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,,I-Ich finde das steht mir nicht....", flüster ich unsicher als ich die Tür der Kabine öffne und mich vor Jackson stelle, der mit einem Stuhl direkt vor mir platz genommen hat. ,,Dreh dich um.", fordert er. Blöd nur, dass ich durch den Spiegel sehen kann, wie sein Blick direkt auf meinem Hintern landet und er sich, als würde er sich selbst etwas verbieten wollen, auf die Lippe beißt. ,,Sieht doch heiß aus.", haucht er nach wenigen Sekunden, wirft dann aber: ,,Wirklich gut!... gut...", hinterher und deutet auf das nächste Outfit. ,,Ich m-mag die Schule nicht schwänzen...", gebe ich aber leise von mir, statt mich umzuziehen. ,,Wir drei sind der Meinung, dass du etwas Spaß verdienst, also lass dich drauf ein.", murrt er genervt und tritt mir auffordernd gegen die Hüfte. ,,Ich habe a-auch ohne Schwänzen Spaß!", beteuer ich sauer und verschränke die Arme. ,,Milo, man muss auch mal die Regeln brechen.", sagt mein Gegenüber aber erstaunlich ruhig und schüttelt den Kopf ganz leicht, um meine vorherige Reaktion zu kommentieren. ,,Am Wochenende ist eine Party der Footballmannschaft, du solltest dafür gut aussehen.", sagt er schulterzuckend und drückt mich ins Innere der Kabine. ,,Ich kann dir auch beim umziehen helfen.", raunt er dann auch noch zu allem übel. Geschockt von dieser Aussage, schubse ich Jackson zurück und knalle die Tür zu. ,,Das war doch nur ein Scherz.", höre ich ihn lachen. ,,Aber gestern h-hast du auch... na ja du w-weißt schon." ,,Tja das kannst du mir wohl nicht verübeln." Daraufhin bleibe ich still. Es ist komisch so eine Aussage von der Person zu hören, dessen Vorlage ich gestern war...

Ein ein halb Stunden und zwei Geschäfte später sitzen wir in irgendeinen Hipstercafe und auch sehe den dreien dabei zu, wie sie seelenruhig an einen Kaffee schlürfen. Dabei kann ich das überhaupt nicht nachvollziehen. Ich sitze einfach nur nervös wippend da und versuche mit meinem Gedächtnis ins Reine zu kommen. Ich verstehe nicht, wie man beim Schwänzen so ruhig sein kann. Sie tun so, als würde das hier ein normaler Nachmittag unter Freunden sein. ,,W-Wie soll i-i-ich dir das Geld zurückzahlen?", frage ich Daniel leise und deute unsicher auf die Tüten, die auf meinem Schoß stehen. ,,Ne ne, das ist geschenkt.", winkt er bloß ab. ,,Bei uns war er noch nie so spendabel.", seufzt Troy und zwinkert mir dann zu. ,,Nutz das aus.", hängt er dann noch dran. Unsicher sehe ich erst Troy und dann Daniel ungläubig aus. Ich kann gar nicht fassen, dass Troy so eine Gutmütigkeit ausnutzen würde und mich dazu auffordert dasselbe zu tun! Dennoch nicke ich leicht sehe erneut unsicher auf die Tüten vor mir. Ich habe tatsächlich vier Papiertüten vor mir stehen, die mit Hosen, Oberteilen und Schuhen gefüllt sind. Aber alleine der Anblick dieser Sachen tut mir weh. Dafür musste Daniel, beziehungsweise sein Vater, bestimmt 400$ ausgeben...

Das schlechte Gewissen bleibt den ganzen Weg nach Hause noch bestehen. Erst vor meiner Haustür steigt die Panik in mir. Ich hoffe einfach, dass meine Eltern arbeiten sind und mich nicht mit all den Sachen erwischen. Da aber kein Auto in der Einfahrt steht, bin ich mir fast schon sicher, dass sie beide weg sind. ,,Ich komme noch kurz mit rein.", murmelt Jackson leise, als ich bereits mit einem Bein auf der Straße stehe. Kaum im Flur angekommen, drückt der deutlich größere mich an die nächstbeste Wand und sieht mir so eindringlich in die Augen, dass ich meinen Blick aus Angst nicht von ihm abwenden kann. ,,Zieh morgen etwas davon zur Party an. Ich hole dich um acht ab.", haucht er rau in mein Ohr und legt seine Hand fest an meine Hüfte. ,,Wegen deinen Eltern... ich krieg dich schon irgendwie hier raus. Und mach dich auf eine Menge Spaß bereit.", ergänzt er grinsend. Seine andere Hand streicht währenddessen über meine Wange. Noch immer ist sein Blick starr auf meine Augen gerichtet und wenn ich ehrlich bin, schüchtert mich dieser Ausdruck ein. ,,I-Ich will keinen Ärger...", flüster ich, senke meinen Blick dann doch und drücke den Älteren von mir weg. ,,Du hast den master of disaster bei dir. Es wird nichts passieren." ,,Der Titel weckt k-kein Vertrauen i-in mir.",,Ich meine es erst; du wirst keinen Ärger bekommen. Nicht wenn du bei mir bleibst.", erwidert er bloß. Kurz scheint er etwas zu überlegen, da seine Augen an meinen Lippen kleben bleiben, als ich bloß eine unsichere Antwort von mir gebe. Kaum scheint er sich aber wieder gefangen zu haben, flüchtet er aus meinem Haus und lässt mich mit schwer pochendem Herzen in dem spärlich beleuchteten Flur zurück.

So schnell ich kann verstaue ich meine neuen Klamotten, zerreise Preisschilder und Tüten und setze mich ein wenig außer Puste an meinen Schreibtisch. Sofort mache ich mich daran, eine Email an meine Lehrer zu schreiben, in der ich notdürftig erkläre, dass bei mir plötzliche Übelkeit und Schwindelanfälle auftraten und ich aufgrunddessen nach Hause gegangen bin. Selbst wenn ich noch daran zweifle, dass ich glimpflich davon komme, mache ich mich nun, mehr oder weniger ruhig, daran etwas zu lernen und möglichen Stoff von Heute nachzuholen. Auch gehe ich eine Probeprüfung durch, um mit den Schwierigkeitsgrad der Aufnahmeprüfung auf Tuchfühlung zu gehen. Erst als ich das Gefühl habe, mein Kopf würde rauchen und die Uhr auf meinem Handy mich darauf hinweist, dass wir bereits neun Uhr haben, stehe wieder auf und lasse mich mit einen langgezogenen Seufzen auf mein Bett fallen. Ich habe zwar von vier bis neun Uhr gelernt und bin mir sicher, dass kein bisschen mehr in meinen Kopf passt, fühle ich mich so unfassbar schlecht. Niemals hätte ich gedacht, dass ausgerechnet ich schwänzen würde, aber ich kann jetzt schon sagen, dass ich sowas nie wieder machen will. Eigentlich ist ja nichts großes dabei... Mit Sicherheit hat schon mehr als die Hälfte an meiner Schule einmal geschwänzt, aber dieses schlechte Gewissen, das ich habe lässt mich einfach nicht los und irgendwie zerrt das an meinen Nerven. Ich hoffe bloß, die drei tun mir sowas nie wieder an!
Und was diese Party betrifft, muss ich mir auch noch was überlegen. Ich kann nicht einfach von zu Hause abhauen! Zudem will ich ja nicht mal auf diese Feier. Sowas gehört einfach nicht in meine Welt.

nerdy ass ➹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt