Kapitel 29

1K 24 4
                                    

Das Wetter war heute wieder so schön wie die vorherigen Tage und wir konnten unsere Tour durch den Dschungel antreten. Ich zog mir gerade noch ein weißes T-Shirt über den Kopf und war jetzt bereit um loszugehen. Liam wartete schon unten auf mich, weshalb ich mit schnellen Schritten die Treppen hinunter ging. Meine Augen trafen bereits auf sein hellgraues Leinenhemd und auf seine beigefarbene, kurze Hose.

"Wir können jetzt los.", sagte ich voller Vorfreude und kreuzte meine Finger mit Liams. "Das hat aber lange gedauert.", meckerte er und zog seine Augenbrauen hoch. "Ich bin eine Frau, ich darf lange brauchen.", unterrichtete ich meinen Verlobten und zog ebenfalls meine Brauen hoch. "Ach wenn das so ist ..", er kam meinem Gesicht langsam näher und schaute zwischen meinen Augen und meinen Lippen her. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Haut und fühlte ein Kribbeln in meinen Lippen.

"Na kommt schon ihr Verliebten. Wir müssen los.", Maik war immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Er zerstörte die Spannung zwischen Liam und mir innerhalb weniger Sekunden. "Wir kommen schon.", Liam drehte sich zu Maik und nickte. Als er die Haustür geschlossen hat, wandte sich Liam wieder an mich und grinste. "Na los, die anderen warten.", hauchte er mir zu und grinste schief. Er wollte mich ärgern indem er mich nicht küsste. Doch ich ließ es mir nicht anmerken und lächelte. "Dann sollten wir lieber gehen.", als ich an ihm vorbei ging rempelte ich ihn mit Absicht an und konnte mir seinen Gesichtsausdruck dabei schon vorstellen.

Plötzlich zog er mich an meinem Arm zurück und ich fiel in seine Arme. "Du spielst Spielchen.", raunte er und schloss die Lücke zwischen unseren Körpern. Seine blauen Augen blickten in meine und funkelten. Ich stand stumm in seinen starken Armen und hielt seinem Blick stand. Meine Lippen wurden magisch von Liams angezogen, weshalb ich ihn küsste und ihn dabei brummen hörte. "Gehen wir.", flüsterte ich und biss mir auf die Lippe.
"Eine Sekunde noch.", bat er und strich mein braunes Haar hinter mein Ohr. "Was ist?", stirnrunzelnd schaute ich ihn an. "Ich möchte nur noch kurz meine Verlobte betrachten.", redete er wie in Trance und nahm mein Gesicht in seine Hände. "Wunderschön.", murmelte Liam und löste sich dann von mir. Er hielt meine Hand aber immer noch fest und führte mich nach draußen. Dort warteten schon Maik und der Rest ungeduldig auf uns.

Wir gingen zum Treffpunkt der Dschungelführung und wartete dort auf den Reiseleiter. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Mann mit Strohhut endlich und begrüßte uns alle. "Hi, ich bin Niran. Ich erzähle euch gleich die wichtigsten Regeln, die ihr im Dschungel beachten müsst. Danach könnt ihr einfach dem Wanderweg folgen. Falls ihr Fragen habt oder was auch immer, könnt ihr einfach mit dem Funkgerät hier Kontakt zu mir aufnehmen.", sprach der Mann und reichte Damon ein Funkgerät.

Nach einer kurzen Einweisung begannen wir unsere Reise und betraten den Dschungel. Das Vogelgezwitscher hörte sich an wie aus einer anderen Welt. Und die Bambusrohre streckten sich mehrere Meter in die Höhe. Es fühlte sich so an, als wäre wir in einem Film. Neben uns floss ein kleiner Bach und sofort erinnerte ich mich an Liams Geschichte. "Hey Mr. Abenteurer, heute fällst du aber nicht in den Bach.", kicherte ich und schaute zu ihm empor. "Sehr witzig.", antwortete er lachend und legte seinen Kopf schief.

"Leute, schaut mal da vorne! Da sind Affen!", rief Claire und zeigte auf ein paar der Tiere. "Mach mal ein Bild.", Damon warf Jason sein Handy zu und stellte sich zu den Affen. Einer kletterte dabei auf seine Schulter. "Das wird ein heftiges Bild.", meinte Jason und drückte fleißig auf den Auslöser. Ich wusste nicht was mir mehr Angst machte. Dass Damon einfach so zu den Affen gegangen ist oder dass er nichts dagegen gemacht hat, als der Affe auf ihn kletterte.

Meine Füße taten schon verdammt weh und wir wanderten immer noch herum. Es war wirklich schön anzusehen, aber ich freute mich schon auf das Bett. "Schaut mal dort drüben, das sieht doch traumhaft aus.", Jason verließ den Wanderweg und somit auch einen Teil des Dschungels. Neugierig gingen wir ihm nach und standen nun an einer Klippe. Das türkisfarbene Wasser sah wunderschön aus von hier oben und ich konnte sogar einen kleinen Sandstrand dort unten sehen.
"Das ist verdammt hoch.", Claire ging ein paar Schritte zurück.

Damon zog sein Oberteil und seine Schuhe aus. "Was hast du vor?", hackte Liam nach und beobachtete seinen besten Freund. "Klippenspringen, so wie in alten Zeiten.", antwortete er selbstsicher und kniff seine Augen zusammen, wegen der blendenden Sonne. "Du bist doch verrück.", mischte sich Maik ein, "Du weißt nicht Mal was dort unten auf dich wartet." Da hatte er recht, Damon brachte sich in Gefahr, wenn er springen würde. "Leute, es wird mir nichts passieren.", er zuckte mit seinen Schultern. Damon nahm ein paar Schritte Anlauf und machte sich bereit. "Damon!", rief ich noch, aber er war schon gesprungen dieser lebensmüder Idiot.

Die anderen und ich schauten nach unten ins Wasser und wartete darauf, dass er wieder auftauchte. "Wooow! Das war der Hammer!", jubelte er, als er an die Oberfläche kam und seine Haare zur Seite wischte. "Das muss ich auch machen.", noch bevor ich es realisieren konnte, sprang Maik ebenfalls ins Wasser. Lachend tauchte er nach einigen Sekunden wieder auf und schwamm zu Damon. "Das sieht nach nem Adrenalinkick aus.", Jason verabschiedete sich ebenfalls von seinen Schuhen und seine Oberteil. "Warte, Warte. Ich springe auch.", meinte Liam allen Ernstes und knöpfte sein Hemd auf. "Bist du verrückt?", ich ging zu ihm und stellte mich mit wütendem Blick vor seine große Gestalt. "Alice, es ist nur ein Sprung.", lächelte er und warf sein offenes Hemd auf den Boden. "Bitte mach das nicht.", flüsterte ich und legte meine Hand auf seine Wange. "Ich liebe es wie du dir Sorgen machst.", lächelte Liam und legte seine Lippen zärtlich auf meine. "Und ich liebe dich.", sagte ich zu ihm, bevor er Anlauf nahm und nochmal zu Jason schaute, ob er ebenfalls bereit war. "Eins ... zwei ... drei.", beide rannten los und sprangen in den Abgrund.

Ich eilte zum Ende der Klippe und schaute nach unten. Mein Herz raste wie verrückt und ich hörte meinen Puls. Jason tauchte bereits munter auf und schaute um sich. "Das war der Hammer!", schrie er und streckte seine Arme in die Luft. Aber von Liam war noch immer nichts zu sehen. Panik machte sich in mir breit und ich fing an schwer zu atmen. "Wo ist Liam?", rief ich nach unten. Daraufhin schauten sich alle drei um und tauchten mit dem Kopf unter Wasser. "Er kommt bestimmt gleich hoch.", versuchte Claire mich zu beruhigen während sie immer noch dort hinten stand. "Er hat mich schon mal reingelegt, aber so lange war er nicht unter Wasser.", widersprach ich meiner besten Freundin während ich immer noch panisch auf beiden Beinen herum tapste. "Ich muss da runter.", entschloss ich mich und lief wie eine verrückte den steilen Berg hinunter zu dem kleinen stand. In der Zwischenzeit tauchten Damon unter und die anderen unter, um ihn zu suchen. "Bitte lass ihm nichts passiert sein.", redete ich vor mir her und rutschte beinahe aus. Claire war dicht hinter mir und versuchte mich immer noch zu beruhigen, aber ich hörte nicht darauf. Ich war wie in einer anderen Welt und spürte den Knoten in meinem Hals. Es fühlte sich so an, als würde jemand eine Schlinge um mich binden und fest daran ziehen.

Als ich unten ankam tauchte Damon gerade aus dem Wasser und zog Liam hinter sich her. Wie angewurzelt blieb ich stehen und bewegte keinen Muskel meines Körpers. Ich beobachtete, wie er ihn an Land zog. Liam hatte seine Augen geschlossen und bewegte sich nicht. Blut lief über sein ganzes Gesicht und versetzte mich in eine schockstarre. Damon versuchte eine Herzdruck Massage und war genau so schockiert wie ich. Jason und Maik kamen gerade ebenfalls aus dem Wasser, kreidebleich und ohne ein Wort zu sagen. Keiner hatte etwas zu sagen. Der Schock war jedem einzelnen von uns ins Gesicht geschrieben.

"Liam.", hauchte ich und spürte wie eine Träne mit meinem blinzeln über mein Gesicht lief. "Liam.", nun wurde ich etwas lauter und starrte immer noch auf das Geschehen vor mir. "Liam!", mit schnellen Schritten ging ich auf ihn zu und ließ mich auf die Knie fallen. "Liam! Bleib bei mir!", ich legte meine Hand auf seine Wange und musterte sein Gesicht. "Bitte, du darfst mich nicht verlassen.", ich brach vollkommen in Tränen aus und stützte meinen Kopf auf seine Brust. "Ruft den verdammten Notarzt!", Damon richtete sich auf und schlug wütend gegen einer der Felsen.

Liam durfte nicht sterben, er durfte einfach nicht sterben. Er hatte noch sein ganzes Leben vor sich. Wir hatten noch unser gemeinsames Leben vor uns. "Liam bitte bleib bei mir.", schluchzte ich und schaute auf meine Hand, die vollkommen rot war. Ich schaute in Liams lebloses Gesicht und konnte es nur verschwommen wahrnehmen, durch den Schimmer meiner Tränen. Es schien so, als würde mit seinem Herz auch meins stehen bleiben.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt