Kapitel 41

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Nach einer sehr entspannten Nacht erwachte ich aus meinem Schlaf und öffnete meine schweren Augenlider. Sofort hielt ich Ausschau nach Liam, der aber nicht im Schlafzimmer zu sehen war. Gerade als ich mich im aufrecht hinsetzte, öffnete sich die Tür und mein Verlobter trat herein.

"Du bist ja schon wach. Ich wollte dich gerade wecken.", mein Blick wanderte über den dunkelblauen Anzug, den er trug. Liam kam auf mich zu und beugte sich über den Bettrand und stützte sich mit einer Hand auf der Matratze ab, um mir einen Kuss auf die Lippen zu legen. "Guten Morgen.", raunte er und tat so als wäre es das normalste der Welt einen Tag nachdem er sein Gedächtnis wieder bekommen hat, in einem Anzug durch die Gegend zu laufen. Sobald er so angezogen war, wusste ich wo er hin wollte.

"Guten Morgen.", zitierte ich seine Worte und sah ihn verwirrt an. "Wir sehen uns später. Im Esszimmer ist Frühstück für dich aufgetischt.", Liam wollte sich schon wieder von mir entfernen, aber ich hielt seinen Arm fest. "Du verschwindest doch jetzt nicht einfach, oder?", wollte ich wissen und runzelte meine Stirn.

"Ich gehe doch nur in die Arbeit, Liebling.", lachte er und wanderte mir seinen Augen von meiner Hand zu meinem Gesicht. "Und ich soll hier alleine frühstücken?", zischte ich mit genervtem Unterton. "Alice versteh doch. Ich war lange nicht mehr im Büro. Die Mitarbeiter müssen mich mal wieder sehen, damit sie wissen wer das sagen hat.", versuchter Liam sich zu rechtfertigen.

Daraufhin ließ ich seinen Arm los und stieg auf der anderen Seite des Bettes auf den Boden. "Dann geh doch in die Arbeit. Mittlerweile frage ich mich, warum ich meinen Job bei CCA aufgegeben habe.", murmelte ich wütend und schritt in Richtung Badezimmer. "Alice.", der Blauäugige kam mir hinterher, aber ich war schon hinter der Tür und schloss sie. "Alice!", er klopfte gegen das Holz, das uns voneinander trennte. "Geh und zeig deinen Mitarbeitern, dass du der Boss bist.", antwortete ich und ignorierte dann seine Versuche mich dazu zu bringen die Tür aufzumachen.

Nach einigen Minuten war er weg gegangen und ich kam wieder aus dem Badezimmer. Ich wartete noch kurz, bevor ich nach unten gehen wollte, damit ich mir sicher war, dass Liam schon aus der Villa gegangen war. Dann ging ich ins Ankleidezimmer, um zu schauen ob irgendein Oberteil brauchbar für mich war. Ich hatte nicht vor Zuhause zu bleiben, lieber wollte ich in die Stadt gehen oder Claire auf der Arbeit besuchen. Doch ohne Klamotten war das schlecht möglich.

Meine Augen trafen auf das Sofa, auf dem ein schwarzes Oberteil, eine helle Jeans und eine kleine Tüte lagen. Daneben war ein Zettel platziert mit Liams Handschrift.

Ich habe heute Morgen neue Klamotten für dich besorgt. Hoffentlich gefallen sie dir. Und bitte zieh sie an, auch wenn du wütend auf mich bist möchte ich nicht, dass du keine frische Kleidung hast. Liam.

Ich schaute in die kleine Tüte und schmunzelte, als ich Unterwäsche erblickte. Sogar daran hatte Liam gedacht. Die Vorstellung wie er das alles kaufte, schwirrte in meinem Kopf umher. Ich biss mir auf die Unterlippe und begann mich umzuziehen.

Frisch hergerichtet schwebte ich die Treppen hinunter und sah Zack, der vor der Eingangstür stand. "Guten Morgen.", lächelte ich und bekam die selbe Antwort zurück. Ich wanderte ins Esszimmer und schnappte mir nur eine Erdbeere. Alleine zu frühstücken kam für mich nicht in frage. Anstatt dessen schlüpfte ich in meine Schuhe und wollte raus gehen.

"Ich fahre Sie, Ms. Thompson.", entschied Zack und öffnete die Haustür für mich. "Danke, aber das ist nicht nötig.", meinte ich und wollte dem Mann keine unnötige Arbeit machen. "Doch ist es. So lautet mein Befehl.", mit neutraler Miene hielt er immer noch die Tür auf, durch die ich nun hinaus ging. Es war mir klar, dass ich gegen eine Wand geredet hätte,wenn ich versucht hätte Zack davon abzuhalten mir zu folgen.

Also stieg ich hinten in sein Auto und schnallte mich an. Ich sagte ihm die Adresse von der Bar und schon fuhren wir los. Niemand sagte etwas währenddessen, das Radio übernahm das für uns.

Nach einer kurzen Fahrt blieb er auch schon wieder stehen und ließ mich aussteigen. "Sie müssen nicht mitkommen. Also eigentlich wäre es nett, wenn Sie mich allein lassen würden. Das soll nicht unhöflich klingen, aber-", es war mir unangenehm Zack wegzuschicken. "Es ist in Ordnung. Ich bleibe in der Nähe und bin jederzeit da, falls Sie mich brauchen, Ms. Thompson.", als er mich anschaute, konnte ich mich in seiner Sonnenbrille sehen. "Danke.", ich presste meine Lippen aufeinander und drehte mich auf meinen Füßen um. Ich hörte wie das Auto wegfuhr und steuerte nun auf das Gebäude zu.

Ein kalter Windzug peitschte in mein Gesicht und wirbelte eine Haarsträhne vor meine Augen. Ich sah in diesem Moment nichts und strich sie hinter mein Ohr. Plötzlich griff jemand nach meinem Oberarm, weshalb ich erschrak. Ich blickte auf und traute meinen Augen nicht.

"Bist du verrückt! Lass mich los!", ich zog meine Arme aus den Griffeln von Jason und schaute ihn wütend an. "Komm jetzt mit.", meinte er bloß und zerrte mich an meiner Hand hinter ihm her. Ich versuchte los zu kommen, aber er war zu stark. Jason brachte mich zu seinem Studio und führte mich durch die Hintertür.

"Was willst du von mir, Jason? Ich hab doch gesagt du sollst mich-", meine Augen trafen auf eine junge Frau, etwa 18 Jahre alt, die ein Baby in der Hand hielt. Wie angewurzelt stand ich da und wusste nicht was ich sagen sollte. Tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf umher. "Ist das-", ich wollte fragen, ob es Jasons Kind sei, aber er nahm mir die Antwort vorweg. "Scheiße nein. Ich weiß wie man verhütet.", machte er klar und schloss die Tür hinter mir.

"Das ist Mia, meine Schwester.", erzählte Jason und deutete auf die junge Frau. Warum waren mir die grünen Augen nicht gleich aufgefallen? "Und das ist Logan, mein Neffe.", er deutete auf das Baby und wirkte selbst etwas überfordert. "Hallo, ich bin Alice.", stellte ich mich Mia vor und reichte ihr meine Hand. Es schien mir das Richtige, um der jungen Mutter ein wenig die Nervosität zu nehmen.

"Mia war nicht ohne Grund abgehauen. Als ich sie endlich wieder gefunden habe, hatte sie das das schon. Der Wixxer hat sie geschlagen und schlecht behandelt. Der kann froh sein, dass ich ihn nicht in die Finger bekommen habe.", erklärte Jason und biss sich auf die Zähne.
"Es tut mir leid, dass ich dich so angeschrien habe. Aber ich war einfach überfordert mit der Situation und ich war verdammt wütend.", die Farbe seiner Augen unterstrich seine Entschuldigung noch mehr.

"Ist schon okay. Ich wusste ja nicht, dass du Onkel geworden bist.", ich nahm die Entschuldung von Jason natürlich an. "Wo wohnt sie denn mit dem Baby?", hackte ich nach und schaute zu meinem besten Freund empor. "Bei mir, aber auf Dauer wird das nichts. Meine Wohnung ist zu klein.", es schien als wäre es ihm unangenehm davon zu erzählen. "Wir werden da schon eine Lösung finden, da bin ich mir sicher.", versprach ich und schaute zwischen den Geschwistern umher.

"Danke. Ich kenne dich zwar nicht, aber es ist sehr nett dass du uns helfen möchtest.", nun redete auch Mia und zog ihren Mundwinkel hoch. Ich betrachtete ihr feines Gesicht genauer und entdeckte die blauen Flecken. Mein Blut fing an zu kochen. Aus eigener Erfahrung wusste ich wie es war von einem Mann misshandelt zu werden.

"Du musst dich dafür nicht bedanken. Ich sehe es als selbstverständlich, Mia.", lächelnd überspielte ich meine Wut über ihren Zustand und versuchte sie so etwas zu beruhigen.

Mein Handy klingelte, weshalb ich es aus meiner Tasche holte und auf das Display blickte. Liams Name erschien, den ich weg drückte und dabei einen Seufzer von mir gab. Wenige Sekunden später klingelte es wieder und erneut leuchtete sein Name auf.

"Vielleicht solltest du dran gehen.", meinte Jason und deutete auf mein Handy. "Ja, das sollte ich. Entschuldigt mich.", ich ging aus der Tür raus und nahm den Anruf entgegen. Doch ich sagte nichts, sondern wartete darauf dass Liam zu Wort kam.

"Wo bist du?", fragte er besorgt. "Deswegen rufst du an? Um mich zu überwachen?", ich formte meine Augen zu einem Schlitz. "Nein. Ich möchte aber, dass du bitte nach Hause kommst.", bat mich Liam mit ruhiger Stimme. Daraufhin schnaufte ich und verdrehte meine Augen. "Bitte, Alice.", wiederholte er sich. "Ich bin spätestens in einer halben Stunde da.", nach dem Satz legte ich auf und ließ mein Handy in der Handtasche verschwinden.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt