Kapitel 36

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Mit dröhnendem Kopf saß ich am weißen Esstisch und schlürfte einen starken Kaffee.
Obwohl ich nicht mal viel getrunken hatte, war ich ziemlich angetrunken. Ich erinnerte mich nicht an alles was ich zu Damon gesagt habe, aber an den Teil mit dem Bizeps erinnerte ich mich und schämte mich auch dafür.

"Guten Morgen, Sonnenschein. Du siehst heute so besonders fit aus.", Damon stolzierte aus seinem Zimmer auf mich zu und trug eine schwarze Hose und ein rotes T-Shirt. "Ha Ha Ha. Du bist aber heute witzig.", verzog ich mein Gesicht und formte meine Augen zu einem Schlitz. "Und du warst gestern die Witzige.", lachte er heiter los und griff nach einem grünen Apfel aus der Obstschale vor mir.

"Was hab ich gesagt?", ich bereitete mich innerlich auf peinliche Geschichten vor. "Ich soll dich nicht auslachen, sonst wirst du mich ignorieren. Oh und als Partytyp und Aufreißer hast du mich bezeichnet. An den Bizepsteil kannst du dich vermutlich noch erinnern.", als er das alles erzählte lachte er weiter, wobei sich seine Schultern hoben und sanken. "Hey, hör auf! Sonst muss ich dich wirklich noch ignorieren.", schloss ich mich seinem Gelächter an und vergaß für einen kleinen Augenblick alle Probleme um mich herum.

Damon hielt sich die Hand an den Bauch und atmete scharf ein und aus. "Okay, jetzt hab ich mich beruhigt.", mit neutraler Miene stand er nun wieder vor mir und setzte sich auf den Stuhl. "Was machen wir heute?", gelangweilt trank ich den Kaffee. Damon räusperte sich und kratze sich am Hinterkopf. "Liam möchte sich mit mir treffen.", erzählte er und biss in seinen Apfel. "Oh, ach so. Dann werde ich mich mit Claire verabreden.", stammelte ich vor mich hin und realisierte gar nicht wie sehr mich allein Liams Name aus der Bahn warf.

"Ich kann natürlich absagen, wenn meine Verlobte das möchte.", schief grinsend blickte Damon mich an. Ich zog eine Augenbraue hoch und schaute ihn mit geschürzten Lippen an. "Nein, geh dich nur mit Liam treffen.", sprach ich und meinte es offensichtlich nicht ernst.
"Gut, wir sehen uns dann heute Abend.", Damon stand auf und ging wirklich zum Aufzug. "Trink nicht zu viel Alkohol.", rief er mir noch zu bevor sich die Türen schlossen.

Verdutzt und zurückgelassen saß ich nun am Esstisch. Den letzten Schluck Kaffee kippte ich mir runter und stellte die schwarze Tassen dann in den Geschirrspüler. Ich griff nach dem Handy in meiner Hosentasche und tippte auf Claires Kontakt. Es klingelte zweimal, bevor sie dran ging. "Hey.", ihre Stimme war noch genau so kratzig wie meine. "Hey, hast du heute etwas vor?", fragte ich direkt und tapste während des Telefonats durch die Wohnung. "Noch nicht, aber ich vermute gleich habe ich etwas vor."

"Hast du Lust in die Stadt zu gehen und ein bisschen zu shoppen?", ich wollte nicht den ganzen Tag hier herum sitzen. "Wann und wo treffen wir uns?", hackte meine beste Freundin nach. Ich wusste, dass sie zum shoppen gehen nicht nein sagen konnte. "Um 14 Uhr hole ich dich ab.", schlug ich vor und ließ mich auf die Couch fallen. "Hört sich gut an. Bis später.", Claire stimmte meinem Vorschlag zu und beendete das Gespräch.

Mein Handy legte ich auf dem Tisch ab und wanderte ins Badezimmer, um duschen zu gehen. Ich verabschiedete mich von meinen Klamotten und stellte mich in die riesige Dusche. Das Badezimmer war mit weißen Fliesen ausgestattet und hell eingerichtet.
Vorsichtig drehte ich den Wasserhahn auf und wurde von einem kalten Schauer erwischt. "Scheiße!", fluchte ich und drehte den Hahn in die andere Richtung. Dann kam das warme Wasser von der Decke und ich legte meinen Kopf in den Nacken.

Ich erinnerte mich an Thailand und die gemeinsame Dusche mit Liam. Mit geschlossenen Augen stellte ich mir alles genau vor. Jede Berührung, jeden Moment und jede vergangene Sekunde. Ich spürte wie er mit seinen Händen meine Haare einshampoonierte und ich fühlte seine Augen auf meinem Körper. Liam hatte mein Herz erobert und meinen Verstand geraubt. Er füllte meinen ganzen Körper aus und sorgte dafür, dass ich nur an ihn denken konnte.

Ich wartete im Auto vor Claires Wohnung. Damon hatte mir den Schlüssel für diesen Wagen gegeben und dafür war ich ihn sehr dankbar. Ich war überhaupt dankbar für alles was er für mich tat. Obwohl ich auch einfach in ein Hotel gehen konnte, bestand er darauf dass ich bei ihm wohnte solange Liam den Gedächtnisverlust hatte. Claire machte den Vorschlag ebenfalls, aber ich wollte nicht zwischen ihr und Maik stehen.

"Heißer Schlitten.", in diesem Moment öffnete sich die Autotür und Claire glitt auf den Ledersitz. Ich grinste sie nur an und wackelte mit meinen Augenbrauen. "Auf geht's ins Einkaufszentrum.", ich startete den Motor und schlängelte mich in den Verkehr.

Nach einem Konzert im Auto und vielen roten Ampeln kamen wir im Parkaus an und glücklicherweise fand ich sofort einen freien Parkplatz. Wir stiegen beide aus und gingen in das riesige Einkaufszentrum. Zahlreiche Geschäfte reihten sich nebeneinander auf. Von den teuren Marken wie Gucci bis zu den H&M Klamotten war alles dabei.

"Siehst du dieses Oberteil? Das muss ich haben!", Claire deutete auf eine Glasscheibe hinter der eine rote Bluse mit V-Ausschnitt ausgestellt war. Bevor ich überhaupt genauer hinsehen konnte, war Claire schon in dem Geschäft verschwunden. Ich wanderte ihr nach und betrat den Laden. Leise Musik ertönte, um die Atmosphäre angenehmer zu machen.

Viele Kleiderständer mit den verschiedensten Klamotten standen herum und meine Augen trafen sofort auf Claire, die sich schon das Oberteil in der passenden Größe suchte. "Ich geh das schnell anprobieren.", teilte sie mir mit und zog den weißen Vorhang der Umkleidekabine zu.

In der Zwischenzeit durchforschte ich die anderen Kleidungsstücke in diesem Geschäft und fragte mich wer solche knappen Oberteile anzieht. Ich schüttelte meinen Kopf und ging zum nächsten Kleidungsständer. Doch ich konnte mich nicht auf die schönen Klamotten konzentrieren, weil mein Herz plötzlich schneller schlug. Das konnte nur einen Grund haben, Liam war in der Nähe.

Langsam drehte ich mich um und da sah ich ihn tatsächlich in der Männerparfümerie gegenüber. Er trug eine helle Jeans und einen schwarzen Mantel. Was er unter dem Mantel trug konnte ich nicht sehen, weil er mit dem Rücken zu mir stand. Dennoch spürte ich, dass er es war und Liam fühlte anscheinend auch etwas. Denn er drehte sich um und da kreuzten sich unsere Blicke. Schnell wandte ich meine Augen ab und tat so als hätte ich ihn nicht gesehen. Die Klamotten vor mir weiter zu betrachten schien mir als eine gute Idee.

Aber mein Herzschlag wurde immer schneller und das deutete nur auf eins hin. Liam kam näher. "Hallo.", beim Klang seiner Stimme zuckte ich zusammen und drehte mich langsam in seine Richtung. "Oh, Hallo.", ich tat überrascht und lächelte den unverschämt gut aussehenden Mann an. "Ich weiß, dass du mich gesehen hast.", grinste er und formte somit das Grübchen auf deiner Wange. "Ja, ich .. ich hab mich nur gefragt wo Damon ist.", log ich mal wieder und schnappte nach Luft.

"Damon? Ist er nicht bei dir?", und mit diesen Worten schlug er mir direkt in den Magen. "Li-", ich stieß Claire mit meinem Ellbogen, als sie seinen Namen aussprechen wollte. "Licht, das Licht macht das Oberteil nicht so schön.", redete sie sich verdammt schlecht aus der Situation raus. "Ich finde das nicht.", lachte Liam und reichte meiner besten Freundin die Hand. "Hallo, ich bin Liam.", stellte er sich vor. Nur war das eigentlich nicht nötig, denn die beiden kannten sich ja schon lange. "Hi, ich bin Claire. Die beste Freundin von Alice.", tat sie es ihm gleich und schüttelte seine Hand.

"Liam, kommst du?", und da erschallte sie, die nervige Stimme von Crystal. Daraufhin drehte Liam sich kurz um und suchte nach ihr. "Ich muss dann wohl los.", er presste seine Lippen aufeinander und legte zum Abschied seine Hand auf meinen Oberarm. Sofort kribbelte die Stelle und mein Herz schlug gegen meine Brust. "Es hat mich gefreut.", sagte er noch, bevor er uns beiden zunickte und aus dem Geschäft ging.

Er hatte dieses Kribbeln auch gespürt, ich sah es in seinen Augen. Außerdem drehte er sich zu mir um und das bestätigte meine Vermutung.
Jedoch brennte eine Frage auf meiner Zunge. Wo war Damon?

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt