Kapitel 2

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"Ms. Thompson, fühlen Sie sich nicht gut?", fragte sie einfühlsam und legte ihre Hand auf meinen Rücken. "N-Nein.. es geht mir gut.", stotterte ich und betrachtete mein Spiegelbild.
"Aber-", ich schnitt ihr den Satz ab. "Mir geht es gut.", betonte ich erneut und lehnte mit den Händen auf dem Rand des Waschbeckens.

"Ich mache mir Sorgen um Sie. Und ihr Freund sicherlich auch. Bei allem Respekt, ich weiß über ihre Vergangenheit Bescheid und Sie sollten so schnell wie möglich eine Frauenärztin aufsuchen.", Mrs. Rodriguez hatte recht und das gefiel mir gar nicht. Ich verdrückte mir die Tränen und presste meine Lippen zusammen.

"Mr. Kennedy sollte es auch erfahren.", fügte sie zurückhaltend hinzu. "Er wird mich hassen und sich vor mir ekeln.", vermutete ich mit verletztem Herzen. "Auf gar keinen Fall. Er liebt Sie sehr und er leidet mir Ihnen. Aber Sie stoßen ihn aus, was ich verstehen kann. Dennoch sollten Sie wissen, dass Sie Mr. Kennedy vertrauen können und er alles für Sie tun würde.", erzählte sie weiter und hatte vermutlich recht.

"Ich werde mit ihm reden. Aber nicht heute, das kann ich jetzt nicht.", ich war nervös und hatte Angst vor der Zukunft. "Es ist okay.", beruhigte mich die Haushälterin und strich über meinen Rücken, "Ich lasse Sie jetzt alleine."

Sie verließ das Badezimmer und schloss die Tür hinter sich. Ich rappelte mich auf und hielt mir die Tränen immer noch zurück. Schnell ging ich aus dem Zimmer und wollte nach oben fliehen. Doch im Flur stand Liam und wartete auf mich. Seine Besorgnis wusste ich zu schätzen, aber ich konnte ihn nicht ansehen und erst recht nicht mit ihm sprechen. Ich schämte mich und hielt meinen Blick gesenkt, als ich an ihm vorbei eilte. Seine Augen klebten auf mir und er schaute mir hinterher.

In meinem Zimmer lehnte ich mich gegen die Tür und schloss meine Augen. Ich atmete tief ein und sackte zusammen. Nun konnte ich meine Gefühle nicht mehr unterdrücken und brach in Tränen aus. Meine Beine waren angewinkelt und ich legte meinen Kopf auf meine Knie. Als wäre es nicht schon schlimm genug gewesen in so eine Situation geraten zu sein, könnte ich jetzt auch noch von diesem Mistkerl schwanger sein. Wie sollte ich das Liam erzählen? Sollte ich es überhaupt tun oder sollte ich es einfach abtreiben, falls es so weit kommt? Ich wusste es nicht. In diesem Moment konnte ich keinen klaren Gedanken fassen. Ich fühlte mich wie ein Stück Dreck.

"Alice?", seine besorgte Stimme ertönte auf der anderen Seite der Tür. Ich hob meinen Kopf und lauschte ruhig seinen Worten. "I-Ich weiß, dass ich nicht verstehen kann, was du gerade durchmachst. Aber ich möchte dir zur Seite stehen, egal was passiert. Stoß mich bitte nicht von dir weg, das ertrage ich nicht.", er schwieg kurz und wartete anscheinend auf eine Antwort von mir. Ich erhob mich und stand nun vor der Tür, aber ich war mir noch nicht sicher ob ich sie aufmachen will. "Ich liebe dich, Alice. Und daran wird sie niemals etwas ändern. Niemals.", diese Worte bereiteten mir eine Gänsehaut auf meinem ganzen Körper.

Nachdem ich nicht regiert hatte, hörte ich wie er enttäuscht schnaufte. Ich überwand meine Angst und ließ es zu, ich öffnete die Tür. Liam stand mit gesenktem Kopf vor mir und hob ihn als er bemerkte, dass ich die Tür aufgemacht habe. Sein Mund war leicht geöffnet und er grinste aus Erleichterung. Ich stellte mich zur Seite, sodass er herein kommen konnte. Danach schloss ich die Tür wieder und versuchte ruhig zu atmen. Ich drehte mich zu Liam um, der mich von oben bis unten musterte.

"Seit Wochen höre ich dich jeden Abend weinen und am liebsten würde ich jedes Mal zu dir kommen und dich in meine Arme schließen.", erklärte er und kam einen Schritt näher. Die Anspannung in meinem Körper wurde größer und ich fing an zu zittern. "Alice es bringt mich um, nichts für dich tun zu können.", er kam einen weiteren Schritt auf mich zu, aber er wartete stets meine Reaktion ab. In meinem Inneren fühlte es sich gerade so an, als würde ein Tornado durch meine Gefühle wirbelte. Einerseits wollte ich Liam gerade am liebsten umarmen und ihm sagen wie sehr ich ihn liebte, aber andererseits war ich noch nicht dazu bereit einen Mann zu berühren. Der Schock saß einfach noch zu tief.

"Bitte sag etwas. Ich habe deine Stimme schon so lange nicht mehr gehört.", bat er mich und sah mir tief in die Augen. Ich verlor mich in den hellblauen Farben und fühlte mich plötzlich wohler. "Alice ...", nun hob er seinen Hand und legte sie zurückhaltend und sanft auf meinen Oberarm. Mein Gehirn sagte mir, ich solle zurückweichen und es nicht zulassen. Aber mein Herz sagte ich solle es zulassen und das tat ich auch. Seine Wärme, die ich so lange nicht mehr gespürt hatte, übertrug sich auf meinen Körper und erfüllte ihn mit Liebe.

Als meine Augen seine Hand anstarrten, zog er sie sofort zurück. Er dachte wahrscheinlich, dass es mir unangenehm war. Aber ich griff vorsichtig nach seiner Hand und kreuzte unsere Finger. Sein Blick folgte gespannt meinen Bewegungen und er konnte es kaum glauben. "Liam ...", begann ich meinen Satz und zog damit sofort seine Augen auf mein Gesicht. "Ich war einfach noch nicht bereit dazu, dich oder irgend einen anderen Mann zu sehen, geschweige denn zu reden. Es kostet mich riesige Überwindung hier vor dir zu stehen und deine Hand zu halten. Aber ich möchte unsere Beziehung nicht aufgeben und ich hoffe du auch nicht.", mein Kopf senkte sich und eine Träne kullerte an meiner Wange herunter. "Du hast mein vollstes Verständnis. Und meinetwegen warte ich weitere Wochen, Monate oder Jahre. Aber ich werde dich und unsere Beziehung niemals aufgeben. Du bist das wichtigste in meinem Leben .. du bist mein Leben. Ohne dich wäre ich nur ein halber Mensch. Ich werde dich bei allem unterstützen und für dich da sein.", seine Worte trafen mitten in mein Herz und erleichterten mich unheimlich. "Versprich nichts, was du nicht halten kannst.", murmelte ich und malte mir schon seine Reaktion über die mögliche Schwangerschaft aus. "Was sagst du da?", es bildeten sich Falten auf seiner Stirn.

"Es .. Es könnte sein", ich trennte unsere Hände, "Es könnte sein, das ich schwanger bin." Liams glänzende Augen wurden mit einem Schlag matt und ich befürchte das Schlimmste. Er hätte mich anschreien können oder wütend aus dem Zimmer stampfen. Er hätte Schluss machen können oder sich vor mir ekeln. Es gab viele Möglichkeiten, aber Liam griff nach meinen Händen.

Mein Körper dachte, er müsse sich schützen, weshalb ich meine Hände weg zog. Trotzdem blieb er bei mir und atmete mitfühlend aus. "Alice mein Wort steht immer noch. Ich bin immer für dich da.", verstärkte er seine vorherige Aussage. "Ich werde ein paar Anrufe tätigen und einen Termin bei der besten Gynäkologin in ganz New York vereinbaren.", schlug er mir vor und kam einen Schritt näher. Aber in meinem Kopf spielten sich wieder Filme ab, nachdem ich darüber gesprochen hatte. Ich wich seinem Schritt aus und wendete meinen Blick ab. Ich schämte mich und konnte ihm nicht in die Augen sehen, auch wenn er so unglaublich nett und verständnisvoll zu mir war. "Ich verstehe.", er senkte ebenfalls seinen Blick und verschwand aus meinem Zimmer.

You're my bright light in the darkness - Band 2 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt