Kapitel 17

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Nach einem langen Bürotag mit zahlreichen Konferenzen kamen wir Zuhause an. Es war immer noch ungewohnt diese Villa mein Zuhause zu nennen. Ich hätte es nicht mal gewagt davon zu träumen eines Tages auf so einem Anwesen zu leben. Vor allem nicht mit meinem Traummann.

Ich zog meine hohen Schuhe aus und stöhnte, als meine Füße endlich befreit waren. Danach verschwand ich in der Küche und schnappte mir ein Glas Wasser, das ich genüsslich trank. Währenddessen beobachtete ich Liam, der seine Krawatte lockerte und sie über seinen Kopf zog. Dabei fiel ihm eine Strähne in die Stirn, die er wieder zur Seite strich und die Krawatte über den Stuhl hängte. Meine Augen blieben auf seiner Wange hängen, auf der man nichts mehr von der Watsche sah, dennoch schämte ich mich dafür. Ich hasste Fremdscham.

Ich umrundete die Kochinsel und ging auf Liam zu, der konzentriert auf den Boden schaute. "Liam?", seine Aufmerksamkeit galt nun mir. "Ja?", er drehte sich zu mir und strich meine Haare hinter mein Ohr. "Ich wollte mich nochmal für das Verhalten meines Vaters entschuldigen.", meine Hände lagen auf seinen harten Schultern. "Alice, bitte. Entschuldige dich nicht dafür. Es ist schon lange vergessen.", seine einfühlsame Stimme verbreitete eine Gänsehaut auf meinem Körper. "Er hat-", meine Worte wurden von einem Kuss unterbrochen. "Als ich gesehen habe, wie dein Vater dich umarmt hat, musste ich an meinen denken. Ich werde ihn nie wieder so umarmen können und deshalb solltest du dir keine Gedanken machen. Dein Vater hat gehandelt wie jeder Vater handeln würde. Also bitte tu mir den Gefallen und verzeih auch du diese Aktion.", Liams heißer Atem traf meinen Mund, als sich unsere Gesichter so nah waren. Er hatte vollkommen recht mit seinen Worten und mir wurde mal wieder klar, wie schwer es für Liam sein musste. Ich umarmte ihn und drückte ihn fest. Er sollte wissen, dass ich an seiner Seite war und jederzeit für ihn da war. Mein Freund legte seine Arme ebenfalls um mich und sein Kinn lag auf meinem Kopf.

"Außerdem hat mich diese Situation dazu gebracht, Dexter Morgen im Gefängnis besuchen zu gehen.", ich hörte an seiner Brust wie schnell sein Herz raste bei diesen Worten. "Das ist eine gute Entscheidung.", stimmte ich meinem Freund zu und schaute zu ihm empor. "Ich werde dich begleiten.", fügte ich hinzu und das war bereits beschlossene Sache für mich. "Das kann ich nicht von dir verlangen.", widersprach Liam und schüttelte seinen Kopf. "Du verlangst es auch nicht. Ich biete es dir an und egal was du sagt, ich werde mitkommen. Du sollst das nicht alleine durchmachen müssen.", machte ich ihm mit hochgezogenen Augenbrauen klar. "Danke.", hauchte er mir zu und lehnte seine Stirn an meine.

Einige Sekunden verweilten wir in dieser Position. Keiner sagte etwas, es schien fast so als könnte ich unsere Herzen im gleichen Takt schlagen hören. Gleichzeitig schauten wir uns in die Augen und unsere Gesichter näherten sich dabei. Das Blau in seinen Augen war hell und es kam mir so vor, als könnte er in meine Seele blicken. Ich fühlte seine weichen Lippen auf meinen und wie er mich näher an sich heran zog. Er biss in meine Unterlippe woraufhin ich ihm Einlass gewährte. Unsere Zungen vereinten sich und tanzten miteinander. Seine Hände brannten sich in meine Haut und entfachten ein Feuer in mir. Das Brummen von Liam deutete daraufhin, dass es ihm genauso erging.

Mit kleinen Schritten bewegten wir uns aufs Wohnzimmer zu, ohne unsere Lippen voneinander zu trennen. Ich stand nun zwischen ihm und der Couch, auf die ich gelegt wurde. Liam lehnte sich über mich und löste sich vom Kuss. Er musterte mein Gesicht und verteilte nun süße Küsse an meinem Hals. Danach zog er sein Jackett aus und warf es auf den Boden. Liam war der einzige, der mich aus diesem Teufelskreis holen konnte und meine schlechten Erfahrungen zu Guten umwandeln konnte. Ich war bereit dazu und gab mich Liams verführerischen Küssen hin.

Voller leidenschaftliches verlangen merkte er nicht, dass er mein Handgelenk neben meinem Kopf festhielt. Es war mir unangenehm und erinnerte mich an Archibald. Doch ich versuchte diese Erinnerungen zu verdrängen und mich auf Liam zu konzentrieren. Seine Finger machten sich an meiner Bluse zu schaffen, die er Stück für Stück aufknöpfte. Auch ich fing an seinen Oberkörper von seinem Hemd zu befreien. Er ließ es über seine Schultern fallen und lehnte nun halbnackt über mir. Seine Muskeln waren definiert und ich sah kurz vor meinen Augen, wie er heute Morgen trainiert hatte.

Auch Liam hatte alle Knöpfe meiner Bluse geöffnet und konnte nun mit seinen Lippen zu meinem Dekolleté wandern. Meine Hände vergruben sich in seinen Haaren und meine Atmung wurde schneller. Liams Hände gingen auf Wanderschaft und fuhren über meinen ganzen Körper. Doch als er mit seiner Hand über mein Bein strich und immer weiter nach oben wanderte bekam ich einen Flashback und wich zurück. Plötzlich wurde mir ganz warum und ich fühlte mich unwohl. Sofort stoppte Liam und zog sich zurück. Besorgt schaute er mich an und half mir, mich aufzurichten.

"Alles in Ordnung?", fragte er mit leiser Stimme und setzte sich. "I-Ich kann das nicht.", stotterte ich und legte meine Arme vor meinen Körper, um mich zu verstecken. Ich fühlte mich auf einmal nicht mehr wohl. Archibald und seine Berührungen machten mir immer noch zu schaffen, was mich wütend machte. "Hab ich dich verletzt?", schockiert sahen mich diese gefühlsvollen, blauen Augen an. "Nein. Es ist nur ...", ich senkte beschämt meinen Blick. "Ich verstehe schon. Wenn es dir zu schnell geht, dann sag es.", Liam legte zurückhaltend seine Hand auf meinen Oberarm und übertrug Wärme auf mich. "Ich wollte es ... Ich will es. Aber ich kann nicht. Ich kann es einfach noch nicht.", erklärte ich meinem Freund und hielt meinen Blick immer noch gesenkt. "Du hast alle Zeit der Welt. Mach dir keinen Druck. Ich warte, bis du bereit bist. Ob es in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr soweit ist, ich liebe dich, Alice. Und das wird sich nicht ändern.", seine Worte rührten mich und beruhigten mein Gewissen. "Du weißt nicht wie glücklich ich darüber bin, dich an meiner Seite zu haben.", antwortete ich und schaute in seine wunderschönen Augen. Seine Grübchen kamen zum Vorschein und er kam meinem Gesicht näher. Liam drückte seine Lippen auf meine Stirn und erhob sich von der Couch.

"Italienisch oder Chinesisch?", bei dieser Frage merkte ich erst, dass ich Hunger hatte. "Chinesisch.", entschied ich und grinste. "Wie die Dame wünscht.", Liam verschwand aus dem Wohnzimmer, um zu bestellen. Währenddessen knöpfte ich meine Bluse zu und hob sein Jackett und sein Hemd vom Boden auf.

Eine halbe Stunde später saßen wir auf dem Boden, an die Couch gelehnt und die Nudelboxen auf unseren Knien. "Sehr gut hast du gekocht.", scherzte ich und drehte meinen Kopf zu Liam. "Danke, ich habe mich sehr bemüht bei dem Lieferservice anzurufen", machte er mit und schob sich Nudeln in seinen Mund. Selbst das konnte er elegant machen. Ich wollte gar nicht wissen wie ich dabei aussah.

"Ich bin ziemlich nervös wegen Morgen.", schlagartig wurde die Stimmung ernster, als Liam das Thema wechselte. "Weshalb?", wollte ich wissen und aß meine Nudeln. "Dexter ist mein Halbbruder, er gehört zu meiner Familie. Ich habe Angst davor, wie es weiter geht. Was wird er sagen, wie wird er reagieren wenn er uns sieht?", er stellte seine Nudelbox auf den Tisch und drehte sich vollständig zu mir. "Er wird sich bestimmt freuen dich zu sehen. Und ich kann mir nur vorstellen, dass er sich entschuldigt.", besser gesagt hoffte ich es. Ansonsten wäre Liam noch gekränkter, als er sowieso schon war. Dexter war der Sohn von Henry Kennedy und somit ein Familienmitglied. Es wäre schrecklich wenn Liam und Dexter sich hassen würden.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt