Kapitel 14

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Sicht von Liam

Meine Angestellten hatten bereits alles soweit aufgeräumt, dass nichts mehr von dem Wohltätigkeitsball zu sehen war. Obwohl sehr viele Spenden gesammelt worden sind, war der Abend letztendlich ein Reinfall. Ich hätte Crystal am liebsten den Hals umgedreht, weil sie meine Alice vergrault hat. Sie durfte nicht darauf hören, was Crystal gesagt hatte. Und ich wusste ebenfalls, dass Alice nicht hinter meinem Geld her war. Mein Leben wäre ohne Alice nur noch ein Häufchen Nichts. Sie erfüllt mein Leben und macht mich glücklich, auch wenn sie mich einfach nur ansieht. Ihre braunen Augen erzählten mir jedes Mal eine Geschichte und zogen mich in ihren Bann. Alice Thompson hatte etwas einzigartiges an sich. Sie war einzigartig und ich wollte sie nie wieder gehen lassen.

"Sir, Sie haben Besuch.", Zack kam in mein Büro und sah mich mit neutraler Miene an. "Ich komme gleich, danke.", entgegnete ich ihm und zog meinen Mundwinkel hoch. Seitdem Alice gegangen war, dachte ich jede Sekunde an sie. Ich fragte mich wo sie gerade war und wie es ihr ging. Sie war erst eine Nacht weg, aber es fühlte sich schon so an, als hätte ich die Liebe meines Lebens verloren. Zack nickte und verschwand wieder.

Ich erhob mich, strich meine Klamotten glatt und ging nach unten in den Eingangsbereich. Dort trat gerade Jason die Tür herein. "Jason, was verschlägt dich hier her?", soweit ich wusste hatte er viel um die Ohren wegen seines KickBox Studios. Er schwieg und ging einen Schritt zur Seite. Plötzlich fing mein Herz an wie verrückt zu schlagen, als Alice hinter ihm vortrat. "Vielleicht solltest du mal die Nachrichten checken.", schlug Jason vor, doch meine Augen klebten an Alice. Sie hatte geweint, das sah ich von hier. Am liebsten wäre ich zu ihr gegangen, um sie zu umarmen und sie zu trösten. Aber ich konnte ihr nicht zu nahe kommen, ich wusste nicht ob sie das wollte. Ihr Blick haftete am Boden und ihr Körper schien schlaff. Sie würdigte mich keines Blickes und zupfte nervös am Sumpf ihres Pullovers.

Ich entschied mich schlussendlich dazu einen Blick auf die online Nachrichten in meinem Handy zu werfen. Schlagartig entfachte ein Feuer in mir und ich warf mein Handy wutentbrannt gegen die Wand. "Was zur Hölle! Wer hat das veröffentlicht?!", ich schlug mit meiner Faust auf den runden Tisch vor mir. "Zack! Sorgen Sie dafür, dass der Verfasser dafür bestraft wird! Ich will, dass keine einzige Zeitung mehr verkauft wird und der online Bericht soll auch gelöscht werden!", befahl ich mit lauter Stimme und ich hätte am liebsten etwas zerschlagen. "Fuck! Wer auch immer dafür verantwortlich ist, wird büßen!", schwor ich und konnte mich nicht mehr fassen.

Plötzlich eilte Alice an mir vorbei und lief die Treppen hinauf. Ich wollte ihr sofort hinterher gehen, aber Mrs. Rodriguez kam mir zuvor. "Kommen Sie gar nicht auf die Idee. Ich kümmere mich um ihre Freundin und Sie beruhigen sich.", sagte meine Haushälterin mit befehlerischem Unterton. Meine Augen verfolgten Alice, bis sie aus meinem Blickfeld verschwunden war. "Liam.", Jason legte mitfühlend seine Hand auf meine Schulter, "lass sie das verdauen." Ich nickte und schlenderte mit rasendem Blut in meinen Adern ins Wohnzimmer. "Wie kommt's dazu, dass du sie her gebracht hast?", wollte ich wissen und schenkte mir Whiskey in ein Glas. Mit einer Geste fragte ich Jason ob er auch möchte, aber er verneinte. "Ich war auf dem Weg ins Studio, da hab ich sie in eine Gasse laufen sehen. Ich bin ausgestiegen und hab die Zeitung in ihrer Hand gesehen. Sie war fix und fertig.", erzählte er und stützte sich an der Lehne vom Sessel ab. "Danke.", ich setzte mich auf die Couch und trank den Whiskey. "Nichts zu danken.", Jason ließ sich in den Sessel fallen.

"Ich weiß nicht was ich machen soll.", gab ich zu und bat ihn um einen Rat. "Wenn du runter gekommen bist, geh zu ihr und sei für sie da.", meinte er zu mir. "Und lass Crystal nicht zwischen euch stehen.", fügte er seinem Rat hinzu. Ich hob meinen Blick und schaute in sein Gesicht. "Was hat Alice dir erzählt?"

"Nichts. Aber ich kenne Crystal und ich weiß wie sie ist.", antwortete er selbstsicher. "Hmm.", gab ich von mir und versuchte meinen Puls wieder herunter zu bekommen. "Alice liebt dich wirklich.", legte Jason mir ans Herz. "Sonst hätte sie schon lange etwas mit mir angefangen.", scherzte er und lachte daraufhin los. Ich tat es ihm gleich und musste ebenfalls lachen. "Arschloch.", beleidigte ich ihn im freundlichem Sinne. Er hatte es tatsächlich geschafft mich in dieser Situation zum Lachen zu bringen.

"Übrigens haben meine Jungs herausgefunden, dass Dexter immer wieder nach dir fragt.", er deutete darauf hin, dass ich zu ihm gehen sollte und er hatte damit wahrscheinlich recht. "Ich werde früher oder später zu ihm gehen.", versprach ich und spannte meinen Kiefer an bei dem Gedanken was er Alice und mir angetan hatte. "Du bist sauer - zurecht - und ich will diesen Mistkerl nicht in den Schutz nehmen, aber jeder hat eine zweite Chance verdient.", legte Jason mir ans Herz während er seine Schultern hoch zog. "Es braucht einfach seine Zeit, bis ich dazu in der Lage bin. Außerdem habe ich gerade genug um die Ohren, da brauche ich nicht auch noch einen rachsüchtigen Halbbruder.", meine Faust kribbelte bei dem Gedanken an seine Taten.

"Ich hau dann mal wieder ab. Meine Leute warten auf mich. Tu dir selbst einen Gefallen und lass ihn sagen was er zu sagen hat.", verabschiedete er sich und erhob sich vom Sessel. Ich stand ebenfalls auf und ging auf ihn zu. "Niemals hätte ich gedacht, dass du ein loyaler Freund wirst. Aber das bist du und dafür bin ich dir sehr dankbar. Falls du jemals meine Hilfe brauchst, bin ich da.", wir umarmten uns kurz bevor Jason meine Villa verließ. "Man sieht sich.", ich hörte wie die Tür zufiel und atmete tief durch.
Mein Glas stellte ich ab und machte mich nun auf den Weg nach oben zu meinem Mädchen. Angespannt Schritt ich die Treppen hinauf und überlegte wo Alice sein könnte. So wie ich sie kannte war sie Schlafzimmer. Ich ging zur Tür und lauschte, ob jemand drin war und tatsächlich hörte ich Stimmen.

Ich klopfte zweimal und wartete auf eine Reaktion. Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, bis sich etwas tat. Aber auf einmal kam Mrs. Rodriguez aus dem Schlafzimmer. "Sie können jetzt zu ihr.", erlaubte sie und ging wieder ihrer Arbeit nach. Zurückhaltend öffnete ich den Spalt der Tür und trat in das Schlafzimmer. Meine Augen suchten nach Alice und als ich sie dort auf dem Sofa vor dem Bett sitzen sah, hatte ich gemischte Gefühle. Einerseits war ich überglücklich, dass sie wieder hier war. Aber andererseits brach es mir das Herz sie so leiden zu sehen.

Ich schloss die Tür hinter mir und ging langsam auf sie zu. "Darf ich mich neben dich setzten?", sie wurde wieder in ihre Vergangenheit zurück gerissen. Ich wusste nicht ob sie meine Nähe wollte. Ein nicken ihrerseits erleichterte mich enorm. Doch Alice sah mich immer noch nicht an. Ich setzte mich neben meine Schöne und betrachtete sie einige Sekunden. "Die..", begann ich meinen Satz, "Die Person wird dafür büßen." Alice' Augen hafteten noch immer auf dem Boden. "Es tut mir leid, dass ich gegangen bin. Ich war einfach überfordert mit der Situation und wusste nicht wohin mit meinen Gedanken.", entschuldigte sie sich allen Ernstes.

"Du musst dich nicht entschuldigen. Crystal hat dich verletzt. Aber sie wird uns niemals trennen können.", vorsichtig griff ich nach Alice' Hand und kreuzte unsere Finger. Ich hatte Angst, dass sie ihre Hand wegzieht, aber sie ließ es zu und hob ihren Kopf. Sie schaute mich endlich an mit den schmerzerfüllten, braunen Augen. Eine Träne kullerte gerade ihre Wange entlang, die ich mit meinem Daumen wegstrich. Alice lehnte sich an mich und sofort umarmte ich sie. Ich wollte für sie da sein und ihr Trost spenden. "Ich liebe dich so sehr.", schluchzte sie und hielt sich an meinem Hemd fest. "Ich liebe dich auch.", erwiderte ich und küsste ihren Scheitel.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt