Kapitel 12

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"Ich hätte dich nicht alleine lassen sollen.", Liam setzte sich auf den Sessel im Büro und fasste sich mit seinem Daumen und seinem Zeigefinger an den Nasenrücken. "Du hattest keine Wahl.", ich zuckte mit meinen Schultern. "Damit du es weißt, Crystal war nicht eingeladen. Nur ihr Vater.", erklärte er und stellte sich hin. Dazu sagte ich nichts, es gab auch nichts das ich sagen konnte. Stumm stand ich vor ihm und wandte meinen Blick ab.

"Wenn ich könnte, würde ich sie sofort weg schicken. Aber Richard bleibt eine Weile in New York und Crystal deshalb auch. Der Mann war der beste Freund meines Vaters, ich kann seine Tochter nicht einfach so vergraulen.", Liam kam einen Schritt auf mich zu und legte seinen Finger unter mein Kinn. "Alice..", er drehte meinen Kopf in seine Richtung, sodass ich gezwungen war ihn anzusehen.

Plötzlich riss jemand die Tür auf, weshalb ich zuckte und herumwirbelte. Wenn man vom Teufel spricht. "Ich wusste gar nicht, dass du neuerdings armen Menschen hilfst.", sie knallte die Tür hinter sich zu und schaute mich angewidert an. "Was machst du hier! Raus!", Liam erhob seine Stimme und zeigte auf die Tür. "Schätzchen, du hast doch so ein Glück, dass ich hier bin. Die kleine ist doch unter deinem Niveau.", wie versteinert stand ich da und bekam kein Wort heraus. "Die einzige die unter meinem Niveau ist, bist du!", konterte er und biss sich auf die Zähne. "Du hast eine rosafarbene Brille auf. Sie ist doch nur hinter deinem Geld her. Schau sie dir an. Sie ist eine Frau, die nichts hat. Nichts außer dein Geld.", in meinem Hals bildete sich ein Knoten, während sie diese Worte sagte.

Sie hatte recht, ich hatte nichts außer Liam. Aber ich war auf keinen Fall hinter seinem Geld her. Ich liebte ihn und er bedeutete mir alles. Ich wäre auch glücklich mit ihm, wenn wir alleine auf einer einsamen Insel leben würden, ohne Geld, ohne Luxus, nur wir beide.

"Reiß dich zusammen Crystal! Hörst du dir denn überhaupt selber zu? Du hast kein Recht so über Alice zu reden!", Liam ging einen Schritt auf sie zu und seine Schlagader pochte vor Wut. "Liam, ich möchte dir nur helfen. Sie hat keine Ahnung von unserer Welt. Sie ist fehl am Platz und gehört nicht zu dir. Wie ein Streuner hat sie sich bei dir eingenistet und nutzt deine Gutmütigkeit aus. Wie blind kannst du nur sein? Wenn sie wenigstens gut aussehen würde.", nach diesen verletzenden Worten schossen mir Tränen ins Gesicht und ich wollte hier einfach nur weg. Weg aus diesem Raum, weg aus diesem Haus, weg von Crystal und weg von Liam.

Wie hätte ich ihm noch in die Augen schauen können? Meine Beine machten sich selbständig und ich ging in Richtung Tür. "Alice warte! Geh nicht!", Liam kam mir hinter her und hielt meine Hand fest. "Bitte geh nicht.", hauchte er mir zu und schaute mit zusammengezogenen Augenbrauen in mein Gesicht, bevor er sich zu Crystal drehte. "Verschwinde. Sofort. Aus. Meinem. Haus!", er betonte jedes einzelne Wort und tötete sie beinahe mit seinem Blick.

Im selben Moment trat Damon in den Raum.
"Was ist hier los?", er schaute in jedes Gesicht und blieb bei Liam hängen. "Bring deine Schwester hier raus, bevor ich mich vergesse.", befahl er mit ruhiger Stimme und hielt meine Hand fest, sodass ich nicht weg konnte.
Damon zögerte nicht lange und griff nach dem Arm seiner Schwester. "Kannst du vielleicht einmal keine Leben zerstören?", murmelte er und zerrte Crystal aus dem Büro.

Nachdem die Tür geschlossen war, drehte sich Liam zu mir. "Hör nicht darauf, was sie sagt.", er nahm meine Hände in seine. Meine Tränen kullerten herunter und ich schluchzte. "Sie hat doch recht.", fing ich an zu sprechen, "Ich gehöre nicht in diese Welt voller Glamour und reichen Menschen. Ich bin eine einfache Frau aus einfachen Verhältnissen." Liam wischte meine Tränen weg und schnaufte.

"Du hast versprochen dich nie wieder schlecht zu reden.", erinnerte er mich und legte seine Hand auf meine Wange. "Das sind Fakten, Liam.", widersprach ich ihm und nahm seine Hand von meiner Wange weg. Seine sonst so strahlenden Augen wurden matt. "Du gehörst zu mir, du gehörst in meine Welt. Ich brauche dich mehr als alles andere.", schwor er und schaute mir weiterhin in die Augen. "Liam, ich fühle mich gerade einfach nur gedemütigt. Crystal hat auf meiner Ehre herumgetrampelt! Das Kleid .. ", ich deutete auf mich herunter, "Es kostet mehr als ich mir jemals leisten könnte. Es bedrückt mich gerade so sehr, dass ich es am liebsten von meinem Körper reißen möchte." Das atmen viel mir schwer, es fühlte sich so an, als würde das Kleid mich erwürgen. Das alles hier nahm mir die Luft zum Atmen.

Ich stürmte aus der Tür und ging den Flur entlang ins Ankleidezimmer. Liam folgte mir und redete weiterhin auf mich ein. "Alice was machst du da? Wir werden mit Crystal fertig, mach dir über sie keine Sorgen. Und bezweifle nicht meine Liebe zu dir.", er war vollkommen hilflos und wusste nicht was er tun konnte.

Ich holte Klamotten aus dem Schrank und legte sie auf das Sofa in der Mitte des Raumes. "Ich muss dieses Kleid los werden, es erwürgt mich.", hastig öffnete ich den Reißverschluss und schlüpfte aus dem Kleid. Ich zog mir eine Jeans an und einen dünnen Pullover. In meine Handtasche stopfte ich auch noch ein paar Klamotten. "Verlässt du mich?", sofort hielt ich inne nach dieser Frage und schaute zu Liam. "Ich muss einfach nur hier weg für kurze Zeit.", erklärte ich und ging einen Schritt auf ihn zu.

Er stand vor der Tür wie zu einer Salzsäule erstarrt und schaute mich einfach nur an. "Bitte nicht.", flüsterte er und ließ mich nicht vorbei. "Ich liebe dich, Liam. Über alles ... aber ich muss hier jetzt einfach weg. Also lass mich bitte vorbei.", bat ich ihn und wischte die Tränen aus meinem Gesicht. Liam ging daraufhin einen Schritt zur Seite. Bevor ich aber gehen konnte, legte er seine Lippen auf meine und verzauberte mich. Doch ich wollte nicht schwach werden und löste mich von diesem Kuss. Mit schnellen Schritten verschwand ich aus dem Ankleidezimmer und ging zum Hintereingang, damit mich keiner der Gäste sehen würde. An der Türschwelle blieb ich stehen und drehte mich um. Mein Herz hatte mir gesagt, dass Liam noch immer dort steht und mir hinterher sah. Und mein Herz hatte recht. Mit trauriger und zugleich wütender Miene stand er da und schaute mir hinterher. Unsere Augen sprach miteinander, bevor ich dann schlussendlich verschwand.

Mit wackelnden Knien lief ich den Weg entlang, bis ich an der Straße angekommen war und überlegte wohin ich jetzt gehen sollte.
Meine Augen wanderten von links nach recht und dort blieben sie stehen. Damon lehnte an der Wand und vergnügte sich mit einer Frau. Ich schüttelte meinen Kopf und wollte gerade weiter gehen, als er mich entdeckte. "Alice?", verwirrt kam er zu mir und runzelte seine Stirn. Die Frau, mit der Damon eben noch rumgemacht hatte ließ er einfach stehen.

"Damon.", tat ich es ihm gleich. "Was machst du hier draußen?", hakte er nach und steckte seine Hände in die Jackentaschen. "Ich ...", es fiel mir keine passende Antwort ein, "Das könnte ich dich auch fragen." Diese Unterhaltung kam mir sehr bekannt vor. Ihm anscheinend auch, weshalb wir beide grinsten.

"Ich muss hier weg.", entschloss ich mich ihm zu antworten. "Wegen meiner Schwester?", Damon hatte direkt ins Schwarze getroffen. "Mehr oder weniger.", ich hob meine Schultern. "Wo willst du jetzt hin?", fragte er und schnaufte. "In irgend ein Hotel.", meinte ich und setzte an zu gehen. "Warte.", hielt er mich auf, "Ich fahre dich."

"Mein Wagen steht gleich dort vorne.", erwähnte er und führte mich hin. Wir standen vor einem weißen Mustang. "Steig ein.", Damon öffnete die Tür und schloss sie wieder, nachdem ich eingestiegen bin. Er lief um das Auto herum und stieg ebenfalls ein.

"Du lässt die Frau dort stehen, damit du mich in ein Hotel fahren kannst?", realisierte ich und schaute zu ihm rüber. "Selbstverständlich.", antwortete er knapp und startete den Motor. "Das ist nicht selbstverständlich.", widersprach ich und sah immer noch zu ihm. "Für mich schon. Liam ist für mich wie mein Bruder. Ich bin mit ihm aufgewachsen. Und wenn seine Freundin Hilfe braucht, bin ich da.", er machte eine kurze Pause und fuhr los, "Außerdem würde er mich enthaupten, wenn ich dich alleine herum irren lassen würde. Ich glaube du verstehst auch, dass ich ihm sagen werde wo du bist."

"Sag ihm bitte nichts. Das mache ich.", bat ich ihn und schaute nun nach vorne auf die Straße. "Geht klar.", versprach er und brachte mich in ein Hotel.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt