Kapitel 7

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Der leichte Wind wehte in mein Gesicht und machte diesen Moment noch bedeutender. Es war schon immer ein Wunsch von mir, auf dem Eiffelturm zu stehen und auf die Stadt zu blicken. Nun wurde dieser Traum erfüllt und ich war überglücklich, vor allem weil ich den Traum mit Liam verwirklichte. Der Ausblick war überwältigend und noch überwältigender war es, als ich zu Liam schaute. Kein Ausblick der Welt könnte es übertreffen ihn anzusehen. Er merkte wie ich ihn ansah und rückte näher zu mir. Er stellte sich hinter mich und umarmte mich. Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust und legte meine Hände auf seine Arme, die um meinen Bauch geschlungen waren. Liam atmete erleichtert aus und küsste meinen Scheitel.

Die Häuser und Straßen, die unter uns lagen wirkten so klein. Die Probleme, die ich hatte waren auf einmal vergessen und dieser wunderschöne Moment war das einzige, an das ich gerade denken konnte. Auch wenn wir hier oben nicht allein waren, fühlte es sich so an. Es kam mir so vor, als wären wir die einzigen und alle um uns herum verblassten mit den Lichtern der Stadt.

"Alice?", Liam brach die Stille unserer Gefühle. "Ja?", wir verblieben in der selben Position und ich schaute weiterhin auf Paris hinab. "Weißt du eigentlich wie gern ich dich gerade küssen würde.", den selben Gedanken hatte ich auch.
Ich drehte mich in seiner Umarmung um und stand ganz dicht vor ihm. Unsere Körper berührten sich und ich sah zu ihm empor. Liams Mund war leicht geöffnet, er wartete auf eine Antwort von mir. "Warum machst du es dann nicht?", hauchte ich ihm zu und spürte bereits das Kribbeln auf meinen Lippen. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und kam meinem Gesicht langsam näher. Mit jedem Millimeter den er näher kam, knisterte es mehr zwischen uns beiden. Kurz bevor sich unsere Münder berührten, hielt er inne und schaute in meine Augen. Ich verlor mich in dem Blau der seinen und spürte seinen heißen Atem auf meinen Lippen. Dann küsste er mich ganz sanft und flog mit mir auf Wolke sieben. Die Gefühlsexplosion in meinem Inneren überkam mich wie eine Flutwelle. Wie konnte ich es so lange ohne seine Küsse aushalten?
Liam brummte zufrieden und zog mich noch näher an sich heran. Kein Blatt Papier hätte mehr zwischen uns gepasst.

Wir lösten uns und lehnten unsere Stirn aneinander. "Nichts auf der Welt kann mich davon abhalten an deiner Seite zu stehen.", hauchte er mir zu und verpasste mir eine Gänsehaut.

"Guten Abend, Mutter.", Liam und ich standen im Wohnbereich und schauten in viele Gesichter. "Oh hallo ihr zwei Süßen.", Elisabeth drehte sich zu uns um und hielt ein Glas Champagner in ihrer Hand. Die Augen ihrer Besucher lagen ebenfalls allesamt auf uns, was mir ein wenig unangenehm war. Ich mochte es nicht besonders im Mittelpunkt zu stehen. "Kommt setzt euch doch zu uns.", schlug sie vor und grinste. Liam schaute zu mir herab und dann wieder in die Runde. "Nein, Danke. Wir beide wollten nur unsere Sachen holen und dich nicht weiter stören.", erklärte Liam und log dabei. Eigentlich wollten wir einfach hier her und zu Abend essen. "Reist ihr denn schon ab?", die Frau im goldenen Kleid erhob sich und kam auf uns zu. "Noch nicht. Aber wir haben ein Hotelzimmer gebucht, schon vor unserer Anreise und dort möchten wir hin.", auch das stimmte nicht so ganz. "Ich verstehe..", Elisabeth grinste und formte ihre Augen zu einem Schlitz. Ich stand stumm daneben und hatte keine Ahnung was hier vor sich ging. "Wir sehen uns.", verabschiedete sich Liam von seiner Mutter und umarmte sie. "Auf Wiedersehen.", mich umarmte sie ebenfalls.

Liam und ich verließen das Wohnzimmer und gingen in Richtung Ausgang. "Ich hole kurz unsere Koffer.", informierte er mich und verschwand für kurze Zeit im Gästezimmer. Ehe ich mich versah, war er auch schon wieder hier und hatte unsere Koffer dabei. "Ich nehme meinen.", dachte ich laut und griff danach. "Nein, ich nehme beide Koffer. Du weißt doch noch ... ich bin stark genug.", er lächelte und spannte seine Muskeln an. Meine Augen wanderten zu seinem Bizeps, der sein Hemd straffte. "Ganz schön heiß hier.", witzelte ich gekonnt und blickte wieder in sein Gesicht. "Na los, verschwinden wir.", er deutete mit seinen Augen auf die Tür, die ich öffnete und sie für ihn aufhielt. Liam drückte den Knopf des Aufzugs und wartete darauf, dass die Türen sich öffnen. Ich wusste, dass er innerlich hoffte dass der Aufzug wieder repariert war. Als die Türen sich endlich öffneten stiegen wir ein und führen nach unten.

"Wovon hast du eben gesprochen?", fragte ich neugierig. "Der Abend wäre ziemlich unangenehm geworden, glaub mir. Wenn die Freundinnen meiner Mutter zu Besuch sind, gehen sie nicht vor drei Uhr nachts.", erzählte er und schaute zu mir herab. "Wo liegt das Problem?", hackte ich nach und zuckte mit den Schultern, "Es ist doch schön, wenn sie solche Freunde hat." Liam nickte und presste seine Lippen aufeinander. "Vertrau mir einfach.", das war das letzte was er sagte, bis wir eine kurze Autofahrt hinter uns hatten und in unserem Hotel eincheckten. Anscheinend gab es dieses besagte Hotelzimmer wirklich. Doch Liam gab mir keine Antworten auf meine zahlreichen Fragen.

In lauter Eile schaute ich mich nicht einmal im Hotel um, sondern sah mich plötzlich in diesem riesigen Hotelzimmer. "Was zum..", murmelte ich vor mich hin und ging sofort zu dem Fenster, aus dem man den Eiffelturm sehen konnte. "Willst du dich noch umziehen oder willst du gleich los?", ich wirbelte zu Liam herum, der mich fragend ansah. "Wohin gehen wir?", ich runzelte meine Stirn. Immerhin musste ich ja wissen, was ich anziehen sollte.
"Weißt du was? Du siehst schon verdammt gut aus, also komm.", wir waren kaum zehn Minuten hier und schon streckte er mir seine Hand entgegen, nach der ich griff und unsere Finger kreuzte. "Erst ignorierst du mich die ganze Fahrt über und dann sagst du mir nicht mal was wir jetzt machen.", nörgelte ich und blieb stehen. Ich verschränkte meine Arme, verdrehte meine Augen und schürzte meine Lippen. Liam schnaufte belustigt, bis ich plötzlich keinen Boden mehr unter meinen Füßen spürte und über Liams Schulter hing.

"Lass mich runter.", befahl ich, während er bereits den Flur entlang ging. "Liam!", immer noch ging er einfach weiter und schloss die Tür unseres Zimmers. "Bitte.", murmelte ich nun. "Versprich, dass du keine Fragen mehr stellst.", forderte er. "Versprochen.", ich gab mich geschlagen. Daraufhin stellte er mich sachte auf meine Füße und schmunzelte. "Ich habe dir damals gesagt, fordere mich nicht heraus.", er meinte den Tag, als wir mit meiner Mutter bei der Freiheitsstatue waren.

Wir spazierten in der Abenddämmerung entlang der Seine. Es war kaum jemand hier, aber an jeder Ecke waren Pärchen, die miteinander rummachten. Die Kieselsteine unter meinen Füßen raschelten mit jedem Schritt, den ich machte. Und die letzten Sonnenstrahlen spiegelten sich in dem Fluss wider. Mir gefällte es hier wirklich sehr gut. Hand in Hand an einem Fluss spazieren gehen mit dem Mann, den ich liebte. Aber weswegen hatte er einen Spaziergang geheim gehalten?

"Ich habe lange darüber nachgedacht, was ich wegen Dexter machen soll.", sprach Liam plötzlich und hielt seinen Blick auf dem Boden fixiert. "Er hat schlimme Dinge getan, aber er sollte es erklären dürfen.", meinte ich und schaute das Seitenprofil meines Freundes an. "Es waren nicht nur schlimme Dinge. Er wusste die ganze Zeit, dass ich sein Halbbruder bin und er hat kein Wort gesagt.", Liam redete nicht wütend, sondern völlig entspannt und nachdenklich. "Und genau deshalb sollten wir ihn anhören. Damals hast du ihm keine Möglichkeit dazu gegeben, naja da war ich schuld.", Liam schaute mich während meinem Gerede geschockt an. "Sag das nicht. Du bist an gar nichts schuld.", machte er mir klar und küsste meinen Handrücken. "Rede weiter..", fügte er hinzu.

"Ich bin neugierig, was er zu sagen hat und immerhin ist er dein Halbbruder. Er gehört zu deiner Familie und das solltest du schätzen.", redete ich vor mich hin. Liam hörte mir aufmerksam zu und nickte. "Ich denke du hast recht. Sobald wir wieder in New York sind werde ich ihm im Gefängnis besuchen.", legte er fest.

"Oh, ab hier dürfen wir nicht mehr weiter.", wir standen vor einem Zaun, auf dem ein Schild hing mit der Aufschrift Privatgrundstück. "Gehen wir einfach rein. Es wir schon keiner hier sein.", da kam wohl wieder der Rebell in Liam heraus. "Wir können doch nicht einfach dort rein gehen. Außerdem ist die Tür bestimmt zu.", ich drückte die silberne Klinke nach unten und die Tür ging tatsächlich auf. "Siehst du, es ist Schicksal.", witzelte Liam und schaute sich um. "Du willst jetzt wirklich durch den Wald gehen, der auch noch auf privatem Grund steht?", fragte ich ihn und zog meine Augenbrauen hoch. "Ja.", bestätigte er und trat auf das Gelände. Hinter uns schloss er die Tür und griff sofort nach meiner Hand.

Wir liefen den Weg entlang, der durch den Wald führte. Es war mir nicht ganz geheuer, vor allem weil es hier ziemlich dunkel war. Nur wenige Laternen standen am Wegesrand und die waren nicht besonders hell. Ich klammerte mich an den Arm von Liam und suchte bei ihm Schutz. "Stell dir vor, auf einmal springen irgendwelche Typen aus den Büschen und wollen uns etwas antun.", stellte ich mir vor und machte mir selbst noch mehr Angst. "Dann bring ich sie um.", antwortete Liam ganz trocken, woraufhin ich kicherte. "Du lachst, aber es war mein voller ernst. Ich lasse nie wieder zu, dass dir irgendetwas passiert.", schwor er und zeigte keinerlei Anzeichen für Witze.

Ein paar Meter weiter endete der Waldweg und wir standen auf einer Wiese umzingelt von Bäumen. Und was ich in der Mitte dieser Natur sah, war einfach nur wunderschön und der Traum einer jeden Frau.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt