Kapitel 37

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Abends saß ich auf der Designercouch in der Wohnung von Damon und dort wartete ich auf ihn. Er hatte mich angelogen, ich wollte den Grund dafür wissen. Gespannt auf seine Ausrede schlug ich meine Beine übereinander und schaute auf die Aufzugtüren.

Als sie sich endlich öffneten und Damon hervortrat stieg meine Anspannung immer mehr. "Du bist ja schon Zuhause.", lachte er, "Ich dachte ich müsste dich später wieder ins Bett tragen."

"Die Shopping Tour mit Claire hat nicht so lange gedauert wie erwartet.", antwortete ich noch in einem normalen Ton. "Und wie war es mit Liam? Wie geht es ihm?", fragte ich ohne den Eindruck zu machen, dass ich bereits wusste dass er nicht mit Liam unterwegs war.
Damon musste erst überlegen was er sagte und kam währenddessen auf mich zu. Auf dem Sessel neben mir ließ er sich nieder.

"Ich habe mich nicht mit Liam getroffen.", gab er zu, was mich positiv überraschte. "Aber frag mich nicht wo ich war, das kann ich dir nicht sagen.", fügte er seiner Beichte hinzu und zog seine Augenbrauen hoch. "Es interessiert mich aber, warum du mich anlügst.", widersprach ich dem Grauäugigen. "Ich kann es dir nicht sagen, Alice.", wiederholte er sich und fuhr mit den Händen durch sein Haar.

"Lüg mich nie wieder an.", zischte ich genervt und erhob mich von der Couch. Mit schnellen Schritten ging ich ins Gästezimmer und setzte mich an den Bettrand. Die einzige Person, der ich momentan hier in New York vertrauen konnte war Claire. Jason war ein Arschloch geworden, Liam erinnerte sich nicht an unsere gemeinsame Zeit und Damon log mich ebenfalls an.

Mein Blick fiel auf den Ring an meinem Finger, den ich nervös drehte. Ich nahm ihn ab, damit ich den Ring genauer betrachten konnte. Die Diamanten funkelten noch genauso hell wie am Tag, als Liam mir den Antrag gemacht hatte. Ich lächelte, als ich mich an jeden Moment und an jedes Wort von ihm erinnerte.

Jeder soll wissen, dass diese wunderschöne Frau zu mir gehört und dass ich sie von ganzem Herzen liebe.

"Ich liebe dich, Liam.", flüsterte ich und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. Während ich den Ring näher betrachtete, entdeckte ich eine Gravur. Die hatte ich vorher nie gesehen, da ich den Ring nie abnahm.

Alice & Liam

Ein Lächeln huschte über meine Lippen, als ich an seine strahlenden Augen dachte und an den ersten Kuss als Verlobter und Verlobte. Liam hatte ein Auge für Details, was diese Gravur bestätigte. Ich zog den Ring wieder über meinen Finger und schloss meine Augen. Es war nicht schwer, mir vorzustellen wie ich mit Liam händchenhaltend den Strand entlang spazierte und das Wasser über unsere Füße floss.

"Alice?", mit dem Klopfen an der Tür wurde ich aus meinen Erinnerungen gerissen. "Was willst du?", mit einem genervten Unterton versuchte ich meine Traurigkeit zu überspielen. "Darf ich rein kommen?", Damon stand auf der anderen Seite der Tür. Eigentlich wollte ich gerade mit niemandem sprechen, aber andererseits wollte ich nicht mit Damon streiten. Deshalb antwortete ich mit einem "Ja."

"Ich will nicht, dass wir streiten.", meinte er trocken während er sich neben mich aufs Bett setzte. Da ich nichts zu sagen hatte, atmete ich einfach nur tief ein und aus. "Du musst schon genug durch machen, da will ich nicht auch noch ein Grund dafür sein.", er zeigte Reue und hielt seinen Blick auf dem Boden fixiert. "Jeder wichtige Mensch in meinem Leben distanziert sich von mir.", kam ich nun zu Wort und zupfte an dem Saum meines Pullovers. "Liam erinnert sich nicht an mich, du lügst mich an und Jason will dass ich mich verpisse. Nur noch Claire ist ehrlich zu mir.", ich merkte wie sich Damon neben mir anspannte.

"Was hat Jason gesagt?", hackte er nach und biss sich auf die Zähne. "Er hat mich angeschrien und weg geschickt, als ich mit Claire im KickBox Studio war bevor wir zu ihr gegangen sind. Ich weiß nicht was in ihn gefahren ist, er hat sich komplett verschlossen.", realisierte ich und schluckte gegen den Kloß in meinem Hals.
"Hat er dich angefasst?", Damon wurde mit jeder Sekunde wütender. "N-Nein.", stotterte ich und schaute verwirrt in diese grauen Augen, die nun dunkler als sonst schimmerten. "Er soll aufpassen was er macht, ansonsten bring ich ihn um.", drohte er und formte seine Hand zu einer Faust. "Beruhige dich, Damon.", so hatte ich ihn noch nie erlebt. Er hielt mit dem Daumen und dem Zeigefinger seinen Nasenrücken und atmete tief durch.

"Ich ... Ich war...", unsicher fing er an zu reden, "Ich war bei meinem Vater, um mit ihm über Crystal zu sprechen. Es ist nicht vertretbar, was sie anstellt." Ich konnte nicht nachvollziehen, warum er mir das nicht einfach erzählt hat.
"Er interessiert sich nur für Geld und deshalb kommt ihm die ganze Situation ganz recht. Richard hat mir befohlen nichts zu sagen, zu niemandem. Ich solle nichts unternehmen und erst recht soll ich dir nichts sagen. Er will profitieren, aber ich habe ihn natürlich meine Meinung gesagt. Mein Vater hat mich rausgeschmissen und mich von Zuhause verbannt. Ich habe keine Familie, Alice. Ich bin nur adoptiert und das wird mir täglich vorgeworfen.", ich beobachtete Damon ganz genau, während er mir das alles erzählte. Seine Augen wurden glasig und er musste gegen Tränen kämpfen. Mit fiel es ebenfalls sehr schwer nicht in einem Meer aus Tränen zu versinken. Ich wusste zwar schon, dass er adoptiert war, aber nicht dass es ihn so sehr belastete.

"Damon ich bin immer für dich da. Du hättest es mir einfach erzählen sollen. Ich bin nicht die einzige, die Probleme mit sich trägt.", vorsichtig legte ich meine Hand auf seine geballte Faust. Er ließ locker und schaute mir in die Augen. "Meine Familie bereitet dir so viel Leid und du hältst immer noch zu mir?", anscheinend hatte er nicht besonders viel von Loyalität gelernt in der Familie Nolan. "Du bist nicht deine Familie. Du bist Damon, ein sehr guter Mensch und du liegst mir am Herzen.", seine Gesichtszüge entspannten sich mit jedem Wort das ich sagte.

"Danke für diese Worte, Alice. Ich werde alles dafür tun, dass Crystal sich von Liam fern hält.", versprach er und zog mich in eine liebevolle Umarmung. "Du hast es nicht verdient so zu leiden.", murmelte er so leise, dass ich mir nicht sicher war ob er es wirklich gesagt hatte.

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und war froh darüber, dass Damon doch zu den Menschen gehörte denen ich vertrauen konnte.

"Vielleicht interessiert es dich auch, dass Elisabeth morgen in die Villa gehen möchte für ein Abendessen mit Liam und Crystal. Wir beide sind auch eingeladen.", erzählte der junge Mann und innerhalb weniger Sekunden war seine sentimentale Seite verschwunden.
"Woher weißt du das?", runzelte ich meine Stirn und war gefangen in seinen grauen Augen. "Liam hat mir eine Nachricht geschickt.", locker zuckte er mit den Schultern.

Es musste eine wirkliche Hürde für Elisabeth sein in die Villa zurück zu kehren. Sie mied es seit dem Tod von Henry Kennedy dort hin zu gehen. Ich war gespannt darauf, was dieser Abend bringen würde. Sicherlich würde er alles andere als entspannt werden.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt