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Gelangweilt saß ich mal wieder auf der Wiese hinter der Sporthalle. Die übrigen Leute, die sich im Trainingslager sonst noch aufhielten, waren noch beim Mittagessen, doch wollte ich heute einfach nicht mehr essen, weshalb ich mich zurückgezogen hatte und nun wieder fleißig meine Haare mit Blumen schmückte.
Das Pflaster auf meinem Hals juckte fürchterlich, doch konnte ich es schlecht abmachen. Ich würde mich einfach heute Abend damit beschäftigen und dann schauen, was sich da machen ließe.
Ich hatte aber auch, um ehrlich zu sein, nicht mit sowas gerechnet, als ich mit her gekommen war.

Ich warf einen kurzen Blick auf mein Handy und sah, dass ich schon recht lange hier saß. Inzwischen war die halbe Mittagspause vorbei. Es dauerte also nicht mehr lang und der Wahnsinn begann wieder fröhlich von neuem.

Genießerisch schloss ich die Augen und hielt mein Gesicht in die Sonne. Mir wollten die Worte, die Bokuto gesagt hatte, nicht mehr aus dem Kopf gehen.
Er schien es ernst gemeint zu haben, doch verwunderte es mich auch gleichzeitig noch sehr. Ich hatte mich bei den vorherigen Trainingslagern prima mit den ganzen Jungs verstanden und hatte auch viel mit ihnen gemacht, doch hatte ich nie das Gefühl gehabt, dass da mehr war – egal bei wem.

Gedankenverloren vergriff sich meine Hand ins Gras und ich ließ mich auf meinen Rücken sinken. Wie absurd war es überhaupt, sich über sowas Gedanken zu machen?
Aber egal wie lächerlich es auch sein sollte, ich wollte jetzt wissen, was die Jungs davon hielten. Sie mussten sich doch auch was bei mir denken – was genau war einfach mal so dahingestellt.

Leise musste ich niesen, denn plötzlich kitzelte mich kurz etwas an der Nase. Zu meinem Glück war es jedoch nur einmal.
Seufzend versank ich zurück in Gedanken.
Wo war ich denn stehen geblieben? Ach ja, genau, bei den Jungs.
Ich könnte sie ja auch theoretisch fragen, doch war das auch wieder ziemlich peinlich. Vielleicht würden sie auch selber auspacken – das würde mir vermutlich am ehesten passen.

Hastig zog ich meine Hand aus der Wiese und hielt sie mir unter die Nase, damit ich nicht wieder niesen musste. Wieder hatte mich etwas um die Nase herum gekitzelt. Grummelnd runzelte ich die Stirn und rümpfte die Nase, bis ich unterdrücktes Lachen um mich herum hörte.
Verwirrt richtete ich mich auf und öffnete meine Augen. Um mich herum saßen -wuhu, big surprise- Kuroo, Bokuto, Kenma, Lev und Hinata.

Grummelnd rückte ich mich gerade und warf einen Blick in die Runde: „Was macht ihr hier? Habt ihr alle keinen Hunger mehr, oder was?“
Aus allen erdenklichen Richtungen wurde ich belustigt angeschaut – außer Kenma, er schaute mal wieder gelangweilt drein.
„Willst du nicht deine Videospiele spielen gehen, Kenma?“ Ich verkniff mir mein Lächeln, doch fiel es mir verdammt schwer, denn Kenma war irgendwie putzig, wenn er so kopflos durch die Gegend rannte.
„Ich darf ja nicht. Kuro und Shoyo zwingen mich hier zu sein.“ Sein Gesichtsausdruck glich dem eines armen Hündchens, was zu gerne zu seinem Kauknochen wollte.
Kichernd sah ich erst ihn und dann die zwei namentlich Benannten an: „Ihr dürft Kenma doch zu nichts zwingen. Der hat doch zu sowas nie Lust!“

Kopfschüttelnd grinste der große, schwarze Kater: „Ihn muss man doch immer zu seinem Glück zwingen.“
Fürsorglich richtete ich mich daraufhin an Kenma und legte ihm eine Hand auf den Kopf: „Lauf, kleines Kätzchen. Ich entlasse dich zurück in die Freiheit.“
Schief sah mich der kleine Puddingkopf an, ehe er aufstand und nickte: „Danke, Hanako. Bis zum Training.“
Kichernd sah ich ihm hinterher, bis ich eine leichte Kopfnuss bekam: „Wieso lässt du ihn laufen? Der hockt doch eh nur drinnen rum! Er muss sich auch einfach mal bewegen, wenn er nicht auf dem Spielfeld steht.“

Verständnisvoll sah ich Kuroo an: „Ich versteh dich ja, aber Kenma hat eben seinen eigenen Kopf und du musst das selbst als fürsorgliche Katzenmutter verstehen.“
Seufzend wackelte der schwarzhaarige Kopf hin und her, ehe sich jemand anderes einmischte: „Hey, hey, hey! Hana! Ich bin auch noch da!“
Auf und ab hüpfend hockte der Kapitän der Fukurodani neben mir. Grinsend nickte ich ihm zu: „Ich hab dich schon nicht vergessen, Bokuto! Keine Sorge.“
Freudig ließ er sich auf seinen Hintern fallen und sah uns alle neugierig an, während sein Kopf kreisend herumhampelte.

Als nächstes sah ich die beiden übrigen Mittelblocker an. Die zwei Erstklässler erschienen mir irgendwie hibbelig, was mich zum lächeln brachte.
Fragend richtete ich mich an alle: „Was verschlägt euch denn eigentlich zu mir? Es gibt doch genug zu tun, was sich nicht bei mir abspielt.“
Grinsend schüttelten die zwei Katzen aus der Gruppe die Köpfe. „Was sollte es denn Wichtigeres als dich geben?“, schmeichelnd rutschte Kuroo näher an mich, was ich amüsiert in empfang nahm.
Sanft schob ich ihn zurück und lachte: „Na gut. Wenn das so ist, dann sollten wir die Pause noch nutzen und irgendwas anständiges unternehmen!“
Motiviert nickten die vier Köpfe um mich herum und wir fingen an uns angeregt zu unterhalten.

*

Müde fiel ich auf meinen Futon. Zu meinem Missfallen hatte ich nichts dabei, womit man diesen seltsamen, aus dem Nichts erschienenen Knutschfleck verdecken konnte.
Der gesamte Tag war stressiger als erwartet, was mich echt an meine Grenzen getrieben hatte. Auch dieses dämliche drei gegen drei Spiel aus dem Mischmasch Karasuno, Fukurodani und Nekoma war übertrieben nervenaufreibend gewesen. Allein die Gruppe unter Kontrolle zu bekommen, war schwer gewesen.
Und als Hinata dann zusammen mit Kuroo während dem Match über Kenma geredet hat, war meine Geduld vollends verpufft.
Sie haben sich über den kleinen, faulen Puddingkopf richtig ausgetobt. Haben diskutiert, wen er länger aushalten würde, da Kenma Hinata immer fünf Bälle zuspielt und dann abhaut und bei anderen schon nach drei Bällen verpuffte.
Was mich daran besonders gestört hatte, war, dass Hinata als Zuspieler Kageyama und Sugawara hatten, doch die Beiden schienen wohl ihre eigenen Techniken zu korrigieren oder zusammen mit den anderen die Synchronangriffe mit einem oder mehreren Zuspielern zu üben.

Gähnend schloss ich die Augen. Wenn ich Glück hätte, käme Shimizu leise genug herein, um mich nicht aufzuwecken, aber war mein Schlaf normal feste genug, dass mich selbst ein Gewitter nicht wach bekam.
Vorfreudig kuschelte ich mich in mein Kissen hinein.
Da klopfte es plötzlich an meiner Zimmertür. Stirnrunzelnd richtete ich mich wieder auf und schrie einmal in mich hinein. Wer wollte denn so spät noch was von mir?
„Ja?“
Vorsichtig wurde die Tür aufgeschoben und es erschien eine kleine Gruppe mit breit grinsenden Gesichtern im Rahmen.
In mir brach kalter Schweiß aus. Warum sie? Warum jetzt? Hilfe!

Haikyuu!! - Blumen im Haar #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt