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Verschlafen fand ich mich in der Sporthalle wieder. Ich hatte die Nacht über richtig schlecht geschlafen, weshalb ich beinahe wieder zu spät zum Training gekommen wäre. Das Frühstück hatte ich auch ausfallen lassen müssen, da ich noch mal eingeschlafen war und erst kurz vor knapp wieder von Shimizu aus den Federn geworfen wurde.
Nun sah ich seufzend dabei zu, wie die Karasuno gegen die Nekoma verlor. Es stand 18:23 und trotz der herausragenden Leistung von Hinata, wurden sie nicht Herr über die Katzen.
Ich wusste nicht, ob es an der letzten Nacht lag, doch Kuroo schien wie besessen darauf zu sein, uns zu vernichten. Er spielte noch motivierter als sonst, hatte jedoch ein etwas anderes Gesicht auf. Sein typisches Grinsen war etwas schmaler und seine Augen nicht mehr so offen und fröhlich wie sonst, sondern eher etwas mehr ernst und verschlossen.

Ein wenig ärgerte mich sein Verhalten schon, denn all seinen Frust herauszulassen, indem er unser Team irgendwie versuchte zu zerstampfen, war auch nicht die feine Art.
Mit seiner provokanten Art, die nun wieder richtig herausbrach und mit der er Tsukishima das ganze Spiel über schon gereizt hatte, sorgte dafür, dass auch seine Aufschläge bei weitem aggressiver waren, als sonst.

Nach dem Anpfiff hatte er den Ball mit seinem Sprungaufschlag so böse zu uns herüber befördert, dass es selbst Nishinoya schwer hatte, diesen Ball anzunehmen – doch schien er auch die leichte Änderung von der Katze zu spüren, denn er fixierte nach der Annahme für einen kurzen Moment nur noch Kuroo.
Allerdings wurde sein Blick schnell wieder auf den Ball gelenkt, denn Kageyama spielte mit Hinata zusammen ihren ultimativen Schnellangriff. Zu meiner Verblüffung aber, bäumte sich Kuroo vor dem Kleinen auf und versuchte wohl den Punkt zu erkennen, zu dem die Krähe schlagen würde.
Zweifelnd schlug Hinata den Ball an Kuroo vorbei, doch schossen die Arme des Schwarzhaarigen urplötzlich herum und ließen den Ball laut zurück neben den Angreifer auf das Feld springen.

Nach dem zweiten Aufschlag vom schwarzen Kater, wurde der Ball von Kageyama zu Tanaka gespielt, der ihn schreiend auf das Feld schlug, doch wartete am Ende der Flugbahn plötzlich Yaku und nahm den Ball sauber entgegen.
Von ihm aus ging der Ball zu Kenma, der nicht lange fackelte und den Ball zu einem Angreifer spielte.
Freudig lief Yamamoto an und sprang vor dem Netz hoch, während er den Ball durch den Block aus Hinata und Tsukishima schmetterte und damit einen Punkt erzielte.

Danach Jubel von Seiten der Katzen. Während ihr Ass zufrieden gelobt wurde, kamen die Krähen angefressen vom Feld, wobei Daichi in die Hände klatschte und sein Team zur Tür scheuchte: „Dann laufen wir eben eine Runde! Das nächste Spiel gehört wieder uns!“
Sobald die Jungs anfingen zu laufen, griffen Shimizu und ich uns die Flaschen, um sie ihnen zu bringen. Allerdings wurde ich mittendrin hellhörig und spitzte die Ohren, um ein Gespräch der Katzen zu belauschen:

„Sag mal, hast du dich heute irgendwie mehr angestrengt?“
„Wie kommst du darauf?“
„Weil du aggressiver vorgegangen bist als sonst. Die letzten Spiele gegen die Karasuno hast du dich zwar angestrengt, aber nicht so wie eben, sondern nur so sehr, dass wir sicher nicht verlieren.“
„Tja. Vielleicht sollten wir einfach bei allen Spielen alles geben. Der Knirps macht das ja schließlich auch.“
„Wir strengen uns ja schon so an, dass da nicht mehr viel zu holen ist.“
„Sag das mal zu Kenma.“
„Schon klar, aber-“
„Nein, nichts aber. Ich wollte bloß sehen, wie stabil sie geworden sind, mehr nicht. Geh jetzt zu Lev und halt ihn von Yakkun fern, sonst bekommt er noch zu viel von ihm.“

Während mir Shimizu zu verstehen gab, dass ich mich beeilen sollte, quetschte ich mir die Flaschen unter den Arm und sah stirnrunzelnd zur Nekoma.
Gerade entfernte sich Inuoka von Kuroo und trat auf Lev zu, der wieder einmal böse von Yaku angesehen wurde. Als ich zurück zum Kapitän sah, begegneten sich unsere Blicke.
Schluckend verkrampften sich meine Arme um die Flaschen, denn der schwarze Kater hatte ein erschreckend ausdrucksloses Gesicht.
„Hanako! Komm jetzt!“
Heftig zuckte ich zusammen und sah, wie Kuroo mich mild grinsend ansah. Hastig wandte ich mich herum und rannte zur Tür, an der schon die ersten Jungs von uns wieder standen und auf die Flaschen warteten, die ausgerechnet ich hatte.

*

Während ich heute in der Halle hockte und den Jungs beim Trainieren zusah, fiel mein Blick auf Hinata, der von Kageyama, zu Tsukishima und dann mir sprang.
Abwartend sah ich ihn an und er fing sofort an zu reden, als er bei mir war: „Hana! Kommst du heute nochmal mit zum drei gegen drei Spiel? Kuroo wollte auch meine Blocks nochmal verbessern.“
Erstaunt sah ich ihn an: „Was? Wann hat der das denn angeboten?“
Scheinbar wusste der Kleine nicht, was so besonders daran sein sollte, legte den Kopf schief: „Naja… irgendwann heute eben. Nach der Mittagspause oder irgendeinem Match.“
Stirnrunzelnd schüttelte ich den Kopf und wurde nachdenklich: „Nein, ich bleibe heute hier.“

Jetzt verstand ich auch -oder ich glaubte zu verstehen-, wieso Kuroo sich so dermaßen ins Zeug gelegt hatte. Er wollte -vermutlich das aber an erster Stelle- seinen Frust abbauen, uns gleichzeitig jedoch auch vorführen, dass trotz allem bei jedem Spieler noch viel Luft nach oben war – und alles mit dem Vergleich zu ihm als Einzelnen, der für so ziemlich alle eine Person zum Aufsehen war, denn schließlich beherrschte er Attacken, Blocks und sogar noch sehr solide Sprungaufschläge.
Auf gewisse Weise war der schwarze Kater schon ein Monster. Er war keines wie Hinata, dessen Stärke und Geschick am Ende sehr vom Zuspieler abhingen, sondern ein Monster durch seine eigene Technik, die wohl das Normalmaß schon überstiegen hatte.

„Bitte komm mit!“
Erschrocken riss ich die Augen weiter auf und sah auf die auf und ab hüpfende Krähe vor mir. Verwirrt sah ich ihm dabei zu, wie er mich flehend ansah und sich wiederholte: „Bitte komm doch mit!“
Mir war zwar nicht ganz klar, wieso, doch würde es den Kleinen wohl ziemlich freuen, wenn ich mitkäme.
Seufzend murmelte ich: „Ich frage Daichi, ob ich noch jemandem beim Training helfen kann, sonst kümmere ich mich um euren Punktestand.“
Freudig nickte er und sprang wieder zu Tsukishima zurück, der ihm nur einen extrem genervten Blick schenkte, den wohl jeder normale Menschen als Provokation gesehen hätte – zum Glück oder eher nicht -was mir in dem Moment eigentlich reichlich egal erschien- war Hinata kein typisch normaler Mensch.

Haikyuu!! - Blumen im Haar #Wattys2019Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt