir uns von der Umarmung lösten.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt