fourteen➹

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Es ist bereits Viertel vor fünf durch, als Milo seine Augen öffnet und langsam in die Küche gestolpert kommt. Ich hätte ihn sowieso in spätestens fünf Minuten wach gemacht, damit wir zusammen mein mexikanisch angehauchtes Rührei essen können. ,,T-Tut mir leid, d-dass ich geschlafen habe...", haucht er und stellt sich nervös neben mich. ,,Ist schon gut.", kommentiere ich bloß und lächle leicht. ,,Ich hoffe du magst scharfes Essen.", hänge ich dann schnell dran und hole schon mal zwei kleine Teller aus eine der Schubladen. ,,Na ja..." ,,Mhh... aber das wird dir gefallen!", sage ich siegessicher und grinse breit. Zögerlich sieht der junge erst in die Pfanne und dann auf mich, ehe er ein leises: ,,Hoffentlich.", murmelt und dann fragt, ob er sich an die Theke, gegenüber von mir, setzen darf. Natürlich bejahe ich, packe aber, bevor er gehen kann, nach seinem Arm und halte ihn zurück. Sanft ziehe ich ihn näher zu mir und packe nach seinen Haaren. Aufgrund von seiner Schlafeinlage hat er seine Haare ganz zerstört, die ich nun versuche in Form zu bringen. Die Tatsache, dass er schon wieder knallrot wird, ist unfassbar niedlich, doch mein Blick bleibt an seinen Augen hängen, die unsicher hin und her flackern. Wäre das hier ein Film hätte man super den ersten richtigen Kuss der Protagonisten einbauen können. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der Kuss von gestern so schön war, dass er das wiederholen wollen würde, richtig?

,,War der Kuss schön?", spreche ich meine Gedanken leise flüsternd aus und denke gar nicht daran, meinen Blick von seinen wirklich schönen Augen abzulenken. ,,N-Na ja... nicht wirklich, nein...", gibt er leise zu und wenn es möglich ist, wird er noch röter. Kurz halte ich meine Luft an und hebe meine rechte Hand an, um sie auf die glühende Wange meines Gegenübers zu legen. Ein leichtes Kribbeln durchfährt meinen Körper und nach einem kurzen Aussetzter, schlägt es schneller weiter.
Mit Sicherheit denkt Milo jetzt, ich wäre ein schlechter Küsser... und das kann man ja wohl kaum so stehen lassen, nicht wahr? Überzeugt davon lehne ich mich nach vorne und lege meine Lippen ganz vorsichtig auf seine. Sie sind butterweich und wirken fast so, als hätte er gearde erst eine Lippenpfelge benutzt. Zittrig atmen wir beide durch die Nase ein, ehe ich meine Lippen langsam zu bewegen beginne und ihn noch näher an mich ziehe, sodass unsere Körper sich berühren. Milo ist sichtlich angespannt und weiß nicht was er tun soll. Doch ich lasse nicht locker und mache langsam weiter. Meine Augen sind die ganze Zeit über geschlossen, so kommt es für mich umso überraschender, als ich Milo's kleine Hände an meiner Hüfte spüre und er den Kuss langsam zu erwidern beginnt. Nun strömt auch bei mir das Blut in die Wangen und ich kann kaum glauben, was ich gearde tue. Dennoch dauert es noch einige Sekunden, ehe wir uns mit einem leisen Schmatzen voneinander lösen und uns gegenseitig ungläubig ansehen.

,,Ich wollte dir nur zeigen, dass ich ein guter Küsser bin.", sage ich leise, leicht überfordert und drehe mich schlagartig zur Pfanne, um deren Inhalt ein wenig umrühre. Milo gibt bloß ein untergehendes Räuspern von sich und geht seinem eigentlichen Vorhaben nach. Jetzt ist die Stimmung zwischen uns allerdings angespannt und wie ich das ganze auflockern soll, ist mir nicht bewusst. Ich schlucke jedes mal schwer, wenn ich einen Blick auf den Jungen werfe, der seinen Kopf Richtung Tischplatte gerichtet hat und das Muster der Mamoroptik nachmalt. Leise räuspernd beginne ich, die Teller zu füllen und erhebe nebenbei meine Stimme: ,,Ich coache um sechs Uhr die Footballmannschaft der Junior High und habe danach selbst Training, willst du vielleicht zugucken?" Unschlüssig sieht der Jüngere kurz zu mir, ehe er vorsichtig den Kopf verneinend schüttelt. ,,Ich muss n-nach Hause. I-Ich bin schon viel z-zu lange hier.", beantwortet er meine Frage leise, ehe er langsam zu essen beginnt. Ich lasse mich währenddessen neben ihm nieder und nicke kurz darauf leicht. ,,Ich würde dich ja nach Hause bringen, aber Josh hat das Auto.", sage ich leise und sehe bedauerlich auf meinen Teller. Das hätte vielleicht ein Ausgleich für die unangenehme Situation sein können.

Pünktlich um acht ihr bin ich endlich mit den kleinen Gören durch und schmeiße mich selbst in meine Trainingsklamotten. Passend in dem Moment kommen Danny und Troy angelaufen und begrüßen mich mit einem flüchtigen Handschlag. ,,Leute, ich glaube ich haben einen Fehler gemacht.", gestehe ich sofort und blicke mit verzerrter Miene in die Gesichter der beiden. ,,Was meinst du?", fragt Troy sofort verwirrt. ,,Na ja... es könnte sein, dass ich Milo geküsst habe." ,,Hast du doch gestern auf der Party auch schon.", sagt Daniel leise und sieht mich ebenfalls verwirrt an. ,,Aber ich habe ihn vor ein paar Stunden geküsst! Vollkommen nüchtern!", rufe ich laut und raufe mir die Haare. ,,Ich will das nicht mehr machen, ich will diesen Jungen nicht mehr wieder sehen! Ich-" ,,Jetzt mach mal halblang, Junge! Ist ja nicht so als wäre das dein ersten Kuss gewesen!" ,,Troy ich habe dabei was gefühlt! Mein Herz, Alter. Ich bin rot geworden! Ich-" ,,JUNGS KOMMT ZUSAMMEN!", ruft unser Coach plötzlich durch ein Megafon. ,,ICH WEIß, DASS IHR ALLE SCHÖN GEFEIERT HABT, ABER WEIL ICH NICHT EINGELADEN WURDE, LASSE ICH EUCH HEUTE EIN WENIG LEIDEN!", schreit er weiter und sieht uns breit grinsend . Ein Seufzen geht durch die Runde, ehe wir ohne eine weitere Anweisung anfangen zu laufen. Wenn der Coach sagt, er will uns leiden lassen, heißt dass wirklich, dass er uns leiden lassen wird. Das letzte mal habe ich danach wie ein Schwein gestunken und konnte mich gefühlt kaum noch auf den Beinen halten. Bei jedem Schritt haben meine Beine gezittert, dabei bin ich jemand, der seit Jahren gefühlt nichts anderes getan hat, als Sport.

nerdy ass ➹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt