twenty one➹

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,,DU HAST HAUSARREST!", werde ich schreiend begrüßt, als ich mein Haus betrete, und prompt, mit meinen Straßenschuhen, in die Küche gezogen, wo meine Mutter mir den weißen Umschlag mit dem Schullogo entgegen schmeißt und voller Zorn die Hand hebt. ,,Was fällt dir ein, so einen Mist zu bauen?! WIR OPFERN DIR UNSER GESAMTES LEBEN UND GEBEN ALLES FÜR DICH! UND DU?! Dir fällt nichts besseres ein als uns jeden Tag aufs neue zu enttäuschen!", zischt sie zum Ende hin und dreht sich schnaubend um, um in das kleine Büro zu verschwinden. ,,Du solltest dich schämen!",  ruft jetzt auch mein Vater und sieht mich böse funkelnd an. ,,Dad, b-bitte, das sind n-nur Hausaufgaben-" ,,So habe ich dich nicht erzogen!", unterbricht er mich, hebt den Brief auf, nur um ihn mir vors Gesicht zu halten und damit rumzuwandeln. ,,Das hier, mein Lieber, bedeutet zwei Wochen Hausarrest! Du bleibst jetzt hier unten und holst diese Aufgaben nach! Wenn du das deinen Lehrern zeigst hoffe ich auf Nachsicht! Du kannst dir verdammt nochmal keine Fehler leisten!", spuckt et mir Wort für Wort ins Gesicht und kommt mir dabei bedrohlich nah. Tränen sammeln sich in meinen Augen, weinen kann und sollte ich jedoch nicht. Mein Vater würde nur noch sauer werden und mir wieder an den Kopf werfen, dass ich versuche durch Mitleid meine Fehler weniger schwerwiegend zu machen. ,,Setz dich!", zischt er und deutet auf unseren Esstisch. Eingeschüchtert nicke ich und renne schnurstracks auf meinen Stammplatz.

Zwanzig Minuten dauert es, bis ich alles nachgearbeitet habe. Meine Eltern scheinen mich zu ignorieren. Nicht mal kontrollieren wollen sie meine Aufgaben. Schwer seufzend stopfe ich all meine Sachen in meinen Rucksack, ziehe endlich meine Schuhe aus und gehe so leise wie möglich nach oben. Ich will gearde wirklich alles, außer bei den beiden zu sein.

Der nächste Schock lässt allerdings nicht lange auf sich warten. Kaum betrete ich mein Zimmer, fällt er Rucksack, den ich in meiner rechten Hand gehalten habe, auf den Boden und mein Kiefer klappt nach unten. ,,Nein...-", hauche ich leise und schüttel ungläubig meinen Kopf. Meine ganzen Bücher sind weg, meine Kopfhörer auch und als ich die Schubladen meines Schreibtisches aufreißen entdecke ich nicht mehr, als das nötigste. Der kleine Fernseher hängt nicht mehr an der Wand, selbst die Musikbox ist verschwunden. Sämtliche Bilder wurden abgehangen und kleinere Dekoration wurde auch weggepackt!
Ungläubig drehe ich mich kurz um Kreis, um alles zu realisieren, ehe ich meine Tränen nicht mehr aufhalten kann. Nur weil ich einmal meine Hausaufgaben nicht mache, tun mir alle solche Dinge an. Meine Eltern und auch die Lehrer haben doch vollkommen überreagiert! Jedem passiert sowas mal! Nur weil ich sonst immer alles habe, heißt das nicht, dass ich nicht auch mal vergesslich bin oder Stress habe!

Leise schluchzend schließe ich die Tür und gehe zu meinem Bett um mein Lieblingsbuch unter der Matratze hervor zu holen. Aber selbst als ich es fest an mich drücke und mich daran kralle, fühle ich mich kein Stück geborgen. Dieses Buch gibt mir sonst immer Sicherheit und entführt mich aus dieser Welt. Nur jetzt bringt es mir rein gar nichts. Es mag übertrieben klingen, aber dieses Zimmer fühlt sich nicht mehr wie meins an. So gut wie alle persönlichen Gegenstände von mir sind weg, was mir die Vertrautheit zu all dem hier nimmt.

Immer bitterlicher fange ich an zu weinen, schaffe es dennoch, mich in mein Bett zu hiefen und mich unter der Decke zu verkriechen. Sich am späten Nachmittag in den Schlaf zu weinen, während man mit einem Buch kuschelt und sich in einem fremd wirkenden Zimmer befindet, hört dich unfassbar banal an. Dennoch ist es für mich gerade eine sehr angenehme Lösung, um von all meinen Problemen zu flüchten.

Ich weiß, dass meine Eltern mich noch lange ignorieren werden. Sie werden noch weiter für mich kochen und mich kontrollieren. Allerdings so, dass es nur dann passiert, wenn ich nicht in Reich- oder Sichtweite bin. Ich hasse dieses Gefühl. Dieses Gefühl Luft zu sein, was nur dann aufkommt, wenn meine Eltern böse sind. Aber was erwarte ich auch anderes. Ich habe es wahrscheinlich nicht mal anders verdient...

nerdy ass ➹Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt