Milo Weston Harrison
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Auch wenn das Essen wirklich schön und auch unfassbar lecker ist, ist die Stimmung gedrückt und ich fühle mich nicht wirklich wohl. Geredet haben wir nach der zweiten Vorspeise, einer kleinen Suppe, auch nicht mehr wirklich. Erst als wir wieder an dem Motorrad stehen, nimmt Jackson mein Kinn zwischen seine Finger und zwingt mich dazu ihn anzusehen. ,,Willst du noch was machen, Kleiner?", fragt er leise und legt seine andere Hand währenddessen an meine Hüfte. ,,Lieber n-nicht... sonst bekomme meine Eltern noch was mit.", erkläre ich leise und wende mich schnell von ihm ab. Ich will das gerade nicht und wenn ich ehrlich bin, will ich nur noch Hausaufgaben machen und die Sache von heute morgen vergessen. Ich mag nicht mehr daran denken und alleine seine Präsenz zu spüren tut mir weh.
Kaum bin ich wieder in meinem Zimmer, schmeiße ich mich auf mein Bett und lasse einen erstickten Schrei raus. Mal abgesehen von dem körperlichen Schmerz, tut meine Seele weh. Ich habe meinen ersten Kuss irgendwie an ein aggressives Arschloch verschwendet, und so schwach wie ich bin, konnte ich nicht mal nein zu ihm sagen, als er vor mir stand und um das Essen gebeten hat. Ich bin wirklich schwach. Viel zu schwach.
Schwer seufzend drehe ich mich auf den Rücken und streiche kurz meinen Bauch. Ich schlucke schwer und schließe meine Augen. Mir ist schlecht. Nicht wegen dem Essen, das war wohl das beste, was ich je gegessen habe. Mir ist schlecht, weil ich daran denken muss, was Jackson mir am dem Kopf geworfen hat. Denken die Leute an der Schule wirklich, dass ich es mit den Lehrkräften am laufen habe, nur um meine guten Noten aufrecht zu halten? Das ist abartig und auch sehr verletzend. Als Nerd bezeichnet zu werden ist für mich Alltag. Auch wurde mir schon öfter an den Kopf geworfen, ich würde nur so unschuldig tun, um mich bei den Lehrern einzuschleimen. Und tatsächlich hat man schon des öfteren meine Snapchat-ID oder meine Nummer veröffentlich, sprich an Toiletten- oder Umkleidewände geschrieben und zeitgleich sexuelle Dieste angeboten. Ich bin sowas eigentlich also schon gewöhnt, aber zu wissen, dass man wirklich denkt, ich wäre so ein billiges Betthäschen, setzt mir ganz schön zu. Ich weiß, dass das alles meist nur Spaß ist, sie wollen den schüchternen Jungen mal ausrasten sehen. Nur das scheint ernst zu sein. Ich verstehe nur nicht warum. Kann man sich etwa nicht vorstellen, dass ich mir das alles selbst verdiene?
Ich unterbreche meinen Gedankengang, als ich das brennen in meinen Augen realisiere. Sofort setze ich mich gearde auf und atme ein paar mal tief durch. Ich sollte das nicht so an mir nagen lassen!
Entschlossen stehe ich auf und laufe in mein Badezimmer. Die kleine Uhr über dem Siegel verrät mir, dass wie bereits kurz nach zehn haben und ich mich dementsprechend langsam umziehen und meine Hausaufgaben machen sollte. Auch wenn mir dazu unüblicher Weise die Motivation fehlt. Doch ich schaffe es, mich aufzuraffen und lande so um ungefähr elf Uhr zufrieden in meinem Bett, unter der flauschigen Decke.Der nächste Morgen ist ein wenig stressig. Ich verschlafe um eine halbe Stunde und habe dementsprechend Schwierigkeiten, pünktlich zum Unterricht zu erscheinen, doch es funktioniert irgendwie.
Jetzt fällt mir allerdings viel mehr auf, wie ich angesehen werde und wie über mich getuschelt wird, wenn ich einen Beitrag zum Unterricht habe oder etwas notiere, was andere total unwichtig finden. Umso erleichterter bin ich, als es endlich zum Lunch leutet. Leider hat es aber angefangen zu regnen, weshalb ich mich auf eine Bank im Flur zwischen den Spinden setze. Es dauert aber nicht lange, um genau zu sein zwei Seiten meines Buches, bis sich zwei Gestalten vor mir aufbauen und meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. ,,Hey Milo.", kommt's von Troy, der im Gegensatz zu Daniel sofort neben mir Platz nimmt, ,,Willst du mit in die Cafeteria? Wir wollten was essen gehen.", fragt er, nimmt mir dazu mein Buch aus der Hand, damit ich ihn ansehe. ,,Jackson ist auch nicht da. Der chillt im Krankenhaus.", hängt Daniel dran, worauf ich stutzig werde. Er hatte doch nicht wohl einen Unfall?...
,,Also?" ,,Mh-hm...", erwider ich leise und hoffe, dass die beiden meine insgeheime Sorge um Jackson nicht bemerken. ,,Yay!", kommt es von meiner rechten, ehe mir Troy auf die Schulter schlägt und mich hochzieht.
Kaum sitzen wir in der Cafeteria an einem Tisch und fangen an die kleine Speise zu vernichten, bemerke ich die Blicke der anderen Schüler, die sich schmerzhaft in meinen Rücken einbrennen. Ich versuche zwar stark zu bleiben, aber dennoch fangen meine Augen einige Augenblicke später an zu brennen. Wahrscheinlich denken die, ich würde auch noch das Betthäschen der Jungs sein, um endlich "cool" zu sein...
,,Entschuldigt mich.", sage ich leise, mit brüchiger Stimme und flüchte mit Sack und Pack aufs nächste Klo. Entgegen meiner Erwartung folgen die beiden mir aber und sehen mich fast schon besorgt an. ,,Was ist denn los?", fragt der größere der beiden und zieht seufzend eine Augenbraue in die Höhe. ,,Ach nicht-" ,,Rede!", fordert nun der andere, verschränkt dabei seine Arme. ,,J-Jackson meinte, es w-würden gewisse Gerüchte rumgehen... und dann d-diese Blicke der anderen..." ,,Ach das-" ,,Danny!", zischt Troy seinen Freund an und stößt unsanft in seine Seite. ,,Was soll man das leugnen, man?!", fragt dieser aber laut und wendet sich dann wieder an mich, ,,Nimm dir das nicht so zu Herzen. Die Leute brauchen was zum reden. Hauptsache ist doch, dass wir wissen, dass es nicht so ist. Immerhin hast du ja auch schon mal was verhauen..." Er spielt auf den Test an... na toll. Ohne dieses bescheuerte Teil wäre mein Leben noch in Ordnung und ich könnte in aller Ruhe lernen, lesen und Musik hören.
,,Aber Jackson-" ,,Der Junge redet viel wenn der Tag lang ist. Und vor allem wenn er sauer ist. Er war der erste von uns, der die Gerüchte angezweifelt hat, Kleiner.", unterrichtet Daniel mich sofort und wuschelt mir mit einem aufmunternden Grinsen durch die Haare. ,,Danny hat recht. Du solltest dich davon nicht so unterkriegen lassen."
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nerdy ass ➹
Teen Fiction❀*̥˚❀*̥˚❀*̥˚❀*̥˚ ,,Vielleicht... Vielleicht sollten wir nochmal von vorne anfangen.", haucht er leise gegen meine Wange und zieht mich ein wenig aus der Haustür hinaus. ,,Gib mir eine Chance, dass wieder gut zu machen!", redet er weiter. Aus Panik...